Interview mit Dina Reit und Viktoria Schütz

Maschinenbau: So wird Social Media zum Wachstumstreiber

Employer Branding, Kundengewinnung und echte Reichweite – Social Media entwickelt sich für den mittelständischen Maschinenbau vom Nice-to-have zum Business-Tool mit strategischer Wucht. Dina Reit und Viktoria Schütz zeigen, wie es geht.

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Die Geschäftsführerinnen Dina Reit von SK Laser (links) und Viktoria Schütz von Deguma-Schütz diskutieren auf dem Maschinenbau-Gipfel die Benefits von Social Media für die Branche. Hier geben sie Erfolgstipps für LinkedIn, Instagram und Co.
Die Geschäftsführerinnen Dina Reit von SK Laser (links) und Viktoria Schütz von Deguma-Schütz diskutieren auf dem Maschinenbau-Gipfel die Benefits von Social Media für die Branche. Hier geben sie Erfolgstipps für LinkedIn, Instagram und Co.

Viktoria Schütz von Deguma-Schütz, Hersteller von Maschinen für Gummi- und Kunststoffverarbeitung, und Dina Reit vom Industrielaser-Anbieter SK Laser GmbH setzen in den letzten Jahren verstärkt auf die sozialen Medien. Damit gelingt es ihnen, ihre Unternehmen bekannter zu machen und im Gespräch zu halten. Sie sprechen über Themen wie Nachfolge und Unternehmenskultur und zeigen, was Produkte können.

Wenn Sie mehr über Social Media für den Maschinenbau wissen wollen, dann kommen Sie zum Maschinenbau-Gipfel! Die beiden Expertinnen diskutieren am ersten Tag zum Thema "Visible Champion – Wie wichtig sind Social Media und Öffentlichkeitsarbeit für den mittelständischen Maschinenbau heutzutage?"

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Wie nutzen Sie selbst Social Media in Ihren Unternehmen? Welche Plattformen sind Ihnen besonders wichtig?

Viktoria Schütz: Wir nutzen hauptsächlich Instagram für das Employer Branding, um potenzielle neue Mitarbeitende zu finden. Dabei wird auch Facebook automatisch mitbespielt, das aber an Relevanz verloren hat. Wir nutzen zudem LinkedIn – allerdings weniger über den Unternehmens-Account, sondern über die Profile von Mitarbeitenden und von mir. Die persönliche Ebene funktioniert hier besser.

Auf Youtube posten wir Maschinenvideos, die Sondereigenschaften und Funktionsweise unserer Maschinen visualisieren, und Videos, die mit dem Arbeitsleben bei uns zu tun haben

Dina Reit: Als während Corona die Messen wegfielen, haben wir uns entschieden, mehr in Richtung Online zu gehen. LinkedIn war dabei für uns eine spannende Plattform, zudem hatten wir bereits länger einen Youtube-Kanal. Mittlerweile posten wir den Content auch auf anderen Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube.

Da die Inhalte für LinkedIn konzipiert sind, ist die Performance auf den anderen Kanälen allerdings nicht vergleichbar hoch. Auch unsere Erfahrung zeigt: Der Spruch „Menschen folgen Menschen – nicht Marken“ stimmt schon. Es klappt besser, sich auf den Account von Personen zu konzentrieren als auf den Unternehmens-Account.

Was funktioniert besonders gut?

Reit: Damals habe ich angefangen, Videos zu posten, in denen ich etwas lasere – also im Prinzip, um unsere Technologie anhand von zugesendeten Objekten in „Dinas Laser Lab“ zu zeigen, beispielsweise einer Kiwi. Das ist wirklich gut angekommen. Anfang 2021 ist ein Beitrag mit über 10.000 Likes wirklich viral gegangen und es gab sehr viel Feedback. Aus meiner Sicht war es wichtig, dafür dann nicht eine Agentur zu beauftragen, sondern authentisch zu bleiben.

Wir haben die Frequenz erhöht, mit der etwas gepostet wird – heute veröffentliche ich zwischen zwei- und fünfmal pro Woche einen Beitrag bei LinkedIn. Mit dem Dina-Reit-Account, über den jetzt die Unternehmenskommunikation läuft, konnten wir über 56.000 Follower erreichen, mit anderen Accounts noch einmal rund 5.000.

Schütz: Wir bekommen auf Instagram beispielsweise besonders viel Reichweite für witzige Videos, in denen es aber immer einen fachlichen oder einen Arbeitshintergrund gibt.

Wie viel Aufwand fließt in das Thema?

