Die Geschäftsstimmung deutscher Unternehmen in China ist nach der Abkehr von der Null-Covid-Politik weniger optimistisch als ursprünglich erhofft.

Die Geschäftsstimmung deutscher Unternehmen in China ist nach der Abkehr von der Null-Covid-Politik weniger optimistisch als ursprünglich erhofft. (Bild: Fredex - stock.adobe.com)

Während das Wirtschaftswachstum in China Anfang der 2000er Jahre teilweise zweistellig gestiegen ist, sieht sie Situation inzwischen anders aus. Das spüren auch die deutschen Unternehmen. Sie sind nach dem Ende der chinesischen Null-Covid-Politik weniger optimistisch als ursprünglich erwartet. Mehr als die Hälