Circular economy

Circular economy (Bild: Miha creative - stock.adobe.com)

Anlaufbild Kategorie Unbreakable Plant

Einführung

Die Nachhaltigkeit mit ihren Facetten Ökonomie, Ökologie und Sozialem hat in hohem Maße Eingang in die öffentliche Diskussion und die Zielsetzung von Unternehmen gefunden. Dennoch ist festzustellen, dass der Erfolg und die Abläufe von einzelnen Bereichen in produzierenden Unternehmen nur selten mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft sind, sondern noch primär an finanziellen Kriterien festgemacht werden. Verschärfend kommt hinzu, dass die Zielsetzungen und Abläufe von einzelnen Bereichen im Unternehmen konterkarierend sind. Beispiele sind:

  1. Erhöhung der Produktionszeit durch Verzicht auf geplante vorbeugende Maßnahmen und damit der Gefahr von längeren Stillständen und größeren Havarien
  2. Verzicht von Technologien der Anlagenüberwachung und des Lebenszyklus-Managements durch den Einkauf, um Invest-Einsparungen (auf Kosten der Betriebskosten) zu reduzieren
  3. Verzicht auf Beschaffung relevanter Stammdaten (Anlagen, Ersatzteile, Dienstleistungen) aus Kostengründen und damit Erhöhung des Digitalisierungsaufwandes im laufenden Betrieb.
  4. Neubeschaffung von Anlagen und Anlagen-Komponenten, obwohl eine Aufarbeitung oder ein Retrofit möglich wäre
  5. Entsorgung von Anlagen- und Anlagenkomponenten, die in anderen Unternehmen noch sinnvoll eingesetzt werden könnten oder sogar dringend benötigt werden (Obsoleszenz als ein Stichwort)

So lange singuläre Ziele in den Unternehmensbereichen verfolgt werden, ist nicht zu erwarten, dass die Nachhaltigkeitsziele ein integrativer Bestandteil der Unternehmensstrategie werden.

Ziel des möglichen Forschungsprojekts: Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitskennzahlen müssen so weiterentwickelt werden, dass alle Abläufe und Investitionen in produzierenden Unternehmen danach bewertet und dadurch eine ganzheitliche Verbesserung des ökonomischen, ökologischen und sozialem Unternehmenserfolgs sichergestellt werden kann.

Problematik

Nachhaltigkeit ist in den Unternehmen vielfach ein Aufgabenfeld, welches unabhängig von den Zielen der einzelnen Unternehmensbereiche und Abteilungen bearbeitet werden muss. Nachhaltigkeits-Verantwortliche suchen in den Abteilungen nach Maßnahmen, die (zufällig) auch Nachhaltigkeits-Kriterien erfüllen, ohne dass diese ursprünglich dahingehend ausgerichtet waren. Zudem werden Nachhaltigkeits-Maßnahmen durchgeführt, die nicht mit den Zielsetzungen von einzelnen Fachbereichen abgestimmt sind und damit sogar entgegengerichtete Effekte hervorrufen. Konflikte und Ineffizienzen innerhalb des Unternehmens sind damit vorprogrammiert.

Bedeutung von Technologie- und Daten-Dienstleistungen

Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsziele können nicht nur isoliert im Unternehmen betrachtet werden. Dienstleister leisten heute gerade für produzierende Unternehmen wichtige Aufgaben, die Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben, ohne dass diese explizit so benannt werden. Hier haben insbesondere Technologie- und Daten-Dienstleistungen eine zunehmend höhere Bedeutung erlangt, zum Beispiel im Kontext

  • Wiederaufarbeitung und Retrofits von Bauteilen und Anlagen im Sinne einer Circular Economy
  • Optimierung von Stammdaten entlang der gesamten Auftrags-Abwicklung (Anlagen-Daten, Artikel-Daten, Kunden-Daten)
  • Einführung von Methoden der Künstliche Intelligenz z. B. zum Wissensmanagement (Large Language Models) oder Bilderkennung zur Unterstützung von Werkern
  • Vorhersage von Ereignissen, wie Anlagenausfälle, Lieferengpässe etc.

Die erfolgreiche Beauftragung von Dienstleistern scheitert oftmals daran, dass deren Beitrag zur Nachhaltigkeit und damit zu einem übergreifenden Unternehmensziel nicht ausreichend dargestellt ist. Die Kosten für eine (Technologie- oder Daten-) Dienstleistung werden so nur den singulären Bereichs- oder Abteilungszielen gegenübergestellt, unabhängig davon, ob sie auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können (oder schlimmstenfalls sogar kontraproduktiv sind).

Dienstleister können einen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Unternehmen leisten. Allerdings wird heute deren Angebot nur anhand singulären make or buy Entscheidungen bewertet. Der mögliche Beitrag zur Verbesserung der Nachhaltigkeit des Auftraggebers wird nicht hergestellt.

Lösungsansatz

Ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen, führt unbestritten zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen. Gegenwärtig existiert jedoch keine praktikable Lösung, wie die Zielsetzung der einzelnen Unternehmensbereiche und deren relevante Entscheidungen in einen übergreifenden Nachhaltigkeitskontext für das gesamte Unternehmen integriert werden können. Dazu zählt auch die Frage nach Einbindung von geeigneten Services.