Schütz: Social Media braucht einen klaren Fokus und Kontinuität. Für mich war klar, dass ich persönlich nicht den nötigen Raum dafür schaffen kann – deshalb haben wir eine Teilzeitstelle dafür eingerichtet. Grundsätzlich lässt sich sagen: Social-Media-Präsenz erfordert immer mehr Aufwand, als es auf den ersten Blick erscheint. Es müssen die richtigen Themen gefunden, die Texte gut formuliert und passendes Bild- oder Videomaterial geplant und erstellt werden. Dafür erarbeiten wir im Vorfeld Redaktionspläne.

Um jüngere Menschen zu erreichen, müsste man im Grunde auch TikTok als Kanal bespielen. Aber als Unternehmen mit 45 Mitarbeitenden gibt es natürlich Grenzen für den Zeitaufwand. Videos zu drehen, unterbricht die Abläufe – und natürlich braucht es auch Mitarbeitende, die nichts dagegen haben, sich vor der Kamera zu zeigen.

Reit: Das Schneiden und Untertiteln von Videos, für das wir CapCut nutzen, hat mittlerweile eine Kollegin übernommen. Bei ein oder zwei Videos pro Woche ist das schon ein Aufwand. Die Vorplanung erfolgt direkt in der LinkedIn- oder Instagram App selbst.

Letztlich ist es eine Entscheidung, welche Priorität auf der Außenwahrnehmung des Unternehmens liegen soll. Entsprechend muss man sich die Zeit freischaufeln – auch wenn es immer sehr viele andere dringliche Aufgaben gibt.

Kolumne "Zukunft der Arbeit" von Viktoria Schütz

Viktoria Schütz beschäftigt sich auch viel mit New Work und der Zukunft der Arbeitswelt. Ihre Gedanken hält sie in ihrer Kolumne "Zukunft der Arbeit" fest:

Wie wichtig ist Social Media, um Kompetenz und Innovationskraft zu zeigen, Reichweite zu erhöhen, Leads zu generieren oder Vertrauen zu stärken?

Schütz: Im Maschinenbau geht es letztlich darum, sozusagen ein Grundrauschen zu erzeugen, damit man wahrgenommen wird und der Kunde im Bedarfsfall an unser Unternehmen denkt – eine Maschine wird nicht mit einer Aktion verkauft, sondern dem geht oft monatelange, teilweise jahrelange Arbeit voraus. Wenn wir uns diese Arbeit nicht machen würden, würden wir wahrscheinlich weniger Maschinen verkaufen. Aus meiner Sicht ist es hilfreich, sich über diese Plattform zu vernetzen: Es setzt etwa die Barriere herunter, auf Veranstaltungen miteinander in Kontakt zu treten und gibt erste Bezugspunkte.

Reit: Unser Engagement hier ist in erster Linie eine große Brand-Building-Maßnahme, um SK Laser bekannt zu machen – damit potenzielle Kunden beim Laser-Kauf an uns denken. Wir profieren damit auch bei der Kunden-Akquise, beispielsweise wenn ich von einer Messe poste und daraufhin Interessenten vorbeikommen. Die Präsenz in sozialen Medien wird von den Kunden nicht vorausgesetzt und es ist noch nicht selbstverständlich in der Branche – dennoch gibt es sehr viel positive Resonanz.

Welchen Stellenwert hat Social Media für das sogenannte Employer Branding?

Reit: Der Bekanntheitsgrad, der sich über Social Media erreichen lässt, ist sicherlich wichtig. Zum einen macht es die Menschen schon stolz, wenn sie irgendwohin kommen und ihr Unternehmen bekannt ist. Zum anderen ist es auch ein Aspekt bei Bewerber:innen, wenn sie zwar zu einem kleinen KMU gehen, dann aber trotzdem einen Namen im Lebenslauf haben, den einige Leute kennen.

Schütz: Viele Bewerber und Bewerberinnen sagen uns im Gespräch, dass sie uns von Instagram kennen und deshalb Lust haben, bei uns zu arbeiten. Über die Posts und Videos haben sie schon einen Eindruck von unserer Unternehmenskultur bekommen. Wir spüren den Fachkräftemangel natürlich auch, aber mit etwas Zeitversatz finden wir die gesuchten Kräfte. Ich frage mich, wie das für Unternehmen ohne Social-Media-Präsenz heute aussieht.

Kann GenAI mit Large Language Models wie ChatGPT die Aufgaben rund um die Social-Media-Präsenz vereinfachen?

Reit: ChatGPT für die Fehlerkorrektur zu nutzen oder um Vorschläge für eine Headline zu generieren, hilft schon. Ich bin sicher, dass in Zukunft viel mehr Video-Editing über KI möglich sein wird. Es gibt auch KI-Tools, die einen Klon erzeugen – das wird beispielsweise bereits von Video-Podcastern genutzt, um automatisiert Werbung einzusprechen. Damit könnte man sich viel Aufwand sparen – denn schließlich muss man für Videos auch entsprechend perfekt angezogen und vorbereitet sein (lacht).

