2020 wurde China erstmals zum größten Lieferland von Maschinen weltweit.

2020 wurde China erstmals zum größten Lieferland von Maschinen weltweit. (Bild: Lightboxx - stock.adobe.com)

Für den deutschen Maschinenbau war China jahrelang das Land der Träume: Zweistellige jährliche Wachstumsraten, hohe Gewinne und umfangreiche Ansiedlungsförderungen lockten viele Unternehmen ins Reich der Mitte. Doch nun wird das Geschäft schwieriger und chinesische Maschinenbauer treten zunehmend mit "Billigmaschinen" weltweit als Konkurrenten auf. Zeit, sich das Thema China und der Maschinenbau einmal genauer anzusehen:

Denn die Wahrnehmung Chinas in Deutschland und Europa hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. China ist weiter ein wichtiger Wirtschaftspartner. Das Land ist nach den USA der zweitwichtigste Exportmarkt für die deutsche Investitionsgüterindustrie und steht auch als Standort für Auslandsinvestitionen an zweiter Stelle. So sieht zum Beispiel der VDMA vor allem in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung noch Potenziale für den deutschen Maschinenbau auf dem chinesischen Markt.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Handelsspannungen zwischen Europa und China hat der VDMA nun erstmals eine umfassende China-Position erarbeitet. „Wandel durch Handel funktioniert mit der aktuellen Regierung nicht mehr“, erklärte VDMA-Präsident Karl Haeusgen auf der Jahrespressekonferenz. Der Markt China sei jedoch kurz- und mittelfristig nicht ersetzbar. Deshalb dürften etwa Instrumente zur Förderung der Exporte nach China nicht abgeschafft werden.

Maschinenbauer müssen neue Strategien entwickeln

Die Volksrepublik sei zudem mit einem Anteil von 13,4 Prozent bereits der wichtigste ausländische Maschinenlieferant Deutschlands. „Der Konkurrent ist hellwach“, warnte Haeusgen. „Es gilt, den EU-Binnenmarkt vor unfairen Handelspraktiken aus Drittstaaten zu schützen, vor allem aus China. Dabei muss es aber immer eine Balance zwischen offensiven und defensiven Handelsinstrumenten geben.“

Chinas Streben nach technologischer Autarkie verändere Rahmenbedingungen, so der VDMA-Präsident weiter. " Die Maschinenbauer müssen sich darauf einstellen und Strategien entwickeln, um auch in Zukunft im chinesischen Markt erfolgreich zu sein“, erklärte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft im VDMA.

Podcast: Trumpf CEO Werkzeugmaschinen über China

China ist Exportweltmeister im Maschinenbau

2020 wurde China erstmals zum größten Lieferland von Maschinen weltweit. Die Branchenausfuhren legten trotz der Coronakrise 2020 gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent zu. Die damals von deutlich längeren Lock- und Shutdowns betroffenen deutschen Anbieter mussten im gleichen Zeitraum ein Minus von elf Prozent einfahren. Damit hatte China einen Vorsprung von knapp sechs Milliarden US-Dollar. Gegenüber 2010 hatten deutsche Maschinenbauer ihre weltweiten Lieferungen 2020 lediglich um 8,7 Prozent gesteigert. Anbieter aus China haben ihre Exporte im gleichen Zeitraum nahezu verdoppelt.

Laut einer Untersuchung der GTAI zu den weltweiten Branchenlieferungen in insgesamt 28 Untersegmenten des Maschinen- und Anlagenbaus lag China 2020 bereits in 16 Sparten vor Deutschland. Dazu gehören Bereiche, in denen Deutschland traditionell wertmäßig viel exportiert, wie etwa Armaturen, Fördertechnik, Heiz-, Kühl-, Klimatechnik sowie Berg-, Hoch- und Tiefbaumaschinen. Vor zehn Jahren lag China bei gerade einmal sechs der 28 analysierten Untersegmente vorn.

Betrachtet man die Entwicklung der Ausfuhren nach Regionen, dann lieferte Deutschland 2020 lediglich in die Europäische Union und nach Osteuropa mehr Maschinen als China. Besonders groß fiel der chinesische Vorsprung in Asien und Afrika aus. In sämtlichen betrachteten Regionen verzeichneten chinesische Exporteure im Zehnjahresvergleich einen Zuwachs im hohen zweistelligen und sogar dreistelligen Bereich. Deutsche Anbieter hingegen mussten zwischen 2010 und 2020 bei den Ausfuhren nach Lateinamerika (-32,4 Prozent), nach Afrika (-13,2 Prozent) und Asien (-3,2 Prozent) Federn lassen.

