Gute Konjunktur

Wird Spanien zum Schlüsselmarkt für den Maschinenbau?

Mit stabiler Konjunktur, hoher Exportquote und gezielten Investitionen entwickelt sich Spaniens Maschinenbau zunehmend zu einem bedeutenden Standort innerhalb Europas. Wie die Branche vom wirtschaftlichen Umfeld profitiert.

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Spaniens Maschinenbau profitiert von einer guten Konjunktur. Das Land entwickelt sich innerhalb der EU immer mehr zur Vorzeigenation.
Spaniens Maschinenbau profitiert von einer guten Konjunktur. Das Land entwickelt sich innerhalb der EU immer mehr zur Vorzeigenation.

Spaniens Wirtschaft entwickelt sich innerhalb der EU immer mehr zur Vorzeigenation. In ihrem neuesten „Economic Outlook“ von September 2025 weist die OECD für das iberische Land im laufenden Jahr ein sattes BIP-Wachstum von real 2,6 Prozent und für 2026 von zwei Prozent aus, nachdem 2024 bereits ein Plus von 3,2 Prozent verbucht werden konnte. Werte, von denen viele europäische Länder nur träumen können. Denn den EU-Durchschnitt taxiert die EU-Kommission 2025 mit rd. 1,1 Prozent BIP-Wachstum, und für Deutschland zeigen sich deren führende Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem aktuellen Herbstgutachten von Ende September mit mageren +0,2 Prozent im laufenden Jahr und +1,3 Prozent im Jahr 2026 nur mäßig optimistisch.

„Das Wachstum in Spanien ist vor allem durch den privaten Konsum und der wiederum durch eine signifikante Netto-Zuwanderung (1,7 Millionen Menschen innerhalb von vier Jahren), den Boom im Tourismussektor sowie reale Einkommenszuwächse getragen,“ betont Friedrich Henle, Korrespondent von Germany Trade & Invest für Spanien und Portugal. „Auch bei den nicht-touristischen Dienstleistungen (Bankwesen, Ingenieurdienstleistungen, IT) sind spanische Unternehmen gerade insbesondere auf internationaler Ebene sehr erfolgreich“, erläutert der GTAI-Experte weiter.

„Die Stimmung in der Privatwirtschaft hellt sich spürbar auf“ – fährt Henle fort. „In den vergangenen zwei Jahren waren die Ausrüstungsinvestitionen mit jeweils nur 1,1 Prozent Zuwachs eher verhalten. Jetzt jedoch investieren Unternehmen verstärkt, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Für das Jahr 2025 rechnet die EU-Kommission mit einem Plus von 5,5 Prozent bei den Ausrüstungsinvestitionen.

Die finanziellen Spielräume dafür haben sich erweitert – viele Firmen konnten für das Jahr 2024 erfreuliche Jahresabschlüsse mit höheren Umsätzen und Gewinnen vorlegen. Ein zusätzlicher Impuls kommt aus Brüssel: In den Jahren 2025 und 2026 werden die höchsten Mittelabflüsse aus den EU-Fördertöpfen erwartet. Davon profitieren auch privatwirtschaftliche Akteure über entsprechende Ausschreibungen. Auch der Bausektor soll wie die Gesamtwirtschaft 2025 um 2,6 Prozent zulegen.“

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Maschinenbau-Exporte: Spanien zählt zu den Top 10

Die Entwicklung in den einzelnen Industriesektoren ist nach Angaben der GTAI jedoch unterschiedlich: Im 1. Halbjahr 2025 gab es signifikante Produktionszuwächse insbesondere in den Sektoren Elektronik und Optik (+4,2 Prozent), elektrische Maschinen und Geräte (+3,6 Prozent) sowie Transportfahrzeuge ohne Kfz (3,0 Prozent). Deutliche Rückgänge hatten der Kfz-Sektor (-7,4 Prozent, die Leder- und Schuhindustrie (-6,9 Prozent) sowie Raffinerien (-6,8 Prozent) zu verzeichnen.

Für die durch US-Zölle und China-Sorgen geplagte deutsche Exportwirtschaft stellt Spanien derzeit auch einen Lichtblick dar, denn die Ausfuhren in das iberische Land stiegen im 1. Halbjahr um 5,0 Prozent auf 29,1 Milliarden Euro, nachdem in den Jahren 2023 und 2024 Waren im Wert von jeweils rund 54 Milliarden Euro geliefert werden konnten.

