Wenn Menschen sich nicht sicher fühlen, dann trauen sie sich wenig. Sie möchten damit vermeiden, sich schlecht zu fühlen, weil sie gemaßregelt wurden. Das Gegenteil ist psychologische Sicherheit. Sie bedeute in einer sozialen Gruppe Fehler zuzugeben, seine Meinung zu äußern oder Fragen zu stellen ohne Angst und Sorgen vor Abwertung.
Damit sollte klar sein, dass die Entwicklung von psychologischer Sicherheit die Grundlage ist, um im Unternehmen einerseits eine Atmosphäre zu schaffen, in der alle Beteiligten engagierter sind und andererseits, um produktiver und effizienter zu werden. Denn nur, wenn sich alle MitarbeiterInnen trauen, anzusprechen, wenn etwas nicht optimal läuft oder sie in ihren Arbeitsschritten Verbesserungspotenzial aktiv aufdecken, dann können Potentiale gehoben werden.
Das ist Viktoria Schütz
Viktoria Schütz ist geschäftsführende Gesellschafterin der Deguma-Schütz GmbH. Sie leitet das Familienunternehmen seit 2019 in zweiter Generation. Davor arbeitete sie unter anderem bei Zalando und Bionade. Schütz studierte Global Management in Bremen, São Paulo und Shanghai sowie Marketing-Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
Schütz setzt sich sehr für das Thema New Work ein und hat bei sich im Unternehmen die Vier-Tage-Woche eingeführt.
Vielleicht glaube ich selbst, dass es keinen Grund gäbe, mir gegenüber unsicher zu sein. Das kann ich mit einem Selbstversuch testen: wie reagiere ich wirklich, wenn jemand aus meinem Team einen Vorschlag macht oder Kritik an meiner Arbeit übt? (Wenn niemand Kritik übt, ist das kein gutes Zeichen!).
Wie ist meine erste (Mikro-)Reaktion? Meine Mimik? Mein Atem? Die erste Reaktion wird oft von der inneren Haltung bestimmt. Denke ich, dass MitarbeiterInnen mich angreifen, wenn sie Kritik üben oder Verbesserungsvorschläge machen? Dann reagiere ich wahrscheinlich dementsprechend negativ, wenn nicht sogar aggressiv. Passiert das zwei-dreimal, dann werden die meisten Menschen sich mir gegenüber nicht mehr so offen äußern. Das ist natürlicher Selbstschutz. Ich selbst machen das in anderen Lebensbereichen vermutlich ähnlich.
Deguma-Chefinnen Schütz und Dingfelder über New Work im klassischen Maschinenbau
Führungskräfte sind Vorbilder und bestimmen mir ihrer Haltung und ihren Reaktionen die Stimmung und den Umgang miteinander im ganzen Unternehmen und damit auch den Grad der psychologischen Sicherheit. Manchmal kommen sinnvolle Lösungen zu einem Thema von Menschen, die gar nicht aus dem betreffenden Fachbereich kommen, sondern ganz unvoreingenommen etwas sehen und damit die Lösung finden. Fällt dann ein Satz wie, davon hast du doch gar keine Ahnung. Dann wird sehr wahrscheinlich nicht nur diese Person sich zukünftig nicht mehr äußern, sondern auch alle anderen, die das mitbekommen haben.
Doch wie kann ich psychologische Sicherheit schaffen? Wie so oft, geht es hier als erstes um die eigene Einstellung, das so genannte Mindset. Trauen ich anderen Menschen generell etwas zu? Betrachte und behandle ich andere Menschen auf Augenhöhe – unabhängig von Bildungsabschluss, Rolle im Unternehmen und Kompetenz? Wieso fühlt sich Kritik an meiner Arbeits- und Führungsweise vielleicht existenziell schlimm an?* Psychologische Sicherheit beginnt also bei mir selbst.
Abgesehen davon, kann ich im Alltag psychologische Sicherheit üben, indem ich aktiv wertschätzender mit den Menschen in meinem Team umgehe, Kritik erstmal annehme und drüber nachdenke, bevor ich sie ablehne (den Raum zwischen Reiz und Reaktion trainieren, etwas durch Atemtechniken) und nahbar bin. Ich mir also Zeit nehme und mit meiner Aufmerksamkeit präsent bin, wenn jemand etwas ansprechen möchte.
Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrung mit diesem Thema! Schreiben Sie mir an info@viktoria-schuetz.de
*In meiner letzten Kolumne habe ich über das Thema 'Glaubenssätze' geschrieben.