Schleifende Prozesse
Wer hohe Ausschussraten verzeichnet, sollte sich die Qualität seiner Prozesse anschauen. Diese beurteilen QM-Experten wie Martin Felch, Geschäftsführer von Iso-Project, anhand von Kennzahlen. Der Maschinenfähigkeitsindex CmK etwa oder die Kennzahl zur Prozessfähigkeit CpK.
„Jeder Hersteller sollte diese Zahlen erheben und interpretieren“, sagt Felch, der bei passenden Kennzahlen von einem beherrschten und gelenkten Prozess spricht. Denn auch wenn Teile innerhalb ihrer Toleranzen bleiben, also eigentlich kein Ausschuss sind, kann der Prozess fehlerhaft sein, erläutert der Auditor und Berater.
„Wie teuer ein suboptimaler Prozess sein kann, hängt von der Branche, von den Kunden und vom Material ab.“ Teuer ist eine hohe dpm-Zahl: defect parts per Million. Einer seiner Kunden aus dem Bereich Kunststoff-Spritzguss fertigt hochwertige Teile, von denen sich jedes im Bereich von 50 Cent bewegt. Oft liegt der Deckungsbeitrag für solchen Ausschuss nur bei drei Prozent. Und dieser sei schnell aufgebraucht, wenn 200 bis 300 defekte Teile pro Million entstehen. Entscheider sollten also rasch herausfinden, wo ihr Prozess hakt und dann „gnadenlos den Finger in die Wunde legen. Denn ein schlingernder Prozess ist preisrelevant.“
Lange Stillstandzeiten
Stichwort geplante Wartungen. Durch regelmäßige vorbeugende Wartungen nach Wartungsplänen, stehen Maschinen seltener still.
Und noch seltener in Momenten, in denen sie dringend gebraucht werden. Geplante Wartungen können terminlich außerhalb der Produktionszeit, beziehungsweise der Regelarbeitszeit gelegt werden. Wer seinen Maschinenpark planmäßig wartet, spart zusätzlich Personal, das im Fall eines „Troubleshootings“ teuer werden kann.
„Außerdem“, so ergänzt Geschäftsführer des gleichnamigen Industrieservice-Betriebs Friedrich Riempp, „kann die Lebenszeit der eingesetzten Technik verlängert werden“. Das spart den zusätzlichen Einsatz von Rohstoffen und verhindert vorzeitige Investitionen in neue Bearbeitungszentren, Pressen oder Förderbänder.
Hohe Energiekosten
Betrachtet man Energie und Maschineneffizienz, liegt in den meisten Unternehmen noch genügend Potential günstiger zu Produzieren.
„Durch die zur Zeit recht niedrigen Einkaufspreise für Energie, werden Strom und Wärme oftmals nicht mit hoher Priorität behandelt“, beobachtet Riempp. Obwohl die Preise mittelfristig ansteigen werden. Neben sinkenden Verbräuchen müsse die CO2-Reduktion ein vorrangiges Ziel aller sein. Sparen können Produzierende vor allem bei Druckluft, Beleuchtung, Klimaanlagen sowie Motoren in Maschinen und Heizungspumpen.
Außerdem sollten Hersteller Lastspitzen vermeiden und dadurch die Stromkosten senken. Was viele nicht beachten: Wer die vorgeschriebenen Sparmaßnahmen umsetzt, kann einen Teil der Energiesteuer zurückerstattet bekommen. „Mein Motto ist: Die sauberste Energie ist die, die nicht gebraucht wird“, konstatiert Riempp.
Experte für alternative Energien, Björn Lamprecht, stellt ebenfalls fest, dass sich noch zu wenige Firmen mit Photovoltaik, Blockheizkraftwerken und Windstrom befassen. „Oft liegt die Lösung in einem Gesamt-Energiekonzept“, sagt der Geschäftsführer von Goldbeck Solar. Eine PV-Anlage könne sich bereits nach sieben Jahren amortisieren und bis zu zwölf Prozent Rendite abwerfen. Voraussetzung dafür ist, dass das Unternehmen einen großen Anteil des erzeugten Sonnenstroms selbst verbrauchen kann.
Schwache IT
IT ist Mittel zum Zweck. „Sie hat dienenden Charakter und kann Garant für Effizienz in der Produktion sein“, sagt IT-Experte Johannes Woithon.