Spanien zählt mittlerweile auch zu den Top-10 Exportmärkten für deutsche Maschinenbauer“, betont Yvonne Heidler, Referentin Westeuropa/EU beim VDMA. „Im Vergleich zu den „Top-3-Exportmärkten“ USA, China oder Frankreich besteht zwar noch ein deutlicher Abstand, doch erreichte Spanien im deutschen Maschinenaußenhandel bei deutschen Lieferungen von 6,1 Milliarden Euro im Jahr 2024 bereits Rang 10. Seit dem Corona-Jahr 2020 sind die deutschen Maschinenexporte nach Spanien von 4,2 Milliarden Euro um 45 Prozent gestiegen. Im 1. Halbjahr 2025 erhöhten sie sich nach Daten des Statistischen Bundesamtes und des VDMA um weitere 3,5 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum“, erläutert die VDMA-Expertin weiter.“

Auch konnten deutsche Hersteller ihren Lieferanteil an Spaniens gesamten Maschineneinfuhren (23,6 Milliarden Euro im Jahr 2024) nach Daten von Eurostat und VDMA auf 24,5 Prozent mit deutlichem Abstand vor der VR China (14,0 Prozent), Italien (13,9 Prozent) und Frankreich (8,5 Prozent) steigern. Die spanischen Maschinenausfuhren haben 2024 beachtliche 18,7 Milliarden Euro erreicht. Die deutschen Maschinenimporte aus Spanien (1,4 Milliarden Euro im Jahr 2024) sanken jedoch gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent.

Die deutschen Maschinenexporte nach Spanien stammten 2024 – so der VDMA weiter - vor allem aus den Branchen Fördertechnik, Allgemeine Lufttechnik, Landtechnik, Antriebstechnik, Power Systems, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen sowie Armaturen.

Spaniens Maschinenbau ist stark internationalisiert

„Spaniens Maschinenbaubranche ist stark internationalisiert,“ ergänzt GTAI-Experte Henle. „Besonders hoch ist die Exportquote mit circa 75 bis 80 Prozent im Werkzeugmaschinenbau, der seinen regionalen Schwerpunkt im Baskenland hat. Unter dem Dachverband AFM, ebenfalls mit Sitz im Baskenland, sind mehr als 200 Mitglieder und Partner des spanischen Werkzeugmaschinenbaus organisiert. Im Baskenland haben zudem der Aufzughersteller Orona (Umsatz > 1 Milliarde Euro) seinen Hauptsitz sowie das Aufzugsunternehmen Otis seine Hauptproduktion in Spanien.“

Stark ist der spanische Maschinenbau auch in den Sparten Erneuerbare Energien (zum Beispiel bei Windkraftanlagen) und der Automobilzulieferung. Zudem profitiert das Land von seiner geografischen Lage als Brücke nach Lateinamerika.

Nach Definition des europäischen Statistikamts Eurostat (NACE-Code 28) ist die Produktion im spanischen Maschinenbau im Jahr 2024 um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Besonders zugelegt haben – betont die GTAI - die Herstellung kälte- und lufttechnischer Erzeugnisse und Nahrungsmittelmaschinen. Starke Rückgänge verzeichneten die Produktgruppen Lager, Getriebe, Zahnräder und Antriebselemente sowie Pumpen und Kompressoren.

Etwa fünf Prozent der Bruttowertschöpfung in der verarbeitenden Industrie Spaniens stammen aus dem Maschinenbau (im Vergleich dazu: Kfz-Industrie etwa neun Prozent), berichtet Henle weiter. „Die Stimmung ist aktuell ambivalent: Einerseits ist die Binnennachfrage gut. Andererseits nehmen die internationalen Unsicherheiten zu. So sind die USA nach Frankreich und Deutschland Spaniens drittwichtigster Exportmarkt. Dorthin haben die spanischen Maschinenbauer 2024 Produkte im Wert von vier Milliarden Euro geliefert. Kein anderer Sektor in Spanien erzielt höhere Exportzahlen in die USA.“

Durch die höheren US-Zölle befürchten auch die spanischen Medizintechnik- und Pharmaproduzenten erhebliche Einbußen, ergänzt der VDMA.

Diese Firmen gehören zu den umsatzstärksten in Spanien

Zu den umsatzstärksten Unternehmen in Spaniens Maschinenbau gehören der Landmaschinenhersteller John Deere Ibérica, die oben bereits erwähnten Aufzugs-, Fahrtreppen- bzw. Fördertechnikspezialisten Otis und Orona, der Spezialist für Leistungselektronik Power Electronics, der Verpackungsspezialist Ulma Packaging und SKF Española.

