Auch die PRODUKTION war auf der Hannover Messe mit einer Veranstaltung vertreten: (von links) Chefredakteur Claus Wilk diskutierte mit Frederike Krebs (VDMA), Thomas Schneider (Trumpf) und Thomas Fetting (Wilo) zum Thema Kreislaufwirtschaft.

Diskutierten über Kreislaufwirtschaft (von links): Chefredakteur Claus Wilk, Frederike Krebs (VDMA), Thomas Schneider (Trumpf) und Thomas Fetting (Wilo). (Bild: Jan Kulke)

Rohstoffabhängigkeiten reduzieren, Kosten sparen, Nachhaltigkeit fördern, … Die Kreislaufwirtschaft bringt viele Vorteile mit sich – sowohl für Verbraucher als auch für die Industrie. Das Thema wird in der Branche deshalb gerade stark diskutiert – auch auf dem Maschinenbau-Gipfel-Salon auf der Hannover Messe.

Kreislaufwirtschaft an sich sei im Maschinenbau nicht neu, erklärte Friederike Krebs, Referentin für Umwelt und Nachhaltigkeit im VDMA European Office, PRODUKTION-Chefredakteur Claus Wilk. Die Branche habe schon immer langlebige Produkte entwickelt, für die es Ersatzteile gibt. Die derzeitigen Herausforderungen wie Ressourcenknappheit, treiben die Diskussion nun weiter an. Es gehe nun unter anderem darum, Technologien neu zu denken und Lebenszyklen zu verlängern.

Außerdem gibt es für den Maschinenbau auch immer mehr Möglichkeiten, neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Krebs sieht deshalb bei der Kreislaufwirtschaft noch viel Potenzial für den Maschinenbau. Und: „Die Politik wird uns auch immer mehr in diese Richtung drücken“, sagte sie.

Kreislaufwirtschaft: Das war der Aha-Moment bei Wilo

Thomas Fetting, Group Director Analysis, Repair & Recycling berichtete von den Anfängen bei Wilo: Das Unternehmen hat sich aus der Not heraus 2012 zum ersten Mal mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Es brauche immer einen Aha-Moment, um etwas zu ändern, sagte Fetting. Bei Wilo war es der chinesische Exportstopp von Seltenen Erden. „Das war die Ohrfeige dafür, dass man vorher alles in China bestellt hat“, meinte Fetting.

Das Dortmunder Unternehmen hat daraufhin in Projekten zum Beispiel geschaut, wie es Produkte künftig entwickeln will und in welchen Bereichen es Verwendung gibt.  Dabei wurde Fetting zufolge unter anderem festgestellt, dass jährlich 6.000 bis 8.000 ungebrauchte Produkte, die zurückgekommen sind, verschrottet wurden. „Solche Dinge aufzuzeigen und zu ändern, hat viel gebracht“, sagte er auf dem Maschinenbau-Gipfel-Salon. Die Themen Kreislauf und Recycling sei bei vielen Firmen aber noch nicht angekommen.

Podcast: Prof. Günther Schuh über Kreislaufwirtschaft

Der Weg von Trumpf zur Kreislaufwirtschaft

Nachhaltigkeit war in der Branche in der Vergangenheit aus verschiedenen Gründen nicht im Fokus, hat auch Dr. Thomas Schneider, Managing Director R&D bei Trumpf Werkzeugmaschinen, bemerkt. „Jetzt gibt es eine große Zäsur“, sagte er. So werden zum Beispiel Lieferketten neu gedacht und analysiert. Vielfach seien es auch die Kleinigkeiten in den Geschäftsprozessen gewesen, die früher nicht geändert wurden, inzwischen aber schon. „Früher konnten wir Materialen nicht zurückbuchen, jetzt ist es möglich“, sagte Schneider.

Bei Trumpf stand zunächst die Nachhaltigkeit der eigenen Fabriken im Fokus. Dabei habe man dann festgestellt, dass das meiste Material bei den Kunden verbraucht werde, erklärte Schneider. Mit diesen Erkenntnissen hat das Ditzinger Unternehmen anschließend das Geschäftsmodell „Pay per part“ entwickelt, „um eine ganzheitliche Kreislaufwirtschaft aufzubauen“, so Schneider. Trumpf bekommt durch das neue Modell die Daten nicht erst, wenn die Maschine an das Unternehmen zurückgeht, sondern in Echtzeit, so Schneider. Trumpf als Eigentümer der Maschine kümmert sich außerdem darum, dass die Maschine instandgehalten und refurbished wird.

Alle drei Gäste sprachen sich dafür aus, mehr für Kreislaufwirtschaft zu tun. „Kreislaufwirtschaft ist keine Raketentechnik, sondern logisches Denken“, sagte Fetting. Das Wichtigste sei die Motivation, etwas ändern zu wollen. Die Frage sei nicht, ob man Kreislaufwirtschaft nutzt, sondern wie, ergänzte Krebs. „Einfach machen“ und die Stärken stärken, riet Schneider.

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Die Zeit vor Veranstaltungsbeginn nutzten viele zum Netzwerken.
Die Zeit vor Veranstaltungsbeginn nutzten viele zum Netzwerken. (Bild: Jan Kulke)
Der Maschinenbau-Gipfel ist eine hybride Veranstaltung. Interessierte konnten die Diskussion live und virtuell verfolgen.
Der Maschinenbau-Gipfel ist eine hybride Veranstaltung. Interessierte konnten die Diskussion live und virtuell verfolgen. (Bild: Jan Kulke)
Die Expert:innen waren sich einig: Kreislaufwirtschaft wird immer wichtiger.
Die Expert:innen waren sich einig: Kreislaufwirtschaft wird immer wichtiger. (Bild: Jan Kulke)
Chefredakteur Claus Wilk (rechts) im Gespräch mit Thomas Schneider von Trumpf.
Chefredakteur Claus Wilk (rechts) im Gespräch mit Thomas Schneider von Trumpf. (Bild: Jan Kulke)
Nach der Diskussionsrunde wurde der VDMA-Leitfaden „Zirkuläre Geschäftsmodelle für den Maschinenbau“ vorgestellt.
Nach der Diskussionsrunde wurde der VDMA-Leitfaden „Zirkuläre Geschäftsmodelle für den Maschinenbau“ vorgestellt. (Bild: Jan Kulke)
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