Über die Hälfte aller weltweit abgesetzten Elektrofahrzeuge werden in China verkauft. So wurde das Land durch eine konsequente Förderung der Zukunftstechnologien Technologieführer. Zudem setzen sich die chinesische Marken durch funktionierende elektronische Vernetzung und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis durch. Europäische Marken fallen auf dem weltweit größten Automarkt zurück, nutzen jedoch verstärkt ihre Chinaerfahrungen für das internationale Geschäft.
Mittlerweile fahren Elektroautos 'Made in China' bereits zu Tausenden auf Europas Straßen. Diese stammen meist aus dem Shanghai-Werk von Tesla, in dem der Qualitätsstandard höher als im US-Stammwerk ist. Doch 2022 dürfte das Jahr sein, in dem chinesische Marken ansetzten, den deutschen Markt zu gewinnen.
Exporte nach Europa
Im vergangenen Jahr exportierte China über eine halbe Million Elektrofahrzeuge, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Etwa ein Drittel der chinesischen Exporte nach Europa waren jedoch europäische Marken in chinesischem Besitz wie Volvo Cars und MG Motor, während nur zwei Prozent chinesische Marken waren, so Forscher des Mercator Institute for China Studies. Fast die Hälfte stammte von Tesla, die restlichen 14 Prozent von europäischen Joint Ventures in China. Doch jetzt starten zahlreiche chinesische Konzerne ihren Markteinstieg in Europa, die nachfolgend aufgelistet sind:
BYD – weltgrößter E-Auto-Konzern
Weltweit ist BYD der größte Produzent von Akkumulatoren, vor allem für Mobiltelefone. Für den Batteriebus BYD ebus wurde bereits 2014 ein Montagewerk in Kalifornien eingeweiht. Ein neues für den Export angelegtes Werk in Thailand ist geplant. Der Konzern hat die Produktion einer weiteren Fabrik für Batteriesysteme in China aufgenommen. Geplant ist eine Jahresproduktion von 45 GWh. Ein Basis-Projekt startet im September 2022 offiziell in Nanning, in der südlichen autonomen Region Guangxi Zhuang und umfasst BYDs 10-GWh-Hybridbatterie und 5-GWh-Projekt für neue Batterien.
Im Fokus der Internationalisierung steht die Expansion in die ASEAN-Märkte durch den Elektrofahrzeughersteller aus Shenzhen. Das Projekt der Guangxi ASEAN FinDreams Battery Corp. startete im September 2022. Es ist zugleich das dritte Batterieprojekt von BYD in Guangxi.
BYD Verkaufsstart in Deutschland
Lars Pauly verantwortet künftig den Vertrieb der Elektroautos des chinesischen Herstellers BYD in Deutschland. Der frühere Mercedes-Manager ist CEO der Hedin Electric Mobility GmbH, wie aus einer Pressemitteilung des Unternehmens hervorgeht. Pauly verfügt mehr als 30 Jahre Erfahrung im internationalen Automobilvertrieb und arbeitete lange Zeit für Mercedes-Benz beziehungsweise für die frühere Daimler AG.
Auf der Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge, die das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle regelmäßig aktualisiert, tauchten der Kompakt-SUV BYD Atto 3, die Elektro-Limousine BYD Han und der Großraum-SUV Tang jetzt erstmals auf mit einem Basispreis ab 35.500 Euro.
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BYD stellt Akkus selbst her
Elektrobusse kosten etwa das Zehnfache und bringen gute Gewinne. Mit in Ungarn produzierten Elektrobussen, deren Akkus BYD selbst herstellt, hat der chinesische Hersteller in Europa einen Marktanteil 20 Prozent.
BYD hat auf der IAA Transportation im September 2022 in Hannover seine Blade-Batterieplattform für den Einsatz in E-Bussen präsentiert. Das platzsparende Design der Blade-Batterie mit CTP-Technologie (Cell to Pack) soll eine höhere Batteriekapazität bei gleichzeitiger Reduzierung des Fahrgestellgewichts ermöglichen. Die Batterien sind im Unterboden des Busses platziert, sowohl zwischen den Achsen als auch im Heck. Bei den sonst eher üblichen Solobussen, die es als Diesel und mit Elektroantrieb gibt, sind die Batterien meist auf dem Fahrzeugdach platziert. Neben der eBus Blade Platform hat BYD auf der Messe in Hannover auch eine neue Generation seines 12-Meter-Elektrobusses sowie die beiden E-Lkw ETM6 (7,5 Tonnen) und ETH8 (19 Tonnen) vorgestellt.
Der Konzern baut auch futuristische Einschienen-Bahnen. Das erste SkyRail-Fahrzeug von BYD der Linie 17 der Metro São Paulo ist im März 2022 vom Produktionsband gerollt ist. Auch in China ist die Bahn im Einsatz. Der Konzern aus Südchina hat zahlreiche weitere Tochtergesellschaft – von der Produktion von Solarpanelen bis hin zu Elektro-Zigaretten.
MG – Markterfolg mit Kleinwagen
Great Wall - Markenvielfalt
Bereits bis 2025 sollen reine Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge sowie Plug-in-Hybride 80 Prozent der Verkäufe von Great Wall ausmachen, so General Manager Li Xiaorui. „Chinesische Autofirmen schaffen eine Gelegenheit, die es seit einem Jahrhundert nicht mehr gegeben hat“, sagte Mu Feng, Präsident von Great Wall Motors auf der Deutsch-Chinesischen Automobil-Konferenz. Wey ist die Luxusmarke des Konzerns.