Im Bereich CNC-/Werkzeugmaschinen sind unter anderem auch die Unternehmen Nicolás Correa (produziert seit 1947 hochwertige CNC-Fräsmaschinen u.a. für die Luftfahrt und Energieversorger), Danobat (aus dem Baskenland gehört zu Europas führenden Herstellern von Rund-, Schleif- und Drehmaschinen), Zayer (seit 1968 spezialisiert auf komplexe Fräsaufgaben im Luftfahrt-, Automobil- und Formenbau) und Soraluce (bekannt für hochwertige Fräs- und Bohrmaschinen, zunehmend mit Smart-Factory-Technologien) zu nennen.

Gestamp Automoción ist ein bedeutendes Unternehmen im Sektor Automobilzulieferung, ITP Aero bei Luftfahrttriebwerken, Sisteplant in der Sparte Digitalisierung/Automatisierung, Marine Navantia Shipyard für Schiffsantriebe und das Unternehmen AUSA aus Barcelona als Hersteller von Baufahrzeugen und Hebetechnik.

Marktführer gibt es auch im Sektor erneuerbare Energien, so etwa den mit einer weltweit installierten erneuerbaren Kapazität von über 56.000 MW zu den global führenden Energieversorgern zählenden Konzern Iberdrola. Bis 2025 sollen rd. 21,5 Milliarden Euro in Offshore-Wind, Onshore-Wind, Solar und Wasserstoff investiert werden. Zusammen mit dem norwegischen Staatsfonds will das Unternehmen über 2 Milliarden Euro für spanische und portugiesische Solarprojekte aufwenden.

Die durch die Fusion zwischen Gamesa und Siemens Wind Power im April 2017 entstandene Siemens Gamesa Renewable Energy ist nach eigenen Angaben mit derzeit rund 28.000 Mitarbeitenden der zweitgrößte Windturbinenhersteller weltweit. Firmensitz ist in Zamudio, nahe Bilbao.

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Auch die zu 100% auf erneuerbare Energien spezialisierte Acciona Energía betreibt Anlagen für Wind, Solar, Wasserkraft, Biomasse und Wasserstoff. Ende Juni 2025 waren bereits 15,1 MW Kapazität installiert. Im Jahr 2023 wurden 3,5 Milliarden Euro Umsatz mit über 3.100 Mitarbeitenden erzielt.

Global viertgrößter Anbieter im Windenergie-Sektor ist der portugiesische Konzern EDP Renováveis (EDPR) mit seinem Hauptsitz in Madrid und einem weltweiten Engagement u.a. in Nord- und Lateinamerika sowie Europa. Im Jahr 2023 erzielte EDPR einen Umsatz von rd. 2 Mrd. Euro.

Solaria Energía y Medio Ambiente, ein börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in Madrid, hat sich auf die Erzeugung von photovoltaischer Solarenergie spezialisiert. Ende 2023 waren bereits 3,2 GW an Solaranlagen in Betrieb bzw. im Bau. Das Unternehmen verfügt über einen Auftragsbestand von mehr als 14.200 MW, der auf südeuropäische Länder verteilt ist, und will bis 2030 eine installierte Kapazität von 18 GW erreichen.

Starke Präsenz deutscher Maschinenbauer in Spanien

Deutsche Maschinenbauer sind in Spanien sehr präsent, besonders in den Regionen Katalonien (um Barcelona) und Nordspanien. Sie profitieren vom hohen Qualitätsimage Deutschlands. Besonders aktiv sind deutsche Firmen im Segment Werkzeugmaschinenbau, Automation, Robotik, Intralogistik und Aufzugstechnik – Schlüsselbereiche, in denen Spanien fortschreitend digitalisiert und modernisiert.

„Viele unserer Mitgliedsunternehmen sind bereits seit Jahren vor Ort“, erläutert die VDMA-Expertin Heidler, „so etwa ebm-papst, Festo, Krones, Liebherr, Mahr, Multivac, Samson, SEW-Eurodrive, Trumpf oder Voith, um nur einige von vielen zu nennen.“ „Auch die starke Präsenz deutscher Unternehmen in der spanischen Industrie, zum Beispiel in den Bereichen Kfz, Chemie/Pharma oder Elektrotechnik, sorgt für gute Anknüpfungspunkte für die deutschen Maschinenbauer“, ergänzt Henle von der GTAI.

