Mobile Instandhaltung mit dem Smartphone

Deutz setzt bei der Instandhaltung auf die Instandhaltungs-App "Mobile Maintenance" von T-Con. (Bild: Deutz AG)

Der Name des Unternehmens steht seit rund 160 Jahren für Entwicklung und Produktion von innovativen Antriebssystemen im Off-Highway-Bereich. Deutz-Motoren treiben unter anderem Bau- und Landmaschinen, Material-Handling-Anwendungen wie Gabelstapler oder Hebebühnen, Schiffe oder Schienenfahrzeuge an. Das gegenwärtige Portfolio reicht dabei von Diesel-, Gas- und Wasserstoffmotoren bis hin zu hybriden und vollelektrischen Antrieben. Im Laufe einer bewegten Geschichte stellte Deutz mit Hauptsitz in Köln lange auch komplette Fahrzeuge her, Busse zum Beispiel, Traktoren oder LKW, und war im Industrieanlagenbau tätig.

Heute setzt Deutz als reiner Motorenhersteller weiter auf den Verbrenner und verfolgt für die Umgestaltung der Mobilität einen technologieoffenen Ansatz. Seit Anfang 2022 gliedert sich der Konzern konsequenterweise in zwei Segmente: Deutz Classic, dessen Anteil am Konzernumsatz sich 2022 auf rund 97 Prozent belief, umfasst sämtliche Aktivitäten, die die Entwicklung, die Herstellung, den Vertrieb und den Service von Diesel- und Gasmotoren betreffen; Deutz Green hingegen bildet alle Aktivitäten rund um neue bzw. alternative Antriebe wie E- und Wasserstoffmotoren oder mobile E-Schnellladestationen und das dazu gehörende Servicegeschäft ab.

Störungen im Schichtbuch notieren

So erfolgreich und zeitgemäß das Unternehmen insgesamt aufgestellt ist, beim für die Produktion so wichtigen Störungsmanagement mangelte es lange an Durchgängigkeit und Nutzerfreundlichkeit. Bei Deutz in Köln vereinfacht und beschleunigt die T.Con-Anwendung Mobile Maintenance den Instandhaltungsprozess drastisch. In der Gehäusefertigung notierte man Störungen in einem Schichtbuch, also auf Papier, in der Motormontage in einer Excel-Tabelle. In der Kurbel- und Nockenwellenfertigung schließlich, wo schon immer an jedem Arbeitsplatz ein PC stand, gab der zuständige Mitarbeiter die Stördaten über die SAP-Fiori-Oberfläche ins SAP PM-System (SAP Plant Maintenance) ein.

„Ein Problem war, dass SAP PM nicht wirklich aus Sicht eines Instandhalters geplant und konstruiert wurde“, so Hans-Günther Hensengerth, Leiter der Instandhaltung für die Komponentenfertigung und die Motormontage im Werk Köln bei Deutz. Hinzu komme, „dass die Fiori-Oberfläche nicht smartphonetauglich ist, also einen PC erfordert.“

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Was sich Hensengerth deshalb wünschte, war eine Lösung, die den Prozess von der Störungsmeldung bis zur Instandsetzung vereinheitlicht, verschlankt und beschleunigt – und die Produktion dazu motiviert, ihm jeden Fehler so schnell wie möglich zu melden. Ideal wäre ein Maintenance-Frontend, nutzerfreundlich und per Smartphone bedienbar, mit Schnittstellen zum und Datenhaltung im SAP-System.

Ein Berater sorgte für den nötigen Schub

Dass von der Ausschreibung, an der drei Anbieter teilnahmen, bis zur Entscheidung mehr als ein halbes Jahr verging, lag vor allem an den anfänglichen Bedenken der IT-Abteilung. Man habe keine Kapazitäten zum Einpflegen der Daten einer solchen Lösung, so das Argument. Hilfreich war in dieser Situation ein anerkannter externer Berater, der den Verantwortlichen erklärte, wie wichtig eine digitalisierte Instandhaltung sei und damit für den Schub sorgte, den das Projekt brauchte.

Über Deutz:

  • Deutz ist ein börsennotierter, 1864 gegründeter deutscher Hersteller von Diesel-, Gas-, Wasserstoff- und elektrifizierten Motoren mit Sitz in Köln.
  • Das Unternehmen verzeichnete 2022 rund 5.000 Beschäftigte und einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro.

