Natürlich hat der Fachkräftemangel etwas mit Demographie zu tun, vor allem aber mit Defiziten in der Produktivität. Er ist selbst verursacht, aber lösbar.
Aber nicht mit Rezepten, die trotz Wirkungslosigkeit mantraartig wiederholt werden, wie längere Wochen- oder Lebensarbeitszeiten. Die Bereitschaft der Menschen hierzu ist überschaubar, somit ist der Appell, die Ärmel aufzukrempeln phantasie- und aussichtslos.
Also soll es die Zuwanderung richten. 400.000 Menschen müssen es sein und das jedes Jahr. Deutschland als Importnation – nach Rohstoffen und Technologien jetzt auch von Arbeitskräften. Traurig genug - aber auch das funktioniert nicht.
Schleppende oder verweigerte Anerkennung der Qualifikation, wenig Unterstützung bei der Wohnungssuche und maue Digitalisierung: Der Weg nach Deutschland führt nicht über den roten Teppich, sondern über hohe Hürden. Deutschland tut vieles, um Arbeitswillige abzuschrecken. Natürlich nicht absichtlich, dafür aber wirksam.
Die Zuwanderung wird es nicht geben. Punkt.
Podcast: Grob-CEO Wankmiller über Fachkräftemangel
Das ändert sich dank des Fachkräftemangels
Und muss es auch nicht. Denn die Lösung des Fachkräftemangels findet sich nicht auf den Schreibtischen der Ausländerbehörden, sondern auf dem Shop Floor und in den Verwaltungen.
Gewöhnen wir uns daran: hierzulande wird von immer weniger Menschen immer mehr zu erledigen sein. Das geht nur über Steigerung der Arbeitsproduktivität. Sie ist der einzig sinnvolle Weg in unserem Land, in dem jeder dritte Arbeitsschritt umständlich ausgeführt wird oder gänzlich überflüssig ist.
400.000, das hört sich nach viel an, ist aber nur ein Prozent der Arbeitskräfte. Natürlich ist das pauschal, aber als Orientierung geeignet - auch für die Industrie. Und warum sollte es angesichts der benannten Potentiale nicht möglich sein, die Produktivität jährlich um dieses eine kümmerliche Prozent zu steigern?
Arbeit ist immer noch viel zu billig. Anders ist der verschwenderische Umgang mit ihr kaum zu erklären. Dies ändert sich gerade - dem Fachkräftemangel sei Dank. Arbeit wird knapp und deshalb teuer. Gut so. Denn endlich geht es ans Eingemachte, an die Arbeitsproduktivität. Der Fachkräftemangel ist der beste Treiber, um Prozesse in den Fabriken zu straffen und zu automatisieren.
Das ist Prof. Dr. Andreas Syska
Die Faszination für Produktion begleitet ihn sein gesamtes Berufsleben lang. Nach Maschinenbaustudium und Promotion an der RWTH Aachen war er bei der Robert Bosch GmbH tätig, zuletzt als Produktionsleiter.
Als Professor für Produktionsmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach gibt er seinen Studenten und Industriepartnern ein größtmögliches Stück dieser Faszination weiter.
Serie: Industrieberufe vorgestellt
Sie erwägen eine technische Ausbildung oder ein Studium, sind sich jedoch noch nicht sicher, in welchem Bereich Sie sich spezialisieren möchten? Im Folgenden stellen wir Ihnen einige der populärsten Berufe und die damit verbundenen Ausbildungswege vor.
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