Das Wochenendbier der "Produktion" - in diesem Webcast-Format sprechen die Chefredakteure Claus Wilk und Stefan Weinzierl meinungsstark und unabhängig über die Themen aus Maschinenbau und Industrie, die in der laufenden Woche in der Redaktion hochploppen, recherchiert werden und die Branche beschäftigen. In dieser Ausgabe: US-Präsident Trump wirft mit Zöllen bzw. Zoll-Androhungen um sich, nimmt sie wieder zurück und droht mit den nächsten. Was bedeutet das für die deutsche Industrie.

Es gibt Themen, die klingen trocken, sind aber hochexplosiv – etwa Zölle. Dass es sich dabei nicht nur um eine Abgabe an der Landesgrenze handelt, sondern um eine geopolitische Waffe, wird im „Wochenendbier“ von Claus Wilk und Stefan Weinzierl mehr als deutlich. Die beiden Chefredakteure der „Produktion“ widmen sich in gewohnt entspannter Atmosphäre einem Thema, das derzeit wieder an Brisanz gewinnt: die wirtschaftspolitischen Drohgebärden eines ehemaligen US-Präsidenten.

Geschichte wiederholt sich?

Zölle sind kein neues Instrument, um Handelspolitik zu steuern. Bereits in der Weltwirtschaftskrise von 1929 sorgten die berüchtigten „Smoot-Hawley Tariffs“ dafür, dass der Welthandel um satte 60 Prozent einbrach. Eine Lektion, die offensichtlich nicht alle gelernt haben. Donald Trump liebäugelt weiterhin mit hohen Strafzöllen, um „America First“ durchzusetzen. Die Folgen für den globalen Handel wären, gelinde gesagt, problematisch.

Die Gefahr bilateraler Abkommen

Trump setzt lieber auf bilaterale Deals statt auf multilaterale Handelsabkommen. Das bedeutet, dass nicht Europa als Ganzes verhandelt, sondern einzelne Länder wie Frankreich oder Dänemark – was die Verhandlungsposition der EU schwächt. Auch wenn die Zölle für Kanada und Mexiko zuletzt ausgesetzt wurden, bleiben sie ein Instrument, das jederzeit wieder aktiviert werden kann. Besonders betroffen: die Automobilindustrie, die stark in Mexiko produziert und deren Zulieferer aus Europa stammen.

Ein teures Manöver mit fraglicher Wirkung

Die Theorie hinter den Zöllen? Produkte aus dem Ausland werden teurer, amerikanische Unternehmen sollen dadurch wettbewerbsfähiger werden. Doch das hat seinen Preis: Die Verbraucher in den USA zahlen mehr, und ob das wirklich zu einer Renaissance der heimischen Industrie führt, ist mehr als fraglich. Unternehmen könnten zwar Produktionsstandorte in den USA aufbauen, doch das geht nicht von heute auf morgen. Zudem können nicht alle Mittelständler einfach mal eben eine Dependance jenseits des Atlantiks hochziehen.

Die Großwetterlage: USA, China und Europa

Noch komplexer wird es, wenn man den Handelsstreit zwischen den USA und China betrachtet. Sollte Trump tatsächlich verlangen, dass Europa sich zwischen den beiden Wirtschaftsmächten entscheiden muss, droht eine echte Zerreißprobe. Deutschland als Exportnation ist auf beide Märkte angewiesen, ein klarer Schnitt wäre wirtschaftlich riskant.

Lautes Poltern, stille Diplomatie

Trump setzt auf eine bewährte Strategie: Laut poltern, Angst schüren, um dann doch noch zu verhandeln. Die eigentliche Arbeit machen später die Diplomaten im Hintergrund. Ob die Weltwirtschaft aber noch einmal eine derartige Zollspirale verkraftet, bleibt fraglich. Eins ist sicher: Dieses Thema wird die globalen Märkte weiterhin beschäftigen – und die Diskussionen am Stammtisch und beim „Wochenendbier“ ebenso. Prost!

 

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