Dass sich Deutz für "Mobile Maintenance" von T.Con entschied, hatte mehrere Gründe. „Erstens erfordert die Lösung keine zusätzliche Datenhaltung diesseits des SAP-Systems, zweitens ist die Oberfläche sehr anschaulich und nutzerfreundlich. Außerdem ist sie sehr weit im Markt verbreitet“, so der Instandhaltungsleiter. Und schließlich stimme bei T.Con das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Die Umsetzung begann Ende 2019. Dabei erleichterte Corona den Beteiligten insofern die Arbeit, als Deutz Teile seiner Produktion im Jahre 2020 pandemiebedingt herunterfahren musste. Das setzte Kapazitäten bei wichtigen Mitarbeitern frei, sich um andere Themen jenseits des Tagesgeschäfts zu kümmern.

So konnte das Projekt zwar nicht ganz im anvisierten Zeitrahmen abgewickelt werden, aber innerhalb des veranschlagten Kostenrahmens. Mit dem T.Con-Support ist Hensengerth überaus zufrieden. „Hilfreich war vor allem, dass wir immer denselben kompetenten Ansprechpartner hatten – und der bei Bedarf auch direkt mit unserer IT kommunizierte. Viele Probleme konnten so im kleinen Kreis gelöst werden, bevor meine Abteilung eingreifen musste.“

Der Chef musste Überzeugungsarbeit leisten

Komplizierter und zeitraubender waren interne Diskussionen mit dem Deutz-Controlling. Ursprünglich wollten der Instandhaltungsleiter und seine Leute jede Störung als eigenständigen Auftrag verbuchen und abrechnen, was aber aus Sicht der Kollegen einen zu hohen Kontrollaufwand erfordert hätte. Die Lösung des Konflikts bestand darin, alle Störungen einer Maschine pro Monat zu einem Sammelauftrag zusammenzufassen. Und auch unter den Instandhaltern musste der Chef Überzeugungsarbeit leisten. Einige hatten Angst vor zu viel Kontrolle, wenn durch die GPS-Anbindung der Technik – theoretisch – jeder Gang zum Bäcker während der Arbeitszeit getrackt werden kann.

Solche Bedenken verflogen schnell, als die Vorteile der neuen Technik für alle sichtbar wurden. Förderlich war hier sicher auch das frühzeitige Einbinden des Betriebsrats, der ständig über alle Fortschritte des Projekts im Bilde war. Um die Anwendung zu testen und ihre Möglichkeiten möglichst nachhaltig in den Herzen und Köpfen der Mannschaft zu verankern, installierte Hans-Günther Hensengerth in jeder der vier Abteilungen zwei Key User. Die beschäftigten sich zwei Monate lang ausgiebig mit der Technik, trainierten anschließend ihre Kollegen im Umgang damit und fungierten auch darüber hinaus als Ansprechpartner.

So wuchs die Vertrautheit mit der T.Con-Lösung Tag für Tag, was auch dadurch zum Ausdruck kam, dass ihr die Deutz-Instandhalter einen eigenen, unverwechselbaren Namen verpassten. Auf „MoMa“ – für Mobile Maintenance – sei die Wahl schlicht deshalb gefallen, weil es Sinn und Funktion der Lösung kurz und sehr klar beschreibe, so Hensengerth.

Statusanzeigen jeder Meldung durch das System

Am 01. April 2021 ging MoMa bei Deutz live – und strukturiert die Arbeit der Abteilung heute höchst wirkungsvoll. Eine Störung in der Motorenmontage zum Beispiel meldet der Leitstand unmittelbar an die Instandhaltung. Die Mitarbeiter sehen sie in der MoMa-App auf ihrem Smartphone und können sich den Job selbst zuweisen, also quasi die Hand heben. Oder der Meister verteilt die Wartungstickets auf seine Leute. Das System unterstützt ihn dabei, indem es sowohl die Auslastung jedes einzelnen Kollegen als auch den Status der Störungsmeldungen dokumentiert.

Und das auf höchst anschauliche Weise: Zeigt die App einen Maulschlüssel und eine Mutter getrennt voneinander in Rot, wurde die Störungsmeldung noch keinem Mitarbeiter zugewiesen. Sind Schlüssel und Mutter vereint und Orange, ist dies geschehen. Ist der Maulschlüssel grün abgebildet, dann ist die Störmeldung abgeschlossen. Ein roter Streifen neben dem Symbol zeigt an, dass die betreffende Störung zum Stillstand der Maschine geführt hat – und entsprechend priorisiert beseitigt werden muss. Außerdem sieht der zuständige Meister stets, welches Auftragsvolumen jeder Mitarbeiter vor sich hat und kann neu angezeigte Instandhaltungsjobs entsprechend verteilen.

