Die Autoindustrie ist wettbewerbsintensiv, Produktionskosten sind ein zentraler Erfolgsparameter. Deshalb haben die Autobauer Mexiko als einen ihrer favorisierten Produktionsstandorte auserkoren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Laut einer Studie des CAR-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen werden in den USA 37 Euro Arbeitskosten (einschließlich Lohnnebenkosten) pro Stunde in der Autoindustrie bezahlt, in Mexiko sind es 7 Euro. Das macht bei den Produktionskosten eines Mittelklassewagens nur beim Autobauer einen Unterschied von 2.500 Euro aus.

Von Mexiko aus können - oder sollte man besser sagen konnten – die OEMs gut den US-amerikanischen Markt beliefern. Bricht dieser weg bleibt der eher schwierige und kleinteilige südamerikanische Markt, mit der Hauptregion Brasilien. "Aber Südamerika ist eher ein holpriges Geschäft voller auf und ab", sagt Studienleiter Prof. Ferdinand Dudenhöffer. Fällt also die USA als Abnehmerland aus, sieht es schlecht für den Produktionsstandort Mexiko aus.

In Mexiko setzten die Hersteller im Jahre 2016 1,6 Millionen Neuwagen ab, produzierten aber 3,45 Millionen. Den kräftigsten Produktionsüberschuss, also Autos, die in Mexiko produziert wurden abzüglich der Verkäufe im Land, hat Nissan mit knapp 445.000.

"Überschussproduktion" in den Augen von Donald Trump. Aber auch GM hat 385.000 Fahrzeuge Überschuss-Produktion, Fiat-Chrysler 367.000, Ford 288.000 und der VW-Konzern 175.000, allerdings mit stark steigender Tendenz, denn das neue Audi-Werk war 2016 so gut wie nicht sichtbar in den Produktionszahlen.

Trump ist kein Papiertiger

Dudenhöffer mahnt: "Man muss Donald Trump ernst nehmen, sehr ernst nehmen." Das hätten GM, Ford, Fiat-Chrysler, Toyota und Hyundai-Kia sehr schnell erkannt. "Die deutschen Autobauer tun derzeit so, als hätten sie es noch mit einem Papiertiger zu tun. Der Präsident des VDA, Matthias Wissmann, spielt die Dinge herunter und vernebelt eher", so der Branchenexperte.

Das kann gefährlich sein. Trump braucht keine neuen Gesetze, um Zölle einzuführen, wie Wissmann fälschlicherweise behauptet. Donald Trump kann als Präsident sehr schnell seine Verwaltung anweisen, Importzölle zu erheben. Alles was die Importzölle nicht dürfen, ist mit bestehenden Gesetzen in USA in Konflikt treten. "Aber das werden die Trump’schen Juristen im Weißen Haus schaffen", so Dudenhöffer.

Die deutschen Autobauer brauchen laut dem Branchenexperten zügig eine strategische Alternative. Geschickt hatten bereits GM, Fiat-Chrysler, Toyota und Hyundai-Kia Mitarbeit bei "Make America Great Again" angekündigt. Der schnelle und kostengünstige Ausweg ist die sogenannte CKD-Produktion in USA.

Bildlich gesprochen sind CKDs (Completely Knocked Down) Autos in Einzelteilen in Kisten verpackt, die dann im Verkaufsland an einer Montagestraße zusammengesetzt werden. CKD ist die Ausweichstrategie für die Autobauer, um hohe Zölle zu umgehen. Es werden einige  

Arbeitsplätze im Verkaufsland geschaffen, das ist eine politische Botschaft. Die Kostenstrukturen bleiben aber gleichzeitig überschaubar.

Duisburger Hafen mit strategischem Vorteil

Audi verschifft seit einiger Zeit aus dem Duisburger Hafen CKD-Sätze in die ganze Welt. Das kann relativ schnell gesteigert werden. Damit müssen die OEMs mehr CKD-Sätze in Deutschland bauen. Das sei gut für die inländischen Werke und den Duisburger Hafen. "Deutschland profitiert von Trump", so Dudenhöffer. Gleichzeitig muss eine CKD-Montage in USA aufgebaut werden. Für den VW-Konzern sei das eine machbare Angelegenheit.

"Verlierer wären freilich die Werke und Kapazitäten in Mexiko", erzählt Dudenhöffer. Die Autobauer müssen die Kapazitäten in Mexiko anpassen. Das könnte eine teure Angelegenheit für die Autobauer werden. Unausgelastete Produktions-Kapazitäten sind das klassische Verlustrisiko in der kapitalintensiven Autowelt der OEM. Bei einer CKD-Produktion in den USA werden die Neuwagen zwar etwas teurer in der Produktion, aber das verkraften die Amerikaner, denn sie erzeugen auch mehr Beschäftigung durch die Trump-Effekte beim Wachstum. Dudenhöffer kommentiert: "Es sieht danach aus, als würde Trump die Autobauer schnell diesen Weg zwingen." Wer zu spät mit seiner Planung für CKD-Montagen in USA beginnt, werde Marktanteile verlieren.

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