Warum ist die Asien-Pazifik-Region so bedeutend?
„Die Asien-Pazifik-Region ist für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie ein vielversprechender Wachstumsmarkt,“ so Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Diese Region ist von zentraler Bedeutung für die deutsche Industrie, insbesondere im Hinblick auf die Diversifizierung von Lieferketten und die Reduktion einseitiger Abhängigkeiten, insbesondere von China. Länder wie Japan, Südkorea, Taiwan und Indien bieten enormes Potenzial in Schlüsseltechnologien wie der Mikroelektronik und für den Aufbau eines resilienten Elektronik-Ökosystems. Dies eröffnet langfristige Möglichkeiten für deutsche Unternehmen, die global wettbewerbsfähig bleiben möchten.
Die Bedeutung der Region wird nicht nur durch das starke Wirtschaftswachstum, sondern auch durch den technologischen Fortschritt in vielen Ländern untermauert. Besonders im Bereich der Zukunftstechnologien, wie etwa Künstliche Intelligenz, 5G und Mikroelektronik, bieten diese Märkte enorme Chancen für deutsche Unternehmen, die ihre Präsenz international ausbauen möchten.
Wie stark wächst der Export in die Asien-Pazifik-Region?
Ein Blick auf die Exportzahlen unterstreicht die Bedeutung dieser Region: Die deutschen Elektroexporte nach Asien-Pazifik haben sich zwischen 2000 und 2023 vervierfacht, während sich die Gesamtexporte im selben Zeitraum „nur“ verdoppelten. Allein 2023 gingen fast 20 Prozent der deutschen Elektroexporte – rund 50,7 Milliarden Euro – in die Region. Diese Zahlen zeigen nicht nur das Wachstumspotenzial, sondern auch die zunehmende Verflechtung der deutschen Elektro- und Digitalindustrie mit den Märkten im Asien-Pazifik-Raum.
Besonders China spielt hierbei eine zentrale Rolle. Mit einem Marktvolumen von 2,2 Billionen Euro und einem Anteil von über 50 Prozent an den Elektroexporten der Region bleibt China der größte Abnehmer für deutsche Produkte. Trotz der Herausforderungen und geopolitischen Spannungen zwischen Europa und China bleibt der chinesische Markt vorerst unverzichtbar.
Welche Länder bieten das größte Potenzial neben China?
Obwohl China der dominierende Markt ist, lenkt der ZVEI den Fokus zunehmend auf andere Staaten der Region. Besonders Indien, Japan, Südkorea und Taiwan werden als Märkte mit erheblichem Potenzial für Zukunftstechnologien gesehen. In Indien, einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt, wächst die Nachfrage nach modernen Technologien und Lösungen für Digitalisierung, Automatisierung und Industrie 4.0 exponentiell. Auch Japan und Südkorea, die bereits stark in den Bereichen Mikroelektronik und Robotik aufgestellt sind, bieten deutsche Unternehmen attraktive Expansionsmöglichkeiten.
Diese Länder könnten in Zukunft eine größere Rolle spielen, insbesondere, wenn die politischen Bemühungen um Freihandelsabkommen Erfolg haben. Es wird erwartet, dass sich der Handel mit diesen Ländern intensivieren könnte, wenn Zölle und andere Handelshemmnisse abgebaut werden.
Was fordert der ZVEI von der Politik?
„Zügige Fortschritte bei der Verhandlung von Freihandelsabkommen“ sind aus Sicht des ZVEI notwendig, um das Wachstum in der Asien-Pazifik-Region weiter zu fördern. Die Verhandlungen sollten sich laut Weber auf den Handel konzentrieren und nicht durch zusätzliche Anforderungen, wie umweltpolitische oder soziale Auflagen, belastet werden. Diese würden den Verhandlungsprozess nur verzögern und „am Ende niemandem nützen.“ Der Vorsitzende der ZVEI-Geschäftsführung betont, dass Handelsabkommen pragmatisch und ergebnisorientiert gestaltet werden müssen, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.
Besonders in Bezug auf Nachhaltigkeits- und Sozialziele fordert Weber separate, verbindliche Roadmaps, die nicht in die Handelsabkommen integriert werden sollten. Diese Ziele seien wichtig, sollten aber eigenständig verfolgt werden, um die wirtschaftlichen Verhandlungen nicht zu überfrachten und so unnötige Hürden für den Abschluss von Freihandelsabkommen zu vermeiden.
Warum sind Freihandelsabkommen so entscheidend?
Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie steht in einem intensiven internationalen Wettbewerb. Während andere Nationen, insbesondere die USA und China, bereits starke Handelsbeziehungen zu den Ländern der Asien-Pazifik-Region aufgebaut haben, droht Europa ins Hintertreffen zu geraten, wenn nicht bald konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Freihandelsabkommen sind ein Schlüsselelement, um den Zugang zu diesen Märkten zu erleichtern und die Rahmenbedingungen für den Handel zu verbessern.
Mit den richtigen Abkommen könnten Zölle gesenkt und der Handel mit strategisch wichtigen Partnern wie Indien, Australien, Thailand und Indonesien deutlich intensiviert werden. „Nur so können wir im großen Wettbewerb um internationale Handelspartnerschaften vorankommen,“ betont Weber. Wenn Deutschland und Europa nicht handeln, besteht die Gefahr, dass andere große Handelsnationen wie die USA oder China die Initiative ergreifen und die Märkte in der Region dominieren.
Welche Rolle spielt die Mikroelektronik?
Einer der wichtigsten Zukunftsmärkte für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie ist die Mikroelektronik. Hier hat die Asien-Pazifik-Region enorme Fortschritte gemacht, insbesondere Länder wie Japan und Südkorea, die weltweit führend in der Halbleiterproduktion sind. Der ZVEI sieht in diesen Ländern wichtige Partner, um ein starkes Elektronik-Ökosystem aufzubauen, das nicht nur resilient, sondern auch technologisch führend ist.
Durch strategische Partnerschaften in der Region könnte Deutschland seine Position in der Mikroelektronik stärken und gleichzeitig von den Innovations- und Produktionskapazitäten in diesen Ländern profitieren. Besonders in Zeiten von Lieferkettenproblemen und geopolitischen Spannungen ist es entscheidend, auf mehrere Lieferquellen zurückgreifen zu können und nicht von einzelnen Märkten oder Lieferanten abhängig zu sein.
ZVEI
Mit den wachsenden Märkten in der Asien-Pazifik-Region und dem zunehmenden Bedarf an Hochtechnologie, insbesondere im Bereich Mikroelektronik, steht die deutsche Elektro- und Digitalindustrie vor entscheidenden Herausforderungen. Der Ruf nach Freihandelsabkommen ist laut dem ZVEI lauter denn je – geht es nach dem Verband, ist die Zeit für konkrete politische Maßnahmen gekommen.