Zitat

„Besonders schätzen wir an MoMa, dass unsere Instandhalter alle gewünschten und notwendigen Daten über eine einzige App abfragen können, ohne sich durch verschiedene Anwendungen klicken zu müssen.“

Hans-Günther Hensengerth, Leiter Instandhaltung für Komponentenfertigung und Motormontage im Werk Köln Deutz AG

Datenqualität verbessert

Hilfreich ist auch, dass sich in der App Bilder hinterlegen lassen – beispielweise um Transportschäden an zuglieferten Teilen zu dokumentieren. Außerdem zeigt MoMa die Verfügbarkeit von Ersatzteilen an. Dazu muss der Instandhalter lediglich den QR-Code des betreffenden Teils scannen – schon informiert ihn die App darüber, ob und wo es auf Lager ist.

Der beschriebene Prozess erleichtert nicht nur die tägliche Arbeit. MoMa verbessert auch die Datenqualität, indem die App anhand der Störfälle die Historie jeder Maschine dokumentiert und einmal im Monat detailliert auf einem Dashboard anzeigt, welche Anzahl und welcher Instandhaltungsaufwand nötig war.

Anhand der mit der Störanalyse gewonnenen KPIs lässt sich für jede Maschine eine individuelle Risikobewertung erstellen. Dadurch sind Planung und Abwicklung der Instandhaltung deutlich kalkulierbarer geworden sind als vor Einführung der. Instandhaltungsleiter Hensengerth schätzt dabei vor allem die Tatsache, dass er alle gewünschten und notwendigen Daten über eine einzige App abfragen kann – anstatt sich durch mehrere unterschiedliche Anwendungen klicken zu müssen.

In Zukunft soll im sogenannten „Betriebsmittelbau Drehen Fräsen Schleifen“ über die App auch die Bestellungen abgewickelt werden. Beispiel: Werden drei Spannbacken für eine Fräsmaschine benötigt, dann verwandelt MoMa diesen Wunsch mit wenigen Klicks in einen Auftrag und sendet ihn an den Betriebsmittelbau.

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Insgesamt arbeiten am Standort Köln circa 140 Mitarbeiter mit dem System, im Kleinserien- und Servicewerk Ulm sind es 40. Hier ging MoMa im vergangenen Dezember mit der Störerfassung live, sobald die Wartungspläne in SAP eingepflegt sind, wird auch in Ulm die gesamte Instandhaltung über die App abgewickelt. Ebenso soll die Einführung in Herschbach im Westerwaldkreis laufen, wo Deutz ein Kompetenzzentrum für Anbauteile wie Nebenabtriebe, Ventilsteuerungen oder Thermostatgehäuse betreibt. Dort fiel der Startschuss für MoMa Ende März 2023, mittelfristig werden hier 20 bis 30 Menschen mit dem System arbeiten.

Unterm Strich ist Instandhaltungsleiter Hans-Günther Hensengerth sehr zufrieden mit der Technik, die Deutz nach seiner Berechnung nicht nur Durchgängigkeit, Nutzerfreundlichkeit und eine stark verbesserte Datenqualität beschert hat, sondern – nach seiner Berechnung – auch Einsparungen von etwa fünf Prozent. Deshalb hat er auch keine Scheu, MoMa weiterzuempfehlen, zum Beispiel beim Management Circle, einem Weiterbildungsträger für Führungskräfte, wo Hensengerth Vorträge zum Thema Instandhaltung hält

Die Mitarbeiter mitnehmen

Nach den Lessons Learned aus dem Projekt gefragt, muss er nicht lange überlegen. Zunächst müsse man sich genau überlegen, welche Schnittstellen im Unternehmen betroffen sind. Zu glauben, eine solche Software berühre nur die Instandhaltung und das Controlling, sei ein Irrtum. Zweitens sei es wichtig, gegenüber dem Betriebsrat von Anfang an mit offenen Karten zu spielen und die Mitarbeiter von Beginn an mitzunehmen.

„Wenn die Hälfte der Leute gegen eine solche Einführung ist, ist sie sehr schwer durchzusetzen“, so Hensengerth. Eine zentrale Rolle spielten dabei die Key User, Kollegen, die den anderen die Technik erklären, Begeisterung wecken und bei Bedarf Fragen beantworten. So ließe sich auch eventuell aufkommende Angst vor zu viel Kontrolle zerstreuen. Zumal diese völlig unbegründet ist. „Wir nutzen die Daten des Systems dazu, um mehr Einblick in die Abläufe zu bekommen – und sie so, wenn möglich, zu verbessern.“

Quelle: T.Con

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