![Die Insolvenzen im Maschinenbau sind gestiegen.](assets/images/9/insolvenz-adobestock-markus-bormann-124c9884.jpg)
Die Insolvenzen im Maschinenbau sind gestiegen. (Bild: Markus Bormann - stock.adobe.com)
14 Maschinen- und Anlagenbauer mit einem Umsatz von über zehn Millionen Euro haben im ersten Halbjahr 2024 Insolvenz angemeldet. Dies entspricht einem Anstieg von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg hervor. Bei den Metallwarenherstellern war die Situation noch dramatischer: 16 Großinsolvenzen bedeuteten einen Zuwachs von 45,5 Prozent.
Zu den größten Insolvenzen zählen Franken Guss, Illig Maschinenbau, Deubis-Gruppe, Global Retool Group und Kurt Erxleben.
Die Ursachen für die Zunahme von Insolvenzen sind vielfältig. Zusätzlich zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind die Unternehmen mit steigenden Kosten durch Inflation und hohe Energiepreise konfrontiert. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Zurückhaltung bei Investitionen, die durch die Zinsentwicklung der vergangenen zwei Jahre zusätzlich verstärkt wurde. Die Branche kämpft deshalb mit einer sinkenden Auslastung und einer Auftragsflaute.
"Es ist fraglich, wie lange die Unternehmen eine solche Durststrecke überstehen können", sagt Sebastian Wilde, Insolvenzexperte und Partner der Unternehmensberatung Falkensteg. "Noch lebt man aus dem historisch hohen Auftragsbestand und nutzt notfalls das Instrumentarium der Kurzarbeit. Das ist allerdings kein erfolgversprechender Dauerzustand."
Entwicklung der Insolvenzen: Prognosen sind nicht optimistisch
Das Bundeswirtschaftsministerium will angesichts der gestiegenen Insolvenzzahlen von Unternehmen nicht von einer Insolvenzwelle sprechen. Frühindikatoren zeigten eine leichte Entspannung, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. Ferner könne die Wachstumsinitiative zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland im nächsten Jahr zu einem Plus von einem halben Prozent – das seien immerhin 26 Milliarden Euro – bei der Wirtschaftsleistung führen.
"Der Maschinenbau-Motor stottert. Es bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen zum Bürokratieabbau, zur beschleunigten Abschreibung, zu mehr Beschäftigung und Forschungsförderung ausreichen werden, um den Abwärtstrend zu stoppen“, so Wilde.
Die Prognosen für die weitere Entwicklung der Insolvenzen im Jahr 2024 sind allerdings nicht optimistisch. Im weiteren Jahresverlauf werden sich die Unternehmen mit zusätzlichen finanziellen Herausforderungen konfrontiert sehen. Das hohe Zinsniveau verteuert Refinanzierungen, sofern Banken überhaupt bereit sind, Finanzierungen zu gewähren. Zusätzlich steigen die Personalkosten.
Die IG BCE hat bereits mir knapp sieben Prozent Lohnsteigerung vorgelegt, die IG Metall will folgen. „Besonders gefährdet sind kleine und mittlere Unternehmen, die oft nicht über die finanziellen Reserven verfügen, um längere Durststrecken zu überstehen“, so Wilde. Die Insolvenzen werden zunehmen und könnten fünfzig Prozent über dem Vorjahr liegen, „ein Trend, der voraussichtlich auch 2025 anhalten wird“, schätzt der Sanierungsexperte.
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Rückblick:
Rettung von Unternehmen gestaltet sich zunehmend komplexer
Angespannt hat sich die Lage auch bei der Sanierung der insolventen Unternehmen, denn immer häufiger scheitern die Rettungsversuche. Im Zeitraum von Januar bis Juni 2024 gab es insgesamt zehn Verfahrenslösungen. Fünf waren in Form von Unternehmensverkäufen (Asset Deal) oder Insolvenzplanlösungen erfolgreich. Bei weiteren fünf Firmen musste der Betrieb eingestellt werden. Im Vorjahreszeitraum konnten immerhin 15 Maschinenbauer gerettet werden.
Bei den Metallwarenherstellern sieht es deutlich besser aus. In diesem Industriezweig erhielten von insgesamt 13 Unternehmen immerhin zehn eine zweite Chance nach der Insolvenz. Unter den erfolgreichen Verfahrensausgängen waren die Eisenwerke Hasenclever (Asset Deal), der Maschinenbauer Kautext (Asset Deal), der Aluminiumverarbeiter Alfer (Insolvenzplan), der Automobilzulieferer Franz Pauli (Asset Deal) und der Edelstahl-Service Kubisch (Asset Deal).
„Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Darüber hinaus schrecken unsichere Umsätze aufgrund der branchentypischen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Wilde.
Quelle: Falkensteg