Trend zum Nearshoring nach Spanien hält an

Neben weiteren großen „Playern“, wie dem Augsburger Automatisierungsexperten Kuka, der z.B. mehr als 700 High-Tech-Roboter an das VW-Werk in Navarra im nordspanischen Pamplona für den Karosserierohbau liefert, oder dem ThyssenKrupp-Konzern, der über seine Vertretung in Barcelona im Bereich Engineering, Stahlproduktion, Aufzüge, marinetechnische Systeme und Anlagentechnik stark vertreten ist, sind auch zahlreiche „Hidden Champions“ oft schon seit Jahrzehnten vor Ort präsent.

Zu nennen wäre hier etwa der Spezialist für Industrierobotik, Automation, Positionierung und Transportlösungen, die Tünkers Maschinenbau GmbH aus Ratingen mit ihrer Tochterfirma Tünkers Ibérica in Barcelona oder die Loesche GmbH aus Düsseldorf, die über ihre Präsenz in Madrid Anlagenengineering für vertikale Walzwerke u.a. für Zement, Mineralien und Stahl anbietet.

Seit 1969 in Spanien im Bereich Antriebstechnik, elastische Kupplungen, Kardanwellen, Bremsen, Klima-/Kühltechnik aktiv ist die Vulkan Group über ihr Tochterunternehmen Vulkan Española S.A. in Madrid oder Jungheinrich mit seinem dichten Servicenetz in Spanien in den Bereichen Intralogistik, Stapler und Lagertechnik; Maschinenbaulösungen für Materialfluss oder die Unternehmensgruppe Wacker Neuson aus München, die 2022 das spanische Unternehmen Enarco S.A. in Zaragoza, einen Hersteller von leichten Baumaschinen (z. B. Verdichtungsgeräten), übernahm.

Dass der Trend zum Nearshoring nach Spanien anhält, ist sehr wahrscheinlich, da auch die rund 1.100 Mitgliedsunternehmen der seit 1917 vor Ort vertretenen AHK Spanien positiv gestimmt sind. In der Frühjahrsausgabe 2025 des “AHK Barometer Spanien“ bewerteten 95 Prozent der befragten deutschen Unternehmen in Spanien ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als positiv – 59 Prozent bezeichnen sie als gut und 36 Prozent als zufriedenstellend.

Der Anteil der Unternehmen mit einer negativen Einschätzung ist deutlich von 18 Prozent im Herbst 2024 auf nur noch fünf Prozent zurückgegangen. 40 Prozent der deutschen Unternehmen in Spanien wollen ihre Investitionen in den kommenden zwölf Monaten erhöhen – ein klarer Anstieg gegenüber 24 Prozent im Herbst und 25 Prozent im Frühjahr 2024.

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Attraktive EU-Fördertöpfe eröffnen gute Aussichten

„Wichtige Impulse erhält die spanische Wirtschaft auch aus Brüssel“, berichten Yvonne Heidler und Friedrich Henle. „Denn insbesondere aus dem „NextGenerationEU“-Fonds stehen noch erhebliche Fördermittel in der aktuellen Finanzperiode bis Ende 2026 zur Verfügung. Davon profitiert der spanische Maschinenbausektor direkt sowie indirekt über die Nachfrage seiner Kunden in Spanien.

Größere Investitionsvorhaben, die auch Impulse für den Maschinenbau setzen, kommen vor allem aus dem Bausektor. Die Anzahl der Baugenehmigungen ist 2024 gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gestiegen. Öffentliche Ausschreibungen im Wohnungsbau nahmen um 45 Prozent zu. Der Bauverband SEOPAN sagt für seine Branche ein Umsatzwachstum von nominal 3,5 Prozent voraus.

Im April 2025 hat die spanische Regierung ein neues,1,3 Milliarden Euro schweres Förderprogramm zur industriellen Wohnungsbauweise ins Leben gerufen, das sich aus dem „NextGenerationEU-Fonds“ speist.

