Innovation und Herausforderungen in Deutschland
Stefan Weinzierl und Claus Wilk zeigen sich in der aktuellen Ausgabe des "Produktion"-Webcasts "Das Wochenendbier" besorgt über den aktuellen Stand der Innovation in Deutschland und betonen, dass das Land historisch stark auf Innovation als Hauptmotor der Wirtschaft angewiesen ist. Die jüngsten weltpolitischen Entwicklungen und die EU-Bürokratie haben jedoch ein Klima geschaffen, das Kreativität und Innovation lähmt.
Das Problem mit dem Innovationsindex
Deutschlands achter Platz im globalen Innovationsindex gibt Anlass zur Sorge. Wilk betont, dass Deutschland seine Spitzenposition zurückerobern müsse, indem es seine enormen Ressourcen - hochqualifizierte Ingenieure und eine eng vernetzte Forschungslandschaft - nutzt. Doch politische Bürokratie und mangelnde Finanzierung innovativer Projekte behinderten den Fortschritt. Der Fokus müsse darauf liegen, neue Ideen schneller auf den Markt zu bringen.
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Overengineering im deutschen Maschinenbau
Ein weiteres Problem ist der deutsche Hang zur Perfektion im Maschinenbau, der oft als „Overengineering“ bezeichnet wird. Während das Streben nach höchster Produktqualität lobenswert ist, kann diese Mentalität den Markteintritt neuer Produkte verlangsamen. Klaus Wilk schlägt vor, dass deutsche Hersteller für bestimmte Märkte das Konzept „gut genug“ in Betracht ziehen sollten, da Overengineering für internationale Kunden möglicherweise nicht notwendig ist.
Innovationsförderung in Schlüsselindustrien
Die Diskussion unterstreicht die Notwendigkeit, strategische Industrien zu identifizieren, die für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands entscheidend sind. Stefan Weinzierl fordert staatliche Unterstützung für aufstrebende Sektoren wie die Lithium-Batterie-Produktion und die elektrische Luftfahrt, wie sie von Volocopter vertreten wird. Er argumentiert, dass ein Verzicht auf diese Chancen bedeuten könnte, sie ausländischen Konkurrenten zu überlassen.
Bürokratische Ineffizienzen bekämpfen
Sowohl Weinzierl als auch Wilk fordern eine Vereinfachung bürokratischer Prozesse, insbesondere in der EU. Politische Entscheidungsträger sollten mehr auf die Bedürfnisse innovativer Unternehmen eingehen. Außerdem sollten sie es vermeiden, Projekte nur deshalb zu fördern, weil sie dem eigenen Wahlkreis nützen, und so möglicherweise Ressourcen für unnötige Entwicklungen verschwenden.
Aus der Vergangenheit lernen
Mehrere historische Beispiele zeigen, wie Deutschland aufgrund bürokratischer Ineffizienzen Chancen verpasst hat, etwa das Faxgerät und der MP3-Player, die beide in Deutschland entwickelt, aber anderswo vermarktet wurden. Wenn Deutschland nicht entschlossen handelt, könnten innovative Ideen wieder in andere Märkte abwandern.
Globaler Wettbewerb
Aufpassen müsse Deutschland auch auf die aggressiven Marktstrategien Chinas. Wilk lobt Bundeswirtschaftsministerin Ursula von der Leyen dafür, dass sie gegenüber dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping auf Marktbeschränkungen hingewiesen hat. Er fordert Deutschland auf, wachsam zu bleiben, um seine innovativen Industrien zu schützen.
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Das Moderatorinnen-Duo sprach bisher beispielsweise mit:
- Grob-Chef German Wankmiller über E-Mobilität, Fachkräftemangel und die USA
- Kukas Chief Innovation Officer Ulrike Tagscherer über gutes Innovationsmanagement
- Trumpf CEO Werkzeugmaschinen Stephan Mayer über China und Blechbearbeitung
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