Ein Lösungsansatz kann darin bestehen, von den Sustainability Development Goals der UN die unternehmens- und Unternehmensnetzwerk spezifischen Elemente wie Arbeitssicherheit, Gesundheit der Mitarbeitenden, nachhaltiges Wachstum, resiliente Infrastrukturen, nachhaltige Produktion, Ressourceneinsatz und -verbrauch auszuwählen. Diese müssen so weit spezifiziert werden, dass sie zur Bewertung von Investitionen, Prozessabläufen und Entscheidungen in produzierenden Unternehmen in Verbindung gesetzt werden können.

Es wird eine neue Form der Entscheidungsfindung für Investitionen und Unternehmensabläufe entstehen, mit der im Bereich Einkauf, Produktion und Instandhaltung eine unternehmensweite Nachhaltigkeit erreicht werden kann.

Arbeitspakete

Arbeitspaket 1: Analyse

In diesem Arbeitspaket erfolgt die Analyse und Bewertung der gegenwärtigen Situation in produzierenden Unternehmen und Unternehmensnetzwerken in Bezug auf Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeits-Ziele. Fokus können zunächst die Bereiche Einkauf, Produktion und Instandhaltung sein. Fragestellungen dazu:

  • Welche relevanten Entscheidungen und Abläufe haben in Bezug auf die Nachhaltigkeit zu betrachten, weil sie hier einen wesentlichen Beitrag leisten können?
  • Wie erfolgt eine Bewertung von Maßnahmen (insb. Investitionen, Prozess-Veränderungen etc.) in Bezug auf Nachhaltigkeit heute?
  • Wie erfolgt eine Bewertung der Beauftragung von Dienstleistern (insb. Technologie- und Daten-Dienstleistern) in Bezug auf Nachhaltigkeit?
  • Erfolgt ein Abgleich, ob Maßnahmen in einem Unternehmensbereich auch (positive oder negative) Auswirkungen auf andere Bereiche und Abteilungen haben (insb. mit dem Fokus der Nachhaltigkeit)

Ergebnis:

  • Relevante Entscheidungen und Prozessabläufe sind identifiziert
  • Relevante Leistungen von Daten- und Technologie-Dienstleistern sind ausgewählt
  • Die aktuelle Situation in Bezug auf die Bewertung von Investitionen und Dienstleister-Auswahl ist bekannt
  • Der Einfluss der Nachhaltigkeit bei relevanten Unternehmensprozessen im Bereich Einkauf, Produktion und Instandhaltung ist bekannt
  • Es ist bekannt, ob Entscheidungsprozesse abteilungsübergreifend getroffen werden und ob das Thema Nachhaltigkeit dabei eine Rolle spielt
  • Der Umgang mit Nachhaltigkeit in Bezug auf die Umsetzung und Zielerreichung ist bekannt
  • Die Rolle von Dienstleistern in Bezug auf das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ist eruiert

Arbeitspaket 2: Spezifizierung von abteilungsübergreifenden Nachhaltigkeitszielen

Es ist zu erwarten, dass abteilungsübergreifende Nachhaltigkeits-Ziele (u. a.) Unternehmensgrößen-, branchen- und netzwerkspezifisch sein müssen. Daher muss im ersten Teil zunächst eine geeignete Clusterung der Unternehmen erfolgen, um geeignete Ziele entwickeln zu können. Denn es ist zu erwarten, dass KMU im Bereich Dienstleistungen andere Nachhaltigkeitsziele erfüllen können als produzierenden Konzerne. Es sind demzufolge Kriterien zu ermitteln, die eine Zuordnung von Unternehmen zu geeigneten Zielsetzungen ermöglichen. Als Beispiel können folgende Zielsetzungen verfolgt werden:

  • Retrofit von Anlagen statt Neubeschaffung
  • Einsparung von Ressourcen im Bereich Rohmaterial, Produzieren mit weniger Rohstoffen
  • Vermeidung von Nachbeschaffung durch effizientes Bestandsmanagement
  • Reduzierung von Müll
  • Vermeidung von Verschwendung in der Produktion durch 0-Fehler

Ergebnis

  • Es existiert eine Übersicht über geeignete abteilungsübergreifende Nachhaltigkeits-Ziele (angelehnt an die SDG der UN)
  • Die abteilungsübergreifenden Nachhaltigkeits-Ziele können entsprechenden Kriterien, Unternehmenskategorien zugeordnet werden

Arbeitspaket 3: Herstellen des Zusammenhangs zwischen Maßnahmen und Nachhaltigkeitszielen

Aufbauend auf den in AP erfassten Maßnahmen und Investitionen soll eine Systematik entwickelt werden, die sicherstellt, dass eine übergreifende Bewertung abteilungsspezifischer Maßnahmen und Investitionen getroffen werden kann. Denkbar wäre ein mehrstufiges Konzept, das zunächst die Nachhaltigkeit in Bezug auf den jeweiligen Unternehmensbereich bewertet, um dann im nächsten Schritt auch die Nachhaltigkeit übergreifend untersucht.

Mithilfe der Bewertung soll die Möglichkeit geschaffen werden, Unternehmensabläufe allgemein, aber auch Entscheidungen und Veränderungsprozesse übergreifend zu bewerten, neu zu priorisieren und ggf. sogar zu verwerfen, wenn eine übergreifende Nachhaltigkeit nicht gewährleistet ist.

Arbeitspaket 4: Integration von Dienstleistungen in die Systematik

Arbeitspaket 5: Testphase…

 

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