Die Industrie ist derzeit im Wandel: Egal ob Transformation in der Autobranche, Klimaschutz oder jetzt die Folgen der Coronakrise – es tut sich viel. Deshalb sind es auch spannende Zeiten für Führungskräfte. Auf dem Münchner Management Kolloquium haben sich nun Top-Manager getroffen und über ihre Erkenntnisse und Erfahrungen gesammelt. „Eine leistungsfähige Industrie muss anpassungsfähig und widerstandsfähig sein“, sagte zum Beispiel Dieter Kempf, Vize-Präsident beim BDI.
PRODUKTION fasst die wichtigsten Punkte für die Industrie zusammen:
5 Tipps: So kann der Mittelstand mithalten
Die Transformation und Corona-Pandemie ist besonders für den Mittelstand eine Herausforderung. Wie es gelingt, diese Veränderungen für die eigene Firma zu nutzen, hat Christian Wendler, CEO beim Automatisierungsunternehmen Lenze erklärt.
Seine fünf Erkenntnisse sind:
Sowohl Büroarbeit als auch Homeoffice anbieten: Firmen sollen sich nicht zwischen einem der beiden Arbeitsformen entscheiden, riet Wendler. Denn: Vielseitige Standorte schaffen eine „inspirierende Zusammenarbeit“. Er erklärte, auch in der älteren Generation steige die Bereitschaft, sich mit den neuen Arbeitsformen zu befassen. Weitere Pluspunkte: Seine Mitarbeiter nutzen intensiv die Möglichkeiten, die Daten strukturierter auszutauschen und abzulegen. Außerdem sei der internationale Austausch im Unternehmen durch die digitalen Kommunikationsformen „deutlich gestiegen“.
Standards nutzen: Für Unternehmen ist es ein erheblicher Mehraufwand, wenn sie unterschiedliche Standards nutzen müssen. In der Industrie 4.0 sei es nötig, die Maschine sofort bedienen zu können. Doch das gehe nur mit internationalen Standards, so der Lenze-Chef. Hier kommt auch der digitale Zwilling ins Spiel: Denn dadurch könne man Komponenten unterschiedlicher Hersteller einbinden.
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Kreative neue Wege gehen: Durch Innovations-Hackathons hat Lenze laut Wendler neue, vielversprechende Ansätze erhalten. Veranstaltungen dieser Art befeuern digitales Denken und Berufseinsteiger werden auf das Unternehmen aufmerksam, erklärte er.
Auf Kooperationen setzen: Mittelständler müssen anerkennen, dass sie nicht über das Kapital und die Expertise eines Venture Capitals verfügen, so Wendler. Stattdessen sollten die Unternehmen auf Kooperationen setzen. Zum Thema Start-ups sagte er, einkaufen sei nicht immer der beste Weg, weshalb Lenze auch hier auf Kooperationen, aber auch auf Begegnungsstätten wie den Digital Hub Industry in Bremen setzen.
Small Data ist besser als Big Data: Eine vorausschauende Instandhaltung brauche relevante Daten, sagte der CEO. Um messbare Ergebnisse zu generieren, brauche man ein tiefes Wissen über die Maschinen. Denn die Analgenverfügbarkeit und Produktivität sollte auf dem höchsten Niveau sein. Um das sicherzustellen, sollten ausfallkritische Komponenten gezielt überwacht werden.
Diese Themen sind für die Industrie entscheidend
Nachhaltigkeit
War das Thema Nachhaltigkeit vor zwei bis drei Jahren eher nur ein Lippenbekenntnis, sieht es jetzt ganz anders aus, sagte Peter Herweck, Executive Vice President, Industrial Automation und Vorstandsmitglied bei Schneider Electric. Immer mehr Unternehmen engagieren sich in diesem Bereich. 40 Prozent der Emissionen kommen durch die Industrie, erklärte Herweck. Nur drei Prozent dagegen durch IT. In der Digitalisierung sieht er deshalb auch den besten Katalysator, um nachhaltiger agieren zu können.
