Sehen Sie, wie Harald Faulhaber, Geschäftsführer der Membrain GmbH, im exklusiven CEO-Interview über die Herausforderungen und Lösungen der digitalen Instandhaltung spricht. Erfahren Sie mehr über die Membrain-IoT-Plattform, die als „Schmierstoff“ zwischen heterogenen Systemlandschaften fungiert und Predictive Maintenance ermöglicht.
Inmitten einer Industrie im Wandel zeigt ein mittelständisches Unternehmen aus Unterhaching, wie echte digitale Transformation gelingen kann. Harald Faulhaber, Geschäftsführer der Membrain GmbH, spricht im CEO-Interview nicht nur über technische Schnittstellen, sondern über die Notwendigkeit, Brücken zu schlagen – zwischen Systemen, Menschen und Denkweisen. Seine Vision: Eine Industrie, die schneller, flexibler und intelligenter agiert – und dabei nicht in Abhängigkeiten verharrt.
„Ich wollte meinem amerikanischen Chef nicht mehr den Forecast schicken“ – Die Gründung mit Haltung
Auf die Frage nach der Gründungsmotivation antwortet Faulhaber augenzwinkernd, aber mit tieferer Bedeutung: „Die ursprüngliche Motivation war, dass ich meinem amerikanischen Chef nicht mehr den Forecast schicken wollte.“ Aus diesem Impuls entwickelte sich der Plan, eine innovative Technologie, die ursprünglich in Einzelprojekten Anwendung fand, konsequent weiterzuentwickeln und als skalierbares Produkt zu vermarkten. So entstand Membrain.
Doch Technologie allein war nie das Ziel. „Wir wollten eine Firma bauen, die echten Mehrwert schafft – nicht nur ein neues Tool, sondern ein verbindendes Element zwischen den Silos der Industrie“, so Faulhaber.
Offene Systeme statt Monokultur
Faulhaber kritisiert die fragmentierte Realität vieler Industrieunternehmen: „Die großen Hersteller zeigen auf ihren Folien, wie schön alles zusammenarbeitet – aber nur, wenn alles aus dem eigenen Haus kommt.“ In der Praxis sei das aber die Ausnahme. „Die meisten Kunden haben eine gemischte Umgebung. Und genau dort setzen wir an.“
Membrain verstehe sich nicht als neues Zentrum, sondern als das verbindende Medium – als „Schmierstoff“, wie Faulhaber es bildlich ausdrückt: „Ohne Schnittstellen geht gar nichts. Wir bringen SAP, Steuerung, IoT-Devices und Apps zum Sprechen.“
Von der Logistik zur Instandhaltung – Eine strategische Wendung
Was zunächst als Ergänzung zur mobilen Datenerfassung gedacht war, hat sich inzwischen zur strategischen Säule entwickelt. „Ein Kunde fragte damals: Könnt ihr eure Technologie auch für Instandhaltung einsetzen?“ Die Antwort lautete „Ja“, und daraus entstand ein neuer Geschäftszweig.
Heute entwickelt Membrain flexible Applikationen, die Instandhaltungsprozesse digitalisieren und vereinfachen. „Instandhaltung ist heute ein strategisches Thema. Ich würde sogar sagen: eines der wichtigsten überhaupt“, betont Faulhaber.
Membrain-IoT: Plattform für die industrielle Realität
Mit der Plattform Membrain-IoT bietet das Unternehmen eine Lösung, die durch Offenheit glänzt: „Wir können alles integrieren, was TCP/IP spricht. Punkt.“ Damit lassen sich auch bestehende Systeme einbinden, ohne sie zu ersetzen. „Wenn jemand die Maschine 2587 warten will, weiß unser System das schon vorher. Es holt die Daten, befüllt die Formulare – und der Techniker muss nur noch die Informationen ergänzen, die man nicht maschinell erfassen kann.“
Ein Beispiel: Die Anzeige „sehr verschmutzt“ wird manuell ergänzt, der Rest kommt aus der Steuerung. „Kein Medienbruch, keine Fehlereingaben – so geht moderne Instandhaltung“, fasst Faulhaber zusammen.
Schnittstellen sind die unterschätzte Größe
„70 bis 80 Prozent aller Projekte scheitern nicht an Funktionen, sondern an fehlenden Schnittstellen“, warnt Faulhaber. Deshalb sei Standardisierung bei Membrain keine Option, sondern Grundprinzip. „Unsere Schnittstellen zu SAP & Co. sind zertifiziert – ein Klick, und die Daten fließen.“
Ein Beispiel liefert er gleich mit: „Mit dem Membrain-RTC-Server installieren Sie eine Schnittstelle zu SAP – und können direkt in jedem Modul lesen und schreiben. Ohne Spezialprojekt, ohne Consulting-Orgie.“
Mehr Autonomie durch Low Code
Ein zentrales Entwicklungsziel von Membrain ist die Demokratisierung der Digitalisierung. „Warum soll ein Instandhalter nicht selbst eine App zusammenstellen können?“ Genau das ermöglicht die Low-Code-Plattform von Membrain. „Unsere Kunden können sich ihre Anwendungen praktisch selbst bauen. Ohne 50-Tage-Projekt. Ohne IT-Abhängigkeit.“
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei das essenziell. „Wenn ich heute jemanden auf eine Maschine schicke, dann nur, wenn ich weiß: Dort droht ein Ausfall.“
Vorausschauend statt reaktiv – Instandhaltung 2030
Faulhaber bringt es auf den Punkt: „Wenn ein Fahrstuhl 5.000 Mal gefahren ist und die Tür 20.000 Mal auf- und zu ging, dann weiß ich: Bald ist etwas fällig.“ Statt fixe Wartungsintervalle zu planen, setzt Membrain auf Predictive Maintenance. Die nötigen Daten kommen aus der Steuerung, aus Apps, aus SAP – und laufen zusammen in Membrain-IoT.
„Wir müssen unsere knappen Ressourcen gezielter einsetzen. Die Zukunft gehört denen, die die richtigen Daten richtig lesen“, so Faulhaber.
Sicherheit und Vertrauen – auch in sensiblen Bereichen
Membrain erfüllt alle gängigen Sicherheitsstandards (ISO etc.), setzt konsequent auf verschlüsselten Datentransfer und überlässt die Datenhoheit den Endsystemen. „Wir speichern nichts, wir transportieren – sicher und transparent. Deshalb vertrauen uns auch Kunden aus der Rüstungsindustrie.“
Ausblick: Integration, Automation, Vereinfachung
Faulhaber blickt optimistisch nach vorn: „Wir kombinieren IT- und OT-Welten. Und wir wollen es dem Anwender so einfach wie möglich machen.“ Dazu gehören neue Funktionen wie sofortige Wartungsauftragsgenerierung aus der Steuerung, Visualisierung auf mobilen Geräten, Automatisierung ohne Projektlast. „Unsere Vision ist klar: Sie sollen einfach sagen können: Ich möchte hier eine Lösung – und dann machen Sie das einfach selbst.“