Teelicht, das brennt

Auch 2020 sind wieder bedeutende Persönlichkeiten der Wirtschaft verstorben. - (Bild: Christine - stock.adobe.com)

Bernhard Ebbers: Sein Name ist mit einem der größten Bilanzfälschungsskandale der US-Geschichte verbunden. Ebbers führte den zweitgrößten US-Telekomkonzern WorldCom, der unter der Last des Betrugs zusammenbrach. Er war 2005 wegen Betrugs und Bilanzfälschung zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt worden, wurde jedoch im Dezember 2019 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entlassen. Ebbers hatte beteuert, von den Betrügereien nichts gewusst zu haben. Er starb am 2. Februar im Alter von 78 Jahren.

Larry Tesler: Mit der Copy-and-Paste-Zwischenablage erfand er eine der bis heute wichtigsten Methoden zur Bedienung von Computern. Tesler schrieb den dazugehörigen Software-Code in den Siebzigerjahren im Innovationslabor Xerox Parc im kalifornischen Palo Alto. Erstmals in die Hände von Verbrauchern kam die Funktion erst einige Jahre später in Apple-Computern. Nach Xerox arbeitete Tesler unter anderem bei Apple, Amazon und Yahoo. Er starb am 16. Februar im Alter von 74 Jahren.

Jack Welch: In den 80er Jahren hatte er sich durch die Entlassung zahlreicher Mitarbeiter beim Mischkonzern General Electric den Spitznamen „Neutronen-Jack“ eingehandelt - in Anlehnung an die verheerende Wirkung der Neutronen-Bombe. Zugleich gilt Welch als Manager-Legende. Er baute GE während seiner fast 20 Jahre langen Amtszeit zu einem globalen Großkonzern und einer der wertvollsten US-Aktiengesellschaften auf. „Kontrolliere Dein Schicksal, oder jemand anders wird es tun“, gehörte zu seinen Manager-Weisheiten. Und: „Bürokraten müssen lächerlich gemacht und entfernt werden.“ Jack Welch starb am 1. März im Alter von 84 Jahren.

Hubert Heller: Er „war Unternehmer mit Herz und Verstand und hat die Entwicklung von Heller hin zu einem der weltweit führenden Werkzeugmaschinenbauer und einer internationalen Unternehmensgruppe mit Niederlassungen rund um den Globus maßgeblich geprägt“, schreibt Heller. Nachdem sein Vater früh verstorben war, trat Heller 1960 ins Familienunternehmen ein und wurde 1961 zum Geschäftsführer und 1963 mit 27 Jahren Vorsitzender der Geschäftsführung. Nach dem Eintritt in den Ruhestand 1999 war Heller bis 2007 Aufsichtsratsvorsitzender der Heller GmbH und der Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH. Hubert Heller ist Ende April im Alter von 83 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

Ralf Hempel: Er war Chef der Wisag Facility Service Holding und ist im Mai überraschend verstorben. "Mit ihm verlieren wir einen weitsichtigen Lenker und Strategen unseres Unternehmens, einen der führenden Köpfe der Branche und einen sehr geschätzten Freund und Weggefährten“, sagte Michael C. Wisser, Vorstand der Wisag Gruppe. Nachdem er zwölf Jahre bei der Deutschen Luftwaffe tätig war, wechselte er 1993 zur Wisag Gebäudetechnik – zunächst als Assistent der Geschäftsführung, später unter anderem als Regionalleiter und Geschäftsführer der Gebäudetechnik. 1999 wurde Ralf Hempel auch in die Geschäftsführung der Wisag Facility Service Holding berufen, deren Vorsitz er 2013 von Michael C. Wisser übernahm. Ralf Hempel ist am 19. Mai im Alter von 59 Jahren verstorben. Einen Nachruf lesen Sie auf unserem Schwesterportal INSTANDHALTUNG.

Heinz Ruhnau: Er war der letzte Politiker an der Spitze der nun wieder teilverstaatlichten Lufthansa. Der Sozialdemokrat und Metall-Gewerkschafter Ruhnau führte die damals noch staatliche Airline von 1982 bis 1991 und verantwortete einen starken Expansionskurs, der aber auch mit einer erheblichen Verschuldung einherging.  Der gebürtige Danziger forcierte in seiner Amtszeit insbesondere Verbindungen nach China, die dem Kranich-Konzern dort bis heute eine starke Marktstellung bei den Europa-Verbindungen sichern. Vor seinem durchaus umstrittenen Wechsel zur Kranichlinie hatte der gebürtige Danziger Karriere bei der IG Metall und in der Politik gemacht. So wurde der Sozialdemokrat Ende 1965 als Nachfolger von Helmut Schmidt Innensenator in Hamburg. Dieser holte ihn auch 1974 als Staatssekretär ins Bundesverkehrsministerium. Zu seinen Aufgaben zählte ein Sitz im Lufthansa-Aufsichtsrat. Heinz Ruhnau ist am 7. Juli im Alter von 91 Jahren verstorben.