Der erste Schritt dabei: messen und analysieren. „Die Technologie erlaubt es uns, alles über das Unternehmen zu wissen“, sagte Herweck. Indem Firmen diese Daten sammeln, aufbereiten und analysieren, können sie in einem nächsten Schritt schauen, in welchen Bereichen sie nachhaltiger werden können.
Dabei wichtig für die Strategie: eine saubere, also CO2-freie Elektrifizierung. Der Stellenwert der Elektrizität im Energiemix werde sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln, so Herweck.
Datenstrategie
Europa hat jetzt die Chance, ein Label oder Siegel für die Datenökonomie zu stellen, sagte Sabine Scheunert, Vice President Digital & IT Marketing/Sales bei Mercedes Benz Cars. Es sei kein nachhaltiger Weg, wenn jedes Unternehmen seine eigene Datenstrategie erarbeitet. Es müssten Lösungen gefunden werden, die die Bürger gerne nutzen, die DSGVO-konform sind, aber zu keiner Kostenlast für Unternehmen werden und die Bürger zu Datensouveränität verhelfen. Deshalb setze sich Daimler für ein Modell der Datenökonomie ein, das im Einklang stehe – zwischen europäischen Werten und wirtschaftlichen Interessen.
Um das zu erreichen sei ein intensiver Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politil und Gesellschaft nötig.
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So behandelt Daimler das Thema Daten derzeit: Der Konzern hat ein Daten-Leitbild – die Daimler Data Vision – erarbeitet, mit der ein verantwortungsvoller und ethisch korrekter Umgang mit Daten sichergestellt werden soll. Dies sei wichtig, um mit Kundendaten nachhaltig wirtschaften zu wollen, betonte Scheunert. Damit wolle man auch Vertrauen schaffen.
Auf Basis dieses Leitbild entwickelt der Konzern dann digitale Produkte und Services. Für Mercedes-Kunden gebe es zum Beispiel bereits eine App, in der jeder definieren kann, welche Daten er mit dem Autobauer teilen möchte – und welche nicht.
Zusammenspiel Politik und Wirtschaft
Alles, was mit den Themen Beschaffung und Prozessen zu tun hat, mache die Wirtschaft derzeit besser als die Politik, sagte Carsten Linnemann, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf der Podiumsdiskussion des Kolloquiums. In diesen Bereichen müsse der Staat von den Unternehmen lernen.
Geht es nach Univ.-Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner von der Technischen Universität München müsse der Staat auch vermehrt als Kunde auftreten, um Innovationen zu stärken. Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX wäre in der Form nicht möglich gewesen, wenn der Staat nicht frühzeitig Aufträge gegeben hätte, so Achleitner. Positiv sei, dass die Bundesregierung in den vergangenen Jahren große Anstrengungen gemacht habe, um Start-ups zu stärken.
Von der Politik wünscht sich Josef Wildgruber, Managing Director bei BBS Automation, dass Bürokratie abgebaut wird. Vieles sei sehr kompliziert geworden, erklärte er. BMW-Chef Oliver Zipse würde unter anderem die Wichtigkeit von Innovationskraft in Diskussionen mit Politikern miteinbringen.
Was Zipse zu dem Impfvorhaben des Autobauers gesagt hat, lesen Sie hier:
Markenpositionierung
„Eine starke Marke hat heutzutage mehr Bedeutung, als je zuvor“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume. Dabei sei es auch wichtig, die unterschiedlichen Interessen der Generationen mit einzubeziehen. Während die „Baby Boomer“-Generation eher das Motto „Leben um zu arbeiten“ verinnerlicht hatte, verschwimmen für die „Generation Z“ Arbeit und Leben miteinander.
Als neue zusätzliche Zielgruppen hat Porsche deshalb die „New creative Leaders“, „Driven Females“ und „Driven Youth“ ausgemacht.