
Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller sagte, der Maschinenbauer müsse die Wende nun aus eigener Kraft bewerkstelligen und nicht auf den Staat und seine Fördergelder warten. (Bild: Trumpf)
Trumpf kämpft derzeit wie die meisten deutschen Maschinenbauer mit vielen Herausforderungen. Das macht sich auch in den Zahlen bemerkbar. So sank der Umsatz im Geschäftsjahr 2023/24 um 3,6 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Der Auftragseingang ging sogar um 10,4 Prozent zurück auf 4,6 Milliarden Euro. Das ist der zweite Rückgang in Folge. Trumpf hat laut CEO Nicola Leibinger-Kammüller somit eine Milliarde Euro innerhalb von zwei Jahren beim Auftragseingang eingebüßt.
Der Maschinenbauer müsse die Wende nun aus eigener Kraft bewerkstelligen und nicht auf den Staat und seine Fördergelder warten, sagte sie auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz. „Denn wir glauben an unsere Produkte, unsere Technologien und vor allem: unsere Mitarbeiter.“
Aufgrund der aktuellen Lage wurde sie sehr deutlich: „Auch wenn dieses Geschäftsjahr noch glimpflich für uns ausging aufgrund der gemeinschaftlich geschulterten Anstrengungen von Belegschaft und Vorstand, gehen wir angesichts der unsicheren Wirtschaftslage davon aus, dass der Auftragseingang im laufenden Geschäftsjahr bestenfalls auf aktuellem Niveau stagniert“, sagte sie. Das Unternehmen rechne zudem damit, dass der Umsatz geringer ausfallen wird, als im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Im Überblick: Das Geschäftsjahr 2023/24 von Trumpf
- Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit): 501 Millionen Euro (minus 18,6 Prozent)
- Auftragseingang: rund 4,6 Milliarden Euro (minus 10,4 Prozent)
- Umsatz: rund 5,2 Milliarden Euro (minus 3,6 Prozent)
- Umsatzstärkster Einzelmarkt: Deutschland mit 824 Millionen Euro (plus 5,8 Prozent)
- USA: 796 Millionen Euro (minus 11,5 Prozent)
- China: 615 Millionen Euro (plus 2,2 Prozent)
USA: Kunden halten Investitionen zurück
Leibinger-Kammüller erklärte zwar zu Beginn ihrer Rede, Trumpf blicke mit Entschlossenheit, nicht naivem Optimismus in die Zukunft, sagte aber auch derzeit sei „Grund zur Sorge angebracht“. Es sei zu kurz gedacht, nur auf die USA und China zu schauen. Denn: „Die Welt ist unser Markt. Und wir sehen uns einer ‚Welt-Krise‘ gegenüber“, so die Trumpf-Chefin. Geopolitisch gesehen gebe es einen fundamentalen Veränderungsprozess – zum Beispiel mit Blick auf die Rolle Indiens.
Weitere Gründe für die aktuelle Lage: der immer härter werdende Wettbewerb, aber auch die Präsidentschaftswahlen in den USA. Dort haben die Kunden vorerst Investitionen zurückgestellt. Leibinger-Kammüller geht jedoch davon aus, dass sich das nach der Wahl im November wieder ändern wird.
Sie erklärte, sowohl Kamala Harris als auch Donald Trump bewegen sich in ihren Programmen in Richtung einer „America First“-Strategie. Trump verspricht Leibinger-Kammüller zufolge mehr Steuererleichterungen. „Wir müssen uns nichts vormachen: Der Großteil unserer Kunden im Werkzeugmaschinenbau wählt Trump auch aus diesen Gründen“, sagte sie. Sie selbst äußerte große außenpolitische Bedenken, sollte Trump gewinnen.
Trumpf-Chefin zur deutschen Politik
Auch mit Blick auf Deutschland gibt es viele Hürden. Zwar ist der deutsche Heimatmarkt (wie berichtet) erstmals seit Jahren wieder der stärkste Einzelmarkt für den Maschinenbauer. Der Umsatz stieg um fast sechs Prozent auf 824 Millionen Euro. Aber: Die relativen Stärke Deutschlands liegt aber laut Leibinger-Kammüller vor allem an der gleichzeitigen Schwäche anderer Märkte.
Sie erklärte, die Weichenstellungen der Ampel tragen den zuvor Herausforderungen nicht in ausreichender Weise Rechnung, sondern seien zu oft Ausdruck parteipolitischer Programmatiken. So verschärfe die deutsche Politik die Wettbewerbsbedingungen für die Firmen insgesamt, anstatt sie zu entlasten und setze im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik die falschen Anreize.
Deutschland stehe wirtschaftspolitisch vor der Entscheidung, ob es die Augen vor dem globalen Wettbewerb weiter verschließen möchte, indem man glaube, in einen Subventionswettbewerb mit China und den USA einzutreten und auf eine Planwirtschaft zuzusteuern, sagte die Trumpf-Chefin. Oder ob man sich wieder auf die Tugenden einer forschungsstarken, innovativen, am Markt orientierten Industrie besinne.
„Was mich in diesem Zusammenhang besonders bestürzt, ist die auch in der Industrie gewachsene Haltung, sofort nach dem Staat zu rufen – und damit dem planwirtschaftlichen Agieren der Ampel medial wie politisch eine Defacto-Legitimation zu erteilen“, so Leibinger-Kammüller weiter.
Bis auf einige Forschungsförderungen beziehe Trumpf wie Tausende andere deutsche Mittelständler keinerlei staatliche Gelder, sondern helfe sich selbst.
Podcast: Trumpf CEO Lasertechnik über die Zukunft der Branche
Trumpf: Kurzarbeit und Stellenabbau sind nicht geplant
Passieren soll das unter anderem durch Arbeitszeitreduzierungen und damit verbunden Gehaltseinbußen (wir berichteten). Derzeit sind davon Hunderte betroffen, in der Spitze könnten es kommendes Jahr bis zu 2.750 Mitarbeitende sein.
Im Gegenzug ist ihr Job bis Ende 2025 sicher. Kurzarbeit oder ein Stellenabbau seien derzeit nicht geplant, sagte Personalvorstand Oliver Maassen. Sollten aber unvorhergesehene Dinge passieren, müsse man weiterschauen, erklärte er weiter.
Gespart wurde zum Beispiel auch bei Geschäftsreisen und Beratungsleistungen - insgesamt 176 Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr liegt die Zielmarke bei den Kürzungen bei 250 Millionen Euro.
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