Zwar ist die 2021 in Dienst gestellte Prism Courage des südkoreanischen Schiffbauers Hyundai Heavy Industries bei weitem nicht das größte Tankschiff für Flüssigerdgas (LNG), das derzeit auf den Meeren unterwegs ist. Dennoch hat sie Geschichte geschrieben: Als erstes großes Handelsschiff wurde sie bei einer Ozean-Überquerung autonom von einem Computer gesteuert.
Der knapp 300 Meter lange LNG-Carrier legte am 1. Mai von Freeport im Golf von Mexiko ab, schipperte durch den Panama-Kanal und kam 33 Tage später am Boryeong LNG Terminal in Südkorea an. Die Route war etwa 20.000 Kilometer lang, die Hälfte davon fuhr das Schiff autonom mithilfe des Steuerungssystems HiNAS 2.0, das die Hyundai-Tochter Avikus entwickelt hat.
Wie funktioniert die autonome Schiffssteuerung?
Ähnlich wie bei autonomen Autos oder Drohnen nimmt die Schiffssteuerung ihre Umwelt mithilfe von Kameras und Radarsensoren wahr. Zusätzlich werden Informationen zum Beispiel über das Wetter oder die Wellenhöhe einbezogen. Daraus berechnen Algorithmen der Künstlichen Intelligenz in Echtzeit die Steuersignale für das Schiff. Während der Reise wurden in etwa 100 Fällen andere Schiffe erkannt und die Route geändert, um Kollisionen zu vermeiden.
War das Schiff ohne Steuermann unterwegs?
Nein. Ähnlich wie bei Tests mit autonomen Autos noch ein Sicherheitsfahrer im Wagen sein muss, wurde auch der Test auf der Prism Courage von erfahrenen Seeleuten überwacht. Darüber hinaus wurde der Probelauf in Echtzeit vom American Bureau of Shipping (ABS) und dem Korea Register of Shipping (KR) in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Stabilität der autonomen Steuerung überwacht.
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Was bringt die autonomen Steuerung?
Nach Angaben des Herstellers Avikus konnte durch die Auswahl einer optimalen Route durch die autonome Steuerung des LNG-Tankers der Treibstoffverbrauch des Schiffes um rund 7 % gesenkt werden, die Treibhausgasemissionen sanken um rund 5 %. Große Transportschiffe sind durch die Verbrennung von Schweröl einer der größten Verursachen von Treibhausgasen auf der Welt.
Langfristig könnten durch eine autonome Steuerung auch Personalkosten eingespart werden.
Gibt es einen Markt für "Käpt´n Computer"?
Laut dem Marktforschungsunternehmen Acute Market Reports wird bis zum Jahr 2028 ein globaler Markt für autonome Schiffssteuerungen in Höhe von etwa 235 Milliarden US-Dollar erwartet. Avikus will sein HiNAS 2.0 nach dem erfolgreichen Test noch in diesem Jahr in einer kommerziellen Version auf den Markt bringen.
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