
Michael Seddig (links), bisher COO EMEA, hat zum 1. April zusätzlich den CEO EMEA Posten von Matthias Lapp übernommen. Dieser konzentriert sich fortan auf seine Rolle als CEO der gesamten Lapp-Gruppe. (Bild: Lapp)
Lassen Sie uns mit einer persönlichen Frage einsteigen: Was möchten Sie unseren Leser:innen über die Privatperson Michael Seddig erzählen?
Michael Seddig: Ich beginne am besten mit dem, was mir täglich neue Kraft gibt: meine Familie. Meine Frau und ich haben uns 1991 während unserer Ausbildung kennengelernt und 1994 geheiratet –31 Jahre Ehe, die uns durch Höhen und Tiefen noch enger zusammengeschweißt haben. Wir haben zwei wunderbare Kinder: Mein Sohn ist 28 und meine Tochter 26.
Obwohl sie nicht mehr bei uns wohnen – beide sind erfolgreich in ihr Berufsleben gestartet - haben wir ein sehr enges und besonderes Verhältnis. Fünftes Mitglied der Familie ist unser Rauhaardackel Rocky. Gassi gehen, ausgedehnte Spaziergänge mit meiner Frau, Joggen – das genieße ich sehr.
Meine große Leidenschaft ist das Tauchen. Die Ruhe, die ich dabei empfinde, ist unvergleichlich. Wenn man dann noch das Glück hat, einem Mantarochen oder einem Walhai zu begegnen, sind das unvergessliche Erlebnisse.
Was inspiriert Sie in Ihrer Arbeit, was treibt Sie an?
Seddig: Das mag als CEO und COO vielleicht merkwürdig klingen, aber für mich bedeutet Arbeit natürlich Herausforderung, aber immer auch Freude. Es begeistert mich, mit unterschiedlichen Menschen im Team zusammenzukommen, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, aufeinander zählen zu können und etwas zu bewegen. Fordernd und die Performancekultur im Blick - mit viel Freude daran. Das inspiriert mich.
Ein ganz wichtiges Learning aus meiner Karriere: Wenn du es schaffst, ein wirklich starkes Team zu formen, dann gelingt dir alles – auch das scheinbar unmögliche. Ich bin im Übrigen auch davon überzeugt, dass das einen wesentlichen Unterschied zwischen den erfolgreichen und den weniger erfolgreichen Unternehmen ausmacht. Vielleicht lässt das besser verstehen, warum ich einen so großen Wert auf Unternehmenskultur und unser Wertesystem lege.
Was mich natürlich richtig motiviert: die Erfolgsstory Lapp – von einer genialen Idee in Stuttgart zu einem globalen Unternehmen. Das jeden Tag mitgestalten zu dürfen, begeistert mich.
Sie haben von einem Wertesystem gesprochen. Welche Werte verkörpern Sie als Führungskraft und CEO?
Seddig: Vier Dinge sind mir besonders wichtig:
- Geradlinigkeit – fair sein, zu Entscheidungen stehen und eine offene Fehlerkultur pflegen.
- „Walk the Talk“ – bei sich selbst anfangen, mit gutem Beispiel vorangehen und seinen Worten auch Taten folgen lassen.
- Vertrauen– ich gebe gerne Vertrauensvorschuss. Doch das sollte nicht missbraucht werden.
- Performance: Ich bin erfolgsorientiert und arbeite am liebsten mit einem guten, starken Team. Dann gelingt – wie oben bereits erwähnt – alles. Und was gibt es schöneres als gemeinsame Erfolge?
Was hat Sie in Ihrer Karriere geprägt? Welche Erfahrungen haben Sie auf Ihre neue Rolle vorbereitet?
Seddig: Ich habe gut 30 Jahre Berufserfahrung in Unternehmen unterschiedlichster Größe, davon 15 Jahre Automotive, 15 Jahre andere Industrien. Dabei habe ich von Beginn an einen entscheidenden Erfolgsfaktor wahrgenommen und verinnerlicht: Richte deine Vision und Strategie am Kunden sowie seinen Bedürfnissen aus. Und stelle dann sicher, dass du genau diese Bedürfnisse zu geringstmöglichen Kosten erfüllst.
Große Teile meiner Karriere war ich bei einem Kabelbaumhersteller im Automotive-Bereich tätig. Dort standen wir vor ähnlichen Herausforderungen wie bei Lapp heute: Wie entwickeln wir uns aus dem Komponenten-Bereich hin zu einem Lösungsanbieter für unsere Kunden? Wie bauen wir das Vertrauen auf, dass wir Engineering und Design-In, also zum Beispiel die Co-Entwicklung von neuen Produkten, beherrschen? Diese Erfahrungen helfen mir in meinen Aufgaben bei Lapp.
Isabel Grupp (Plastro Mayer) über moderne Führungskultur
Nachfolger von Matthias Lapp als CEO EMEA – was bedeutet das für Sie?
Seddig: Dass Matthias Lapp, die ganze Familie Lapp und der Vorstand mir dieses Vertrauen schenken, bedeutet mir sehr viel. Matthias Lapp hat in seiner Zeit als CEO EMEA so viel aufgebaut und ich freue mich wirklich, das weiterführen zu dürfen.
Ich habe ja schon einige Unternehmen kennengelernt, insofern mag man mir glauben: Lapp ist etwas Besonderes. Das habe ich sehr schnell gemerkt. Diese Unternehmenskultur, die Werte, die uns ausmachen, der Umgang miteinander – so etwas aufzubauen und dann auch wirklich zu leben, ist harte Arbeit. Und ich habe mir klar auf die Fahne geschrieben: Das möchte ich bewahren.