Made in China 2025: Gemischte Bilanz für den deutschen Maschinenbau

Die rasche Entwicklung und Modernisierung des chinesischen Maschinenbaus erfolgt planmäßig und ist in die staatlich koordinierte Industrie- und Modernisierungspolitik eingebettet. Die chinesische Regierung verfolgt das Ziel, in ausgewählten Industriezweigen die Technologieführerschaft zu übernehmen. Neben der Position chinesischer Unternehmen auf dem Binnenmarkt soll auch ihr Exportpotenzial gestärkt werden.

Deutsche Unternehmen beklagen seit Jahren die fehlende Reziprozität und berichten von zahlreichen Beschränkungen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber chinesischen Firmen schmälern. Dazu zählen Joint-Venture-Zwänge, der erschwerte Zugang zu öffentlichen Aufträgen, Eingriffe in die Führung ausländischer Unternehmen durch Parteikader sowie die Ungleichbehandlung von in- und ausländischen Firmen.

Der VDMA hat zusammen mit dem Schweizer Maschinenbauverband Swissmem und dem China-Beratungsunternehmen Sinolytics die Studie "Markt China im Wandel – Wie bleibt der Maschinenbau im Wettbewerb erfolgreich?" veröffentlicht. Die Zwischenbilanz der "Made in China 2025"-Strategie, die den Kern der Analyse bildet, fällt aus Sicht der Maschinen- und Anlagenbauer gemischt aus. Deutschland profitiere laut der Studie kurzfristig von Chinas Aufschwung. Aber der chinesischen Regierung angestrebte technologische Autarkie im Maschinenbau dürfte mittelfristig zulasten deutscher Exporteure gehen.

Maschinenbau in China: Die wichtigsten Fragen kurz beantwortet

Industrie in China
(Bild: gopixa - stock.adobe.com)

Was ist der aktuelle Stand der Beziehungen zwischen China und Deutschland im Maschinenbau?

China ist weiterhin ein wichtiger Handelspartner für Deutschland im Bereich Maschinenbau und steht an zweiter Stelle als Exportmarkt und Standort für Auslandsinvestitionen. Jedoch hat sich die Wahrnehmung Chinas in Deutschland und Europa in den vergangenen Jahren gewandelt und es wird schwieriger für deutsche Unternehmen.

 

Was sind die Herausforderungen für den deutschen Maschinenbau in China?

Die wachsende Konkurrenz durch chinesische Maschinenbauer, die mit "Billigmaschinen" weltweit auftreten, und das Streben nach technologischer Autarkie in China verändern die Rahmenbedingungen. Deutsche Maschinenbauer müssen neue Strategien entwickeln, um erfolgreich zu bleiben.

 

Was fordert der VDMA für den Umgang mit China im Maschinenbau?

Der VDMA fordert, den EU-Binnenmarkt vor unfairen Handelspraktiken aus Drittstaaten, vor allem aus China, zu schützen. Dabei sollte es eine Balance zwischen offensiven und defensiven Handelsinstrumenten geben.

 

Wie hat sich die Lieferung von Maschinen aus China in den letzten Jahren entwickelt?

2020 wurde China erstmals zum größten Lieferland von Maschinen weltweit und hat seine Exporte im Vergleich zu 2010 nahezu verdoppelt. Deutsche Maschinenbauer haben ihre weltweiten Lieferungen im gleichen Zeitraum nur um 8,7 Prozent gesteigert.

 

Wie schneidet China im Vergleich zu Deutschland in den Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus ab?

Laut einer Untersuchung lag China 2020 bereits in 16 Sparten des Maschinen- und Anlagenbaus vor Deutschland, darunter auch Bereiche, in denen Deutschland traditionell viel exportiert hat.

Das sind die Industrietrends 2023

Fachkräftemangel, Energiekrise, Ukrainekrieg und natürlich die Inflation: Der Industrie steht ein herausforderndes Jahr bevor.

 

PRODUKTION hat nachgehakt und Verbände und Unternehmen nach Wachstumsmärkten, Wettbewerbsfähigkeit und den Konjunkturerwartungen gefragt. Einen Einblick geben neben dem VDMA, VDW und ZVEI folgende Unternehmen: Trumpf, Schunk, Franke, Beckhoff und Benteler.

 

Sie möchten gerne weiterlesen?