Wesentliche „Zutaten“ dazu seien beispielweise Verfügbarkeit der Systeme und Verfügbarmachung relevanter Informationen (beispielsweise in Echtzeit und personalisiert). Wenn Daten nutzbar sind, beispielsweise auch über mobile Endgeräte falls erforderlich, können Prozesse effizienter gesteuert und bewertet werden. Das entlastet Mitarbeiter von Routinetätigkeiten und steuert den Produktions-, Material- und Informationsfluss ideal. „Viele Unternehmen erheben Daten und werten sie dann nicht aus“, weiß Qualitätsberater, Betriebswirt und Ingenieur Martin Felch.
Außerdem könne IT auch Treiber von wichtigen Themen sein „oder natürlich auch entsprechende Entwicklungen verschlafen“, ergänzt ITler und Geschäftsführer des Softwarehauses Orgavision, Woithon. Wer seine Hard- und Software richtig nutzt, der kann mit ihr einen Beitrag für die Entwicklung neuer Verfahrensabläufe in der Produktion bis hin zu Geschäftsmodellen schaffen. Woithon: „Zum Beispiel im Internet der Dinge mit all den weitreichenden Möglichkeiten, die sich daraus ergeben.“
Personal
„Unqualifiziertes Personal führt zu schlechter Stimmung und damit zu schlechter Qualität“, bringt es Unternehmensberater Manuel Marburger auf den Punkt.
Der Geschäftsführer von muve sieht in vielen produzierenden Unternehmen das gleiche Problem: mangelnde Kommunikation. Oft seien es die kleinen Dinge, die Mitarbeiter unzufrieden machen und dafür sorgen, dass sie unmotiviert und damit schlecht arbeiten. „Einmal kam ich zu einem Unternehmen, das Baugruppen fertigt. Dort hatte man mit hohen Ausschusszahlen zu kämpfen. Ich trommelte die Mannschaft zusammen und bot an, dass sie mir erzählen, was sie so unzufrieden macht. Nach 15-minütigem Schweigen kam heraus, dass die Männer unzufrieden sind, weil es keinen anständigen Kaffee gibt“, berichtet Marburger. Das hätte der Chef schon vor Wochen in einem Gespräch herausbekommen können und sich hohe Kosten für mangelnde Qualität erspart.
„Natürlich sind es nicht immer solche Details, die einem Produzierenden die Kosten in die Höhe treiben“, weiß der Berater. Ungenügende Qualifikation, hohe Personalfluktuation und nicht zuletzt der Fachkräftemangel treiben insbesondere Mittelständler um, die keine Spitzengehälter zahlen können. „Hier gilt es, Menschen kontinuierlich weiterzuentwickeln, sie wertschätzend zu behandeln und immer wieder zuzuhören, wo die Probleme der Einzelnen sind.“
Wenn Marburger in einem Unternehmen Personalprobleme feststellt, etabliert er als zunächst eine konstruktive Gesprächskultur. Es reiche oft schon, sich morgens fünf Minuten lang über den gestrigen oder heutigen Tag auszutauschen. Was lief gut, was lief schlecht. „Jeder nur ein Satz, das kann klappen.“
Lagerhaltung und Logistik
Glaubt man Studien, so ist das Picking für mehr als die Hälfte der Lagerkosten verantwortlich. Das bedeutet, dass Mitarbeiter zu lange suchen, um die benötigten Teile zu finden und mit ihrer Arbeitszeit die Kosten in die Höhe treiben. Die internen Transportwege fallen dabei besonders ins Gewicht.
Vollautomatisches Hochregallager
Produzierende sollten bei der Lagereinteilung darauf achten, dass häufig abgerufene Teile näher an der Kommissionierstation gelagert werden. Was nicht so oft gebraucht wird, steht weiter hinten im Lager. Auch ist es wichtig, das richtige Lagersystem für die jeweiligen Komponenten zu nutzen. Für Palettenware eignen sich Hochregale, das ist nichts Neues. Für Kleinteile oder Bulkware gibt es Horizontalkarusselle oder vertikale Lagerlifte. Sind die Objekte sehr unterschiedlich, handelt es sich um leichte Einzelteile oder um tonnenschwere Maschinenteile, für jede Art sollte ein passendes System her. Denn das spart letztlich im Prozess die wertvolle Suchzeit.
Automatisierte Lager punkten durch geringeren Platzbedarf und eine sehr hohe Pickgenauigkeit von über 99 Prozent. Voraussetzung für ein automatisches oder halbautomatisches Picking-Prinzip ist die passende Softwarelösung. Unternehmer sollten unbedingt prüfen, ob für ihre Lagerhaltung eine (Teil-) Automatisierung sinnvoll ist.