
Immer mehr deutsche Industrieunternehmen verlassen das Land. (Bild: Mathias Weil - stock.adobe.com)
Industrieunternehmen verlagern ihre Produktion zunehmend aus Kostengründen ins Ausland. In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) nannten 35 Prozent der Unternehmen Kostensenkungen als Grund für Investitionen im Ausland - das ist der höchste Wert seit der Finanzkrise 2008.
„Wenn Unternehmen zunehmend ins Ausland abwandern, weil hohe Energiekosten, lähmende Bürokratie und eine steigende Steuerlast ihnen hierzulande die Luft abschnüren, ist das ein gefährliches Signal“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.
Die Ergebnisse kommen mitten in den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD. In ihrem Sondierungspapier hatten die Parteien Entlastungen für Unternehmen versprochen. So soll die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestniveau gesenkt und die Netzentgelte halbiert werden.
Außerdem soll überbordende Bürokratie abgebaut werden. Union und SPD hatten sich zudem mit den Grünen auf Grundgesetzänderungen für milliardenschwere Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz geeinigt. DIHK-Präsident Peter Adrian forderte anschließend wirtschaftspolitische Weichenstellungen: „Unternehmen brauchen mehr Freiheit, weniger Kosten und schnelleres Verwaltungshandeln.“
DIHK: In Deutschland Investitionsbereitschaft schwach
„Wir stehen an einem Wendepunkt: Deutschland verliert als Investitionsstandort rapide an Boden“, so DIHK-Außenwirtschaftschef Treier. Traditionell dienten Auslandsinvestitionen lange Zeit vor allem der Markterschließung. Dieses Motiv ist nach wie vor relevant, liegt aber mit 30 Prozent nur noch auf dem langjährigen Durchschnittsniveau.
Der Euroraum bleibe zwar mit 64 Prozent der Nennungen die wichtigste Investitionsregion, aber Nordamerika gewinne weiter an Attraktivität. Der Anteil der Unternehmen, die dort investieren wollen, sei von 45 auf 48 Prozent gestiegen.
Schwach sei die Investitionsbereitschaft in Deutschland. Zwei von fünf Industrieunternehmen wollten ihre Investitionen zurückfahren.
dpa