Ich bin ein großer Fan davon, Menschen zu bestärken, eigenverantwortlich zu arbeiten und selbst Entscheidungen zu treffen. Wenn jemand für etwas ausgebildet ist, erwarte ich sogar, dass er oder sie seine Aufgaben eigenverantwortlich erledigt. Leider funktioniert das in der Praxis nicht immer. Aber woran liegt das?
Einige unter Ihnen werden jetzt denken, das ist halt so, manche Leute sind dafür nicht geeignet und benötigen Anweisungen. Schön öfter habe ich dazu den Satz gehört „Die können das halt nicht.“
Aber das ist mir zu kurz gedacht. Einerseits habe ich den Glauben daran, dass jede:r sich weiterentwickeln kann, und andererseits haben wir am Ende alle mehr davon, wenn wir es schaffen, die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken. Auch wenn das am Anfang schwierig ist und viel Mühe kostet.
Das ist Viktoria Schütz
Viktoria Schütz ist geschäftsführende Gesellschafterin der Deguma-Schütz GmbH. Sie leitet das Familienunternehmen seit 2019 in zweiter Generation. Davor arbeitete sie unter anderem bei Zalando und Bionade. Schütz studierte Global Management in Bremen, São Paulo und Shanghai sowie Marketing-Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
Schütz setzt sich sehr für das Thema New Work ein und hat bei sich im Unternehmen die Vier-Tage-Woche eingeführt.
Das Elternhaus spielt eine entscheidende Rolle
Schauen wir uns dazu die Sozialisierung der Menschen an: Sie findet hauptsächlich innerhalb der Ursprungsfamilie und der Berufsausbildung statt.
Wir wissen heute, dass die Prägung, die im Elternhaus entsteht, für den Rest des Lebens eine entscheidende Rolle in der Entwicklung eines Menschen spielt. Fallen zum Beispiel immer wieder Sätze wie, „Da siehst du, was du davon hast“, wenn ein Kind etwas ausprobiert, das misslingt oder fallen in der Ausbildung Zurechtweisungen wie „Du wirst hier nicht fürs Denken bezahlt“, dann brauchen wir uns nicht wundern, dass diese Menschen als Erwachsene nicht gerne in die Eigenverantwortung gehen.
Nun kann man sich denken, die Menschen sollen sich nicht so anstellen und diese Erfahrungen von damals einfach vergessen. Aber so funktionieren Glaubenssätze nicht. Denn das fiese an ihnen ist, dass man meistens nichts von ihnen weiß. Sie schlummern in unserem Unterbewusstsein und steuern uns von dort aus. Sie, mich, alle Menschen.
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Unternehmen müssen psychologische Sicherheit schaffen
Wenn wir also möchten, dass Menschen in die Eigenverantwortung gehen, müssen wir ihnen helfen, ihre Glaubenssätze zu erkennen, abzubauen und immer wieder positive Erfahrungen zu machen, die ihnen das Gegenteil beweisen. Das erfordert viel Geduld und Beharrlichkeit. Allerdings kann ich aus der Erfahrung in meinem Unternehmen berichten, dass es sich letztendlich lohnt.
Da wir als Arbeitgeber:innen oder Vorgesetze keine Therapeut:innen sind, können wir nur oberflächlich daran arbeiten. Aber zumindest können wir den Menschen in unseren Unternehmen vielleicht die Augen dafür öffnen, welches Potenzial in ihnen steckt.
Damit Menschen für Eigenverantwortung bereit sind, muss ich als Arbeitgeberin eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit schaffen. Wenn sich alle Menschen im Unternehmen trauen, Aufgaben eigenverantwortlich zu übernehmen, anzusprechen, wenn etwas nicht gut läuft oder in ihren Aufgaben Verbesserungspotenzial aufdecken, können sich ungeahnte Möglichkeiten entfalten.
Wie wir in unserem Unternehmen psychologische Sicherheit entwickelt haben, darüber schreibe ich das nächste Mal.