Schütz: Die KI ist eine große Arbeitserleichterung für die Formulierungshilfe und als Ideengenerator. Allerdings ist es wichtig, weiter selbst zu beurteilen, welche Themen für die eigene Zielgruppe interessant sind und darauf zu achten, dass nicht alles gleich klingt oder aussieht.

Digitaler Thementalk: Maschinenbau in unsicheren Zeiten: Wegweiser für die Branche

Digitaler Thementalk

In unserem Thementalk zum Thema „Zwischen Krisen und Zöllen: Wegweiser für den Maschinenbau in geopolitisch volatilen Zeiten“ diskutieren drei ausgewiesene Experten, wie Sie auf die aktuellen geopolitischen Entwicklungen reagieren können – praxisnah, vorausschauend und lösungsorientiert.

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Das sind die Experten:

  • Oliver Bendig, Leiter Industrial Products & Construction bei Deloitte
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Wie sind Ihre Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit dem Thema Soziale Medien? Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Do’s und Dont’s? Was hat für Ihr Unternehmen funktioniert, was nicht?

Schütz: Instagram funktioniert an sich gut, aber es ist schwierig mit einem Produkt, das sich nicht an Konsumenten richtet, über eine bestimmte Follower-Zahl hinauszukommen. Da sich die Algorithmen auch ständig ändern, muss mit entsprechendem Zeitaufwand viel und regelmäßig gepostet werden, um präsent zu sein – sonst gehen die eigenen Inhalte schnell unter. In der Kommunikation gegenüber unseren Kunden liegt weiterhin ein wichtiger Fokus auf der Fachpressearbeit. Die Medien posten die Informationen auf ihren Kanälen: Das macht einen wesentlichen Teil unserer Reichweite aus.

Reit: Es kommt darauf an, jeweils das richtige Format für das eigene Produkt zu finden und zu überlegen: Welche Geschichte möchte ich erzählen? In „Dinas Laser Lab“ kann mir beispielsweise jeder sein Produkt schicken und ich lasere es dann – damit bekommt der Absender ebenfalls Reichweite. Die Themen sollten authentisch zur Person und deren Arbeitsalltag passen. LinkedIn ist eine berufliche Plattform, es muss also alles professionell gehalten sein – zwar persönlich, aber bitte nicht zu persönlich! Am besten funktioniert es, wenn ein Foto oder ein Video dabei ist, und es einen gewissen Themenmix gibt.

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Haben Sie einen guten Rat für andere Unternehmen, die sich damit vielleicht noch nicht so intensiv beschäftigt haben?

Schütz: Es ist wichtig, sich genau zu überlegen, wie es gelingt, die Menschen an den jeweiligen Account zu binden. Dafür reicht es nicht, zum Beispiel frohe Feiertage zu wünschen oder eine Messeteilnahme bekannt zu geben. Oft wird auf Instagram agiert, als wäre der Unternehmens-Account ein Schaufenster oder Schwarzes Brett. Es ist aber im Grunde ein Entertainment-Tool: Durch interessante Beiträge und Unterhaltung sollte ein gutes Gefühl erzeugt werden, damit Menschen beispielsweise Lust bekommen, hier zu arbeiten. Zum Einstieg kann es hilfreich sein, andere, erfolgreiche Accounts zu abonnieren, zu analysieren und sich daran zu orientieren.

Reit: Ganz zentral ist es, einen oder mehrere Menschen zu finden, die Themen wirklich gut „rüberbringen“. In Unternehmen gibt es meist eine Person, die Inhalte richtig empathisch und spannend vermitteln kann – und die nicht notwendig aus der Geschäftsführung kommt. Die damit verbundenen Möglichkeiten, Reichweite aufzubauen, sollten genutzt werden: Selbst dann, wenn diese Person vielleicht nicht dauerhaft dafür verfügbar ist. Natürlich gehört auch dazu, mit kritischen Stimmen klarzukommen. Doch bei Beiträgen, die nicht so gut laufen, sorgt ohnehin der Algorithmus dafür, dass sie weniger gesehen werden.

Anstatt großer Ankündigungen ist es sinnvoll, klein zu starten und eine Frequenz zu wählen, die sich kontinuierlich halten oder steigern lässt: Als „Tiger zu starten und als Bettvorleger zu enden“ ist nicht gut für die Reputation. Viele Unternehmen denken zudem, sie müssten erst einmal ihre Website auf Vordermann bringen, doch der Social-Media-Einstieg ist davon unabhängig. Das führt jedoch oft dazu, dass sie nie ins Starten kommen.