Heinz Helmut Kempkes: Er stieg 1975 in das Unternehmen seines Vaters – KULI Hebezeuge – ein und wurde 1982 geschäftsführender Gesellschafter. Davor hat er Maschinenbau studiert und war am Lehrstuhl für Fördertechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt tätig. Daneben war Kempkes ehrenamtlich tätig und hat sich für die Branche engagiert. So war er zum Mitglied im Hauptvorstand des VDMA und Vorsitzender des Fachverbands Fördertechnik und Intralogistik. Unter seinem Mitwirken entstand 2005 die Forschungsgemeinschaft Intralogistik/Fördertechnik und Logistiksysteme (IFL) e.V. Für sein Engagement erhielt Kempkes 2013 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Heinz Helmut Kempkes verstarb am 13. August im Alter von 72 Jahren.

Klaus Schäfer: Er war der erste Vorstandsvorsitzende des Energiekonzern Uniper. Der Manager hatte den aus dem Eon-Konzern hervorgegangenen Kraftwerksbetreiber von 2016 bis Mitte 2019 geleitet. Bereits seit August 2018 musste er aufgrund seiner Erkrankung seine Aufgaben ruhen lassen. Schäfer hatte sich lange gegen die Übernahme von Uniper durch den finnischen Fortum-Konzern gewehrt. Letztlich vergeblich, inzwischen halten die Finnen mehr als 75 Prozent der Uniper-Aktien. Klaus Schäfer verstarb am 26. August im Alter von 53 Jahren an den Folgen einer langen und schweren Krebserkrankung.

Robert W. Gore: Er war ein amerikanischer Ingenieur und Wissenschaftler, Erfinder und Geschäftsmann und hat mit der Gore-Tex-Membran die wasserfeste Kleidung und Outdoor-Branche revolutioniert. Das Material wird heute für die unterschiedlichsten Produkte genutzt. Robert Gore wurde 1976 Nachfolger seines Vaters im Familienunternehmen und hat es 30 Jahre lang geleitet. Robert W. Gore verstarb am 17. September im Alter von 83 Jahren.

Heinrich Baumann: Er gestaltete seit 2004 die Geschicke der Eberspächer Gruppe und trug maßgeblich zu deren erfolgreichen Entwicklung bei. Baumann war der Ur-Ur-Enkel des Unternehmensgründers. Während seiner Tätigkeit vergrößerte sich das Unternehmen weltweit von rund 5.000 auf inzwischen 10.000 Mitarbeiter an 80 Standorten. Darüber hinaus zeichnete ihn großes gesellschaftliches Engagement aus. Heinrich Baumann verstarb am 18. September mit 54 Jahren unerwartet an einem plötzlichen Herztod bei einer Bergwanderung. Einen ausführlichen Nachruf lesen Sie hier.

Dr. Seiuemon Inaba: Er gilt als Pionier der modernen Steuerungstechnologie: Inaba entwickelte 1956 die erste NC-Steuerung in der japanischen Industrie. Seine berufliche Karriere begann 1946 bei Fujitsu. 1972 wurde aus der von Inaba geleiteten Unternehmenssparte die eigenständige Firma Fujitsu Fanuc. 20 Jahre (von 1975 bis 1995) leitete Inaba als President die Geschicke des Unternehmens und trieb Fanucs internationale Expansion voran. Dr. Seiuemon Inaba ist am 2. Oktober im Alter von 95 Jahren verstorben. Mehr über sein Leben lesen Sie hier im Nachruf.

Lee Kun Hee: Der Sohn des Samsung-Gründers machte den südkoreanischen Konzern zur weltweiten Nummer eins bei Fernsehern, Smartphones und Speicherchips. Lee Kun Hees Ruf wurde allerdings beschädigt, als er 1996 wegen Bestechung von zwei Präsidenten zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde - auch wenn es mit einer Begnadigung endete. Als Konzernchef trat er 2008 nach erneuten Schmiergeldermittlungen gegen Samsung zurück. Doch hinter den Kulissen zog er weiter die Strippen. 2014 erlitt er einen Herzinfarkt, von dem er sich nicht erholte. Lee Kun Hee starb am 25. Oktober 2020 im Alter von 78 Jahren.

Mario Ohoven: Der Unternehmersohn wurde vor allem als Fürsprecher des deutschen Mittelstandes bekannt. Der in Neuss geborene Anlageberater war seit 1998 Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW). In dieser Zeit machte er den BVMW zum führenden Mittelstandsverband in Deutschland. Mario Ohoven starb am 31. Oktober im Alter von 74 Jahren bei einem Autounfall.

Paul Sarbanes: Sein Name wurde Gesetz - und zwar eines, das die Transparenz in der US-Wirtschaft auf ein neues Niveau brachte. Der Sarbanes-Oxley Act von 2002 schreibt unter anderem vor, dass Manager mit Strafverfolgung für die wissentliche Veröffentlichung falscher Zahlen rechnen müssen. Der demokratische Senator Sarbanes arbeitete das Gesetz zusammen mit seinem Kollegen Michael Oxley von den Republikanern unter dem Eindruck des Zusammenbruchs der Energiefirma Enron nach einem Bilanzskandal aus. Paul Sarbanes starb am 6. Dezember im Alter von 87 Jahren.

Kajo Neukirchen: Der frühere Manager starb am 26. Dezember im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Neukirchen hatte sich unter anderem als Sanierer der Unternehmen Klöckner-Humboldt-Deutz, Hoesch AG und FAG Kugelfischer einen Namen gemacht.

Mit Material von Dpa

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