
Schaeffler ist vorsichtig optimistisch für das laufende Geschäftsjahr. (Bild: Schaeffler)
Schaeffler blickt nach vorne. Das zeigt auch der Ort der Jahrespressekonferenz: Das neue Technologiezentrum in Herzogenaurach. Dort arbeiten 350 Mitarbeitende und 15 Forschungslabore unter anderem an den Technologien der Zukunft.
Doch wie geht es Schaeffler eigentlich nach der erfolgreichen Übernahme von Vitesco Technologies? Und was plant der Konzern für die Zukunft. Die wichtigsten Themen im Überblick:
So war das Geschäftsjahr 2024 für Schaeffler
Das vergangene Jahr war für CEO Klaus Rosenfeld ein „Übergangsjahr“. „Nicht nur wegen des Umfeldes, sondern weil wir die Transaktion mit Vitesco planmäßig umgesetzt haben“, erklärte er. „Wir haben das Jahr 2024 genutzt, um die Bilanz aufzuräumen.“
Der Umsatz stieg währungsbereinigt um 12,9 Prozent auf 18,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 16,3 Milliarden Euro). Grund für den Anstieg war vor allem die Übernahme von Vitesco. Im vierten Quartal erwirtschaftete die neu gekaufte Sparte knapp zwei Milliarden Euro.

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Das Konzernergebnis lag bei minus 632 Millionen Euro (Vorjahr: 309 Millionen Euro) und war durch Sondereffekte in Höhe von 725 Millionen Euro belastet, die unter anderem aus Restrukturierungskosten resultierten. Rosenfeld erklärte, das Unternehmen habe unter anderem Rückstellungen gebildet und aktive latente Steuern abgeschrieben.
Das Konzernergebnis vor Sondereffekten betrug 93 Millionen Euro (Vorjahr: 623 Millionen Euro).
Anspruchsvolles Umfeld: Schaeffler vorsichtig optimistisch
Wie die restliche Branche kämpft auch Schaeffler mit den Herausforderungen der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Auch für 2025 rechnet das Unternehmen aus Herzogenaurach mit einem anspruchsvollen Umfeld und ist vorsichtig optimistisch. Drei Beispiele:
So geht der Zulieferer unter anderem davon aus, dass globale Automobilproduktion leicht rückläufig sein wird. Das beeinflusst naturgemäß das Geschäft der Sparte Automotive Technologies, deren Umsatz 2024 trotz dieses Umfelds auf Vorjahresniveau lag.
„Bei eher schwacher Konjunktur kaufen die Konsumenten weniger Autos. Dafür reparieren sie und das sieht man in unserem Ersatzteilgeschäft mit dem neuen Namen Vehicle Lifetime Solutions“, sagte Rosenfeld weiter.
Positiv sieht es auch bei der Industrieproduktion aus. Hier rechnet Schaeffler mit einem Wachstum.
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, kündigte Schaeffler im November an, 4.700 Stellen abzubauen. 2.800 davon in Deutschland (wir berichteten).
Der Großteil der entsprechenden Vorarbeiten sei dafür geleistet, sagte Rosenfeld. Betroffen sind vor allem Aufgaben in den Verwaltungs- und Forschungsentwicklungsbereichen. Darüber hinaus gebe es aktuell keine zusätzlichen Jobabbaupläne, so der CEO.
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Wie sich Schaeffler strategisch für die Zukunft aufstellen will
Neben dem Stellenabbau plant Schaeffler noch weitere Maßnahmen, um dem Wettbewerbsdruck standhalten zu können. Denn das Unternehmen will sich als führende „Motion Technology Company“ positionieren. Dafür will es weg von einer rein sektororientierten - Automobil vs. Industrie - hin zu einer produktorientierten Organisation. Die Entwicklung soll durch acht Produktfamilien abgebildet werden, die das gesamte Produkt- und Serviceportfolio umfassen.
Weiter im Fokus steht die Integration von Vitesco Technologies. Nun geht es Schaeffler zufolge an die Integrationsumsetzung und die Realisierung von Synergiepotentialen.
Auch die Elektromobilität spielt trotz kurzfristig negativer Margenerwartungen weiter eine wichtige Rolle. Das Unternehmen sieht sich aufgrund seiner breiten Technologiebasis mit sowohl rein batterieelektrischen als auch hybriden Antriebstechnologien gut aufgestellt.
Das Ersatzteilgeschäft soll durch Erweiterung des Produktportfolios für Elektrofahrzeuge und den Ausbau der globalen Logistikkompetenz weiter gestärkt werden. Finanzvorstand Claus Bauer erklärte, die verschiedenen Sektoren und regionale Verteilung des Umsatzes helfe dem Unternehmen weiter, stabile Ergebnisse zu erzielen. Wenn es einem Sektor schlecht gehe, gleiche das ein anderer aus, meinte er.
Nachhaltigkeit weiter im Fokus
Daneben setzen die Herzogenauracher weiter auf Nachhaltigkeit. Das Thema sei nicht nur eine Verpflichtung als Familienunternehmen, sondern sei auch eine große Chance. Die Nachhaltigkeitsstrategie soll kontinuierlich weiterentwickelt werden.
Diese bewegt sich entlang der ESG-Logik (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Sie beinhaltet unter anderem, dass alle Standorte 100 Prozent erneuerbaren Strom beziehen und dass die Nachhaltigkeitsstrategie in den Kernprozessen integriert wurde.
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Rüstungsindustrie: Steigt Schaeffler mit ein?
Noch kein größeres Thema ist dagegen die Rüstungsindustrie. Schaeffler hat derzeit ein sehr überschaubares Geschäft im militärischen Bereich, das hauptsächlich Teil des Aerospace-Geschäfts ist und sich auf die USA konzentriert. Dort beliefert das Unternehmen beispielsweise bestimmte Lagerkomponenten für militärisch genutzte Helikopter. Das Rüstungsgeschäft macht weniger als ein Prozent des Umsatzes aus, so Rosenfeld.
Aufgrund der aktuellen globalen Situation werde beschäftige sich das Unternehmen aber durchaus mit der Frage, ob es in diesem Bereich aktiver werden könnte.
Rosenfeld betonnte aber auch, dass die Rüstungsindustrie ein sehr spezielles Geschäft ist, das sorgfältige Prüfung erfordere, einschließlich der Einhaltung bestimmter regulatorischer Anforderungen und der entsprechenden Aufstellung des Unternehmens.
Ausblick für 2025: Das erwartet Schaeffler
Für 2025 erwartet Schaeffler einen Umsatz zwischen 23,0 und 25,0 Milliarden Euro. Der deutliche Anstieg im Vergleich zu 2024 liegt daran, dass Vitesco nun für das ganze Jahr mit eingerechnet wird.
Dennoch sieht der Konzern Schaeffler auch 2025 weiterhin als Übergangsjahr, in dem die Integration von Vitesco vorangetrieben und die Grundlage für zukünftige Synergieeffekte und Ergebnisverbesserungen geschaffen wird.

Die Autorin: Anja Ringel
Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.
Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.
Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.