„Große Summen fließen weiterhin in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, betonen die beiden Experten weiter. „Insbesondere im Bereich der Bahninfrastruktur. Im Hochbau haben etliche internationale Unternehmen angekündigt, große Rechenzentren in Spanien zu errichten. Allein der spanische Baukonzern ACS plant, zwölf Milliarden Euro in den kommenden fünf bis sieben Jahren dafür auszugeben. Im Energiebereich geht der Ausbau der Erneuerbaren, wie oben bereits erwähnt, zügig weiter. Zahlreiche grüne Wasserstoffprojekte stehen in den Startlöchern. Der Blackout vom 28. April 2025 dürfte die Bedeutung von Investitionen in Netzausbau und Batteriespeicher in den Fokus rücken,“ berichtet der VDMA weiter.

Aktuelles aus der Industrie

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Automatisierung und KI auf dem Vormarsch

Spanien macht durch Kooperationen, innovative Fabrikdesigns und datengetriebene Prozesse bei der Verbindung von Automatisierung, KI und Nachhaltigkeit im Maschinenbau deutliche Fortschritte. Öffentliche Förderprogramme und Innovationscluster treiben die Integration digitaler Technologien in Richtung einer grünen Zukunft voran. Deutlicher Nachholbedarf besteht dagegen noch bei vielen KMU. Vorreiter in Sachen KI ist vor allem der Automobilsektor.

So hat etwa im bereits 1978 erbauten Renault-Werk in Palencia, zwei Autostunden nördlich von Madrid, in dem die Renault-Modelle Rafale, Espace und Austral vom Band laufen, die KI längst Einzug gehalten. Dank modernster Technologien, wie 3D-Scannern oder hochauflösenden KI-Kameras, werden Fehler direkt am Montageband erkannt. Jedes Auto passiert während der Produktion 800 KI-überwachte Check-Punkte, ehe es vom Band rollt. KI steuert zudem die gesamte Lieferkette, entdeckt frühzeitig Produktionsprobleme und kann etwa Material-Fehler per Cloud online an Renault-Fabriken in aller Welt melden. Die Anlagen produzieren somit auf höchstem Qualitätsniveau und sind besonders umwelt- und ressourcenschonend.

Strategische Partner, die gemeinsam Lösungen für Industrie 4.0 und die Digitalisierung anbieten sind auch Telefónica (bzw. die deutsche Tochter O2 Telefónica) und Siemens. In Deutschland arbeiten sie an integrierten 5G-Netzwerklösungen auf Basis von Network Slicing für die Wasserindustrie zusammen, während die Kooperation in Spanien auf industrielle Digitalisierung durch den Einsatz von 5G, IoT und KI in Produktionsprozessen zur Energie- und Ressourcenoptimierung abzielt.

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Ziel ist eine grüne, agile und resiliente Maschinenbauindustrie

Eine hochmoderne Fabrik im Málaga TechPark baut auch Airzone , ein Unternehmen, das sich auf Klimatisierungssteuerungssysteme für Gebäude spezialisiert hat. Mit einer Investition von 19 Millionen Euro kommen in dem Werk KI-gesteuerte Logistik, Digital Twin, automatisierte Lager und fahrerlose Fahrzeuge zum Einsatz. Die Anlage wird durch eine 400 kW Photovoltaik-Anlage betrieben und erhält die BREEAM-Zertifizierung für nachhaltigen Bau. Neben der Produktion kooperiert Airzone mit der Universität Málaga, um im gemeinsam gegründeten Center of Excellence Lösungen zur energieeffizienten Gebäudesteuerung mittels IoT, KI und Big Data zu entwickeln.

Bereits seit längerem fördert die Industrieinitiative Industria Conectada 4.0 (IC 4.0) des spanischen Wirtschaftsministeriums die digitale Transformation über alle Ebenen – mit Fokus auf Automatisierung, digitalen Prozessen, Schulungen und einer vernetzten Industrieplattform. Ziel der Initiative sind ein höherwertiger Output sowie die Stärkung der Export- und Innovationsfähigkeit.

Hochrangige Branchentreffen, wie etwa der vom 5. bis 7.5.26 erneut auf dem Messegelände in Barcelona geplante Industriekongress 4.0 „Advanced Factories 2026“ sollen – wie der Veranstalter betont - die neuesten Fortschritte und Spitzentechnologien von 570 führenden Unternehmen, die Fabriken aufgrund des Einsatzes fortschrittlicher und umweltfreundlicher Technologien in digitale und nachhaltige Fabriken verwandeln, präsentieren.

