Rückenansicht von Chefinnen, die am Fenster stehen und auf moderne Wolkenkratzer im Geschäftszentrum blicken

Die Konkurrenz um Topmanagerinnen nimmt zu. (Bild: BullRun - stock.adobe.com)

Immer mehr Unternehmen machen Ernst mit Vielfalt in der Führung – im September haben erstmals drei große Dax-Unternehmen ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen im Vorstand: Continental, Fresenius Medical Care und Siemens Healthineers. Drei weitere sind von einem Frauenanteil von 40 Prozent nur wenig entfernt - Beiersdorf, Deutsche Telekom, Mercedes-Benz. Mehr als die Hälfte der an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen (81) hat allerdings noch immer keine einzige Frau auf der obersten Management-Ebene, fast alle sind kleine und mittlere Unternehmen in Sdax und Mdax.

Der Frauenanteil in den Vorständen der 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen konnte im vergangenen Jahr nur einen leichten Zuwachs um 0,8 Prozentpunkte verzeichnen, er liegt am 1. September 2022 bei 14,2 Prozent. Das geht aus dem neuen Bericht der Allbright-Stiftung hervor.

Der Zuwachs geht allein auf die 40 großen Dax-Konzerne zurück: sie konnten den Frauenanteil im Top-Management um 2,8 Prozentpunkte auf 20,2 Prozent erhöhen, der Frauenanteil unter den neu rekrutierten Dax-Vorstandsmitgliedern betrug 40 Prozent. In Mdax dagegen stagniert der Frauenanteil in den Vorständen bei 11,3 Prozent, im Sdax bei 10,4 Prozent. Diesen Unternehmen ist es im vergangenen Jahr häufig nicht gelungen, ausscheidende Vorständinnen durch neue Frauen zu ersetzen.

Die Allbright-Stiftung hat die Unternehmen in eine gelbe, grüne und rote Liste aufgeteilt. Die 81 Unternehmen auf der roten Liste haben keine einzige Frau im Vorstand. 74 davon sind im Mdax und Sdax.

Diese Industrieunternehmen stehen auf der roten Liste:

Diese Industriefirmen haben keine Frau im Vorstand

  • Jenoptik
  • GEA Group
  • Lanxess
  • Kontron
  • SAF-Holland
  • Aixtron
  • Aurubis
  • Bilfinger
  • Drägerwerk
  • Dürr (nur zwei Personen im Vorstand)
  • Heidelberger Druckmaschinen (nur zwei Personen im Vorstand)
  • Nemetschek
  • Siltronic (nur zwei Personen im Vorstand)
  • SMA Solar Technology
  • Kion Group
  • Vitesco Technologies
  • Carl Zeiss Meditec
  • Salzgitter
  • Linde
  • Stabilus
  • Jost Werke
  • Klöckner & Co
  • Porsche Automobil Holding
  • Varta
  • Wacker Neuson

(Alle Angaben ohne Gewähr)

Internationaler Vergleich: Deutschland hinkt hinterher

International ist Deutschland noch weit vom Niveau anderer Länder entfernt: Im Vergleich der 40 größten Börsenunternehmen liegen weiterhin die USA deutlich vorn (31 Prozent), gefolgt von Großbritannien (27,9 Prozent) und Schweden (26,5 Prozent). Mit einem Anteil von 20,2 Prozent hinkt Deutschland hinterher, schlechter steht am 1. September 2022 nur Polen da (16,1 Prozent).

In Zeiten von Fachkräftemangel und Krise ist die deutsche Wirtschaft auch international herausgefordert wie nie. Mehr denn je geht es jetzt darum, sich neu und besser aufzustellen und sich dafür die besten Köpfe zu sichern – auch und gerade die weiblichen", sagen Wiebke Ankersen und Christian Berg, Geschäftsführer der Allbright Stiftung, in einer Pressemitteilung. Sie erklären, den DAX-Unternehmen gelinge das zurzeit am besten.

Für die vielen mittleren und kleineren Unternehmen, die noch immer keine einzige Frau im Vorstand haben, werde es immer schwieriger, denn der Trend, dass Top-Managerinnen bevorzugt Unternehmen wählen, in denen es schon Frauen im Vorstandsteam gebe, bestätige sich auch in diesem Jahr. „Wer jetzt Maßnahmen ergreift, um auf allen Ebenen nachhaltig attraktiver für Frauen zu sein, wird auch bald in Top-Positionen einen substantiellen Frauenanteil erreichen und von der Perspektivenvielfalt profitieren können“, so die beiden Geschäftsführer.

Podcast: Christina Reuter über Frauen in Führungspositionen

In jedem Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt. Allbrights Rote Liste von Unternehmen ohne Frauen im Vorstand sowie die Grüne und die Gelbe Liste sollen einen schnellen Überblick über folgende Themen geben: Welchen Firmen gelingt es am besten, Frauen zu finden und zu halten – und welche sind damit besonders attraktiv für Frauen und Männer, die auf eine offene und inklusive Unternehmenskultur Wert legen?

(mit Material der Allbright Stiftung)

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