Nio will mit Batteriewechselstationen punkten
Nio präsentierte in Berlin auf der Automobilkonferenz seinen ET7. Das ausgestellte Auto ist noch etwas durch Folie getarnt, kommt aber in Deutschland dieses Jahr noch auf den Markt. Was macht es so anders? Der leichte und schnelle Batteriewechsel. Darin habe Nio Erfahrung und in China bereits über 1000 Stationen in Betrieb und 10 Millionen Ladevorgänge absolviert. Nio plant auch in Europa Ladestationen, aber auch ein normales Aufladen ist möglich.
Das Konzept konzentriert sich auf die Batterie. Das Auto wird gewissermaßen um die Batterie gebaut. Die Kunden können je nach Bedarf die Batterien upgraden oder downgraden und damit effektiv verschiedene Strecken fahren und Kosten sparen. Nio will 1000 Batterietausch-Stationen außerhalb Chinas aufbauen. In China habe Nio mit seinen Tauschstationen dafür viele Erfahrungen, sodass die Kunden einen funktionierenden Service erwarten können. Minutenschneller Batteriewechsel und dabei Wahlmöglichkeiten der Batterieleistung. Das seien lau Nio Vorteile gegenüber der Konkurrenz.
Xpeng mit Schnelllade-Akku
Marken, die 2022 in Deutschland erhältlich sind oder ihren Einstieg planen:
- Aiways - www.ai-ways.eu
- Nio - www.nio.com/de
- Smart (Joint-Venture) - https://de.smart.com/
- Seres - www.global-seres.com
- Ora (GWM) - www.gwm-global.com/brands/ora/
- MG (SAIC) - www.mgmotor.de
- JAC - https://jacen.jac.com.cn/
- BYD - https://bydeurope.com/byd-group
- Xpeng - https://heyxpeng.com/
- Voyah (Dongfeng) - www.voyah.com.cn/
- Lynk & Co. - https://www.lynkco.com/
- Maxus (SAIC) - https://www.maxusmotors.de/
- Polestar - https://www.polestar.com/de/
Aiways setzt auf KI
Aiways ist bereits in 15 Ländern vertreten. „Wir möchten vom Kunden ausgehend die Mobilität neu denken. Dabei steht nicht nur die Technologie im Vordergrund, sondern eher ein einfaches, unkompliziertes Fahren – und dies zu einem erschwinglichen Preis. Wir setzten auf viele gute Kooperationspartner, auch da wir ein relativ kleines Unternehmen sind. Dies macht uns jedoch auch sehr flexibel, so dass wir neue Trends sehr schnell aufnehmen können,“ so Klose auf dem Automobilkongress in Berlin.
Auch Geely kommt nach Europa
Im September hat Geely bekannt gegeben, dass der Polestar 3 auch in den USA produziert werden soll. Thomas Ingenlath, der Geschäftsführer des Autobauers sagte, aus Gründen des Klimaschutzes wäre auch eine Fertigung in Europa und dort besonders in Polestars Heimatland Schweden möglich. „Wann und für welches Modell wird sich noch zeigen. Ich würde aber sagen, dass dies noch vor Ende des Jahrzehnts der Fall sein wird“, so Ingenlath.
Geely hat in Raunheim ein Technologiezentrum. „Wir machen in Deutschland den gesamten Nachhaltigkeitsbericht für Lotus. Das A&O dafür ist Glaubwürdigkeit im Detail. Nachhaltigkeit bedeutet beispielsweise auch kurze Lieferwege zur CO2-Vermeidung, Nachhaltigkeit umfasst die gesamte Produktionskette und den Lebenszyklus eines Autos,“ so Frank Klaas, Vice President Communications
Der Konzern steigt über seine Tochter Farizon auch in das Geschäft mit elektrisch angetriebenen Lkw ein. Der Geely-Lkw setzt auf ein Batterietauschsystem und soll ab Anfang 2024 ausgeliefert werden. Der Homtruck lehnt sich dabei an das englische Wort Home an, denn der Lkw soll dem Fahrer ein Zuhause bieten.
Wuling – Billig an die Verkaufsspitze
Sinosynergy - Wasserstoff-Brennstoffzellen-Reisebus
Es gibt auch zahlreiche Projekte in Deutschland, in denen mit Zulieferungen aus China Kleinfahrzeuge montiert werden, und auch weitere chinesische E-Auto-Produzenten planen den Markteinstig. Da die Autokonzerne in China, wo fast 60 Prozent aller E-Kfz produziert und verkauft werden, durch hohe Stückzahlen günstige Preise haben, werden die Newcomer zur Konkurrenz der etablierten Marken. Eine noch größere Herausforderung ist das Erfahrungswissen durch den massenhaften Einsatz und die Qualitätsoffensive.
Doch von diesem Erfahrungswissen können auch deutsche Unternehmen, die in China produzieren, profitieren. Und es ist nicht zu erwarten, das chinesische Konzerne die Welt mit Exporten aus China überschwemmen. Bei genügend Verkaufszahlen produzieren diese auch in Europa. Bei Batterieherstellern ist dieser Trend schon deutlich zu sehen.
überarbeitet von: Dietmar Poll