Zudem zeigen spanische Unternehmen und Forschungseinrichtungen, wie Nachhaltigkeit, Automatisierung und KI im Maschinenbau mit hochinnovativen Technologien verknüpft werden können. So arbeitet etwa das Instituto Tecnológico de Informática (ITI) in Valencia im EU-finanzierten Projekt AIDEAS mit Partnern wie der Universitat Politècnica de València an KI-Lösungen für den gesamten Lebenszyklus von Maschinenbauprodukten zusammen.

Design, Produktion, Nutzung, Wartung, Wiederverwendung und Recycling sollen optimiert werden. Ziel ist eine grüne, agile und resiliente Maschinenbauindustrie. KI-Lösungen des Projekts optimieren Komponentenentwurf, Produktionsplanung, Qualitätskontrolle, Wartung und verkürzen Lebenszyklen durch preskriptive Wartung und Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Fachkongress Fabrikplanung

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Auf dem 21. Fachkongress Fabrikplanung treffen sich unter anderem Fabrikplaner:innen, Werksleiter:innen und Ingnieur:innen, um über die Herausforderungen der Branche zu diskutieren.

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FAQ: Spaniens Maschinenbau profitiert von guter Konjunktur

1. Welche wirtschaftlichen Rahmenbedingungen begünstigen aktuell den Maschinenbau in Spanien?
Spanien verzeichnet seit mehreren Jahren ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum innerhalb der EU. Die OECD prognostiziert für 2025 ein reales BIP-Wachstum von 2,6 Prozent und für 2026 von 2,0 Prozent. Getragen wird dieses Wachstum unter anderem durch privaten Konsum, einen Anstieg der Nettozuwanderung, einen boomenden Tourismussektor sowie reale Einkommenszuwächse. Diese Faktoren sorgen für eine positive Investitionsstimmung in der Industrie – insbesondere im Maschinenbau.

2. Wie entwickelt sich der Maschinenbau im Vergleich zu anderen Industriesektoren in Spanien?
Die Produktionsentwicklung ist innerhalb der spanischen Industrie sehr unterschiedlich. Während der Kfz-Sektor und die Lederindustrie Rückgänge verzeichnen, legten Maschinenbau-Teilbereiche wie elektrische Maschinen und Geräte (+3,6 Prozent) sowie Transportfahrzeuge ohne Kfz (+3,0 Prozent) im ersten Halbjahr 2025 zu. Die Produktion im Maschinenbau insgesamt stieg laut Eurostat 2024 um ein Prozent, mit besonders positiven Impulsen aus der Herstellung von kälte- und lufttechnischen Erzeugnissen sowie Nahrungsmittelmaschinen.

3. Welche Rolle spielen deutsche Maschinenbauer auf dem spanischen Markt?
Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Lieferant von Maschinen nach Spanien. 2024 lag der deutsche Marktanteil an den spanischen Maschineneinfuhren bei 24,5 Prozent. Damit liegt Deutschland deutlich vor China (14,0 Prozent), Italien (13,9 Prozent) und Frankreich (8,5 Prozent). Die deutschen Maschinenexporte nach Spanien stiegen seit 2020 um 45 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro (2024). Besonders stark vertreten sind deutsche Hersteller in Bereichen wie Fördertechnik, Antriebstechnik, Verpackungsmaschinen und Automation.

4. Welche Regionen und Unternehmen prägen den spanischen Maschinenbau besonders?
Ein bedeutendes Zentrum ist das Baskenland, insbesondere im Werkzeugmaschinenbau mit hoher Exportquote (75–80 Prozent). Dort sitzen Unternehmen wie Danobat, Zayer, Nicolás Correa und Soraluce. Weitere starke Akteure sind Orona und Otis im Aufzugbau, Power Electronics in der Leistungselektronik sowie Ulma Packaging im Verpackungsbereich. Auch der Sektor für erneuerbare Energien ist stark vertreten – u. a. durch Siemens Gamesa, Iberdrola und Acciona Energía.

5. Welche Investitions- und Technologietrends beeinflussen Spaniens Maschinenbau?
Spanien profitiert von umfangreichen EU-Fördermitteln im Rahmen des „NextGenerationEU“-Programms. Diese fließen u. a. in den Infrastrukturausbau, industrielle Bauprojekte und Digitalisierung. Im Fokus stehen Automatisierung, KI, nachhaltige Produktionsmethoden und Smart-Factory-Technologien. Unternehmen wie Renault, Airzone oder Initiativen wie Industria Conectada 4.0 zeigen, wie moderne Technologien im Maschinenbau implementiert werden – mit dem Ziel, Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit zu steigern.