Und auch unsere Identität als Familienunternehmen schätze ich sehr. Die langfristige Orientierung ist ein Privileg, bei strategischen Entscheidungen nicht von Quartals- oder sogar Monatsabschlüssen getrieben zu sein. Gleichzeitig ist es aber auch eine große Verantwortung, die wir tragen - nämlich dieses Privileg mit Performance und Commitment zu honorieren.
Was bedeutet es für Kunden von LAPP, wenn Sie als CEO übernehmen?
Seddig: Wir folgen konsequent der Unternehmensstrategie 2027 von Lapp: Beratungs- und Engineering-Kompetenz im Fokus. Digitalisierung und Internationalisierung. Produkte und Services, die über das reine Kabel oder den Steckverbinder hinausgehen. Lösungsanbieter und Partner für unsere Kunden. Insofern: Lapp entwickelt sich weiter. Und damit führe ich fort, was Matthias Lapp begonnen hat. Diese Strategie ist richtig, daran werde ich nichts ändern.

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CEO EMEA und COO EMEA: Wie möchten Sie diese Doppelrolle in Zukunft gestalten? Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte?
Seddig: Mein klares Commitment: Ich werde all meine Kraft und Erfahrung einsetzen, um die Region EMEA weiter voranzubringen.
Bei meinen Aufgaben als COO EMEA werde ich von einem starken Operations-Führungsteam unterstützt, auf das ich mich voll verlassen kann. Das gibt mir die Freiheit, mich auch auf meine Aufgaben als CEO EMEA und die strategische Arbeit mit dem Management Team der Region EMEA zu konzentrieren.
Unser gemeinsamer Fokus: Eine ganzheitliche, funktionsübergreifende Marktentwicklungsstrategieumsetzen, Ausrichtung aller Funktionen entlang der Bedürfnisse unserer Kunden. Wenn wir konsequent umsetzen und weiterführen, was Matthias Lapp hier in den letzten Jahren schon angestoßen hat, werden wir unseren Marktanteil in der Region EMEA weiter ausbauen.
Ein Ziel der Unternehmensstrategie von Lapp ist es, außerhalb von Europa überproportional zu wachsen. Doch auch die Region EMEA hat noch so viel Potenzial – und das nicht nur im Nahen Osten und Afrika.
Die Europäische Wirtschaft fällt hinter der Weltwirtschaft zurück. Hier haben wir unsere größten Märkte – was bedeutet das für EMEA?
Seddig: Ja, wir bewegen uns in Europa aktuell in einem schwierigen Marktumfeld. Viele unserer Kernindustrien schwächeln. Das lässt sich jedoch nicht pauschalisieren und darf keine Ausrede sein. Auch hier in Europa gibt es wachsende Industrien, die uns Chancen bieten. Wir müssen unsere Zielmärkte und Zielkunden sorgfältig bewerten und unsere Zeit darauf konzentrieren. Wichtig dabei: die Zahlen, Daten, Fakten richtig nutzen. Auf den Punkt gebracht: ’Where to play, how to win’!
Aber auch in schwächelnden Industrien wie dem Maschinenbau, wo der Kostendruck hoch ist, können wir unsere Produkt- und Engineering-Kompetenz nutzen. Hierbei ist es wichtig, mit dem Kunden gemeinsam mögliche Effizienzpotenziale zu identifizieren – Stichwort Lapp Harnessing Solutions.
Oftmals ist bereits ein gemeinsamer Blick auf die Zeichnung genau der richtige Startpunkt dafür: können wir bestimmte Fertigungsinhalte durch unsere speziellen Fähigkeiten möglicherweise kosteneffizienter umsetzen als der Kunde selbst. Mit unserem lösungsorientierten Ansatz sind wir für unsere Kunden ein echter Partner, der sich bereits in früheren Krisen bewährt hat. Und: Nach jedem Abstieg folgt ein Aufschwung!
Wie ist Lapp heute für die Zukunft und den nächsten Aufschwung aufgestellt?
Seddig: Wir haben ein hervorragendes Standardportfolio – hohe Qualität, starke Marken, bekannt im Markt, breiter Kundenstamm. Und wir haben die richtige Strategie für die Zukunft. Ich habe schon so viele individuelle Erfolgsmomente von unseren Kolleg:innen erlebt, in denen wir es geschafft haben, als umfänglicher Lösungsanbieter am Markt aufzutreten. Auffällig dabei: in der Regel das Ergebnis von gutem Teamwork.
Ein Beispiel ist das bereits erwähnte ‘Harnessing’: Bei immer mehr Kundenbesuchen sprechen wir nicht über Preislisten, sondern über die Herausforderungen des Kunden, und erarbeiten gemeinsam mit dem Engineering Lösungen. Das ist echte Wertschöpfung für den Kunden. Ein anderes Beispiel sind ‘Special Cables’: Eigens entwickelte Produkte, um spezielle Kundenanforderungen zu erfüllen, wie besondere Feuerfestigkeit, Gasdichtigkeit oder extrem herausfordernde Umgebungsbedingungen.
Die Engineering-Kompetenz, die ich auf meinen Besuchen in der EMEA-Region kennengelernt habe, ist beeindruckend. Und auch hier feiern wir Erfolge im Markt.
Wir werden diese Leuchttürme ausbauen und für die ganze Region nutzen. Dann ist das Potenzial schier endlos. Davon bin ich fest überzeugt. Und ich freue mich sehr darauf, das in den kommenden Jahren mit dem Team gemeinsam zu gestalten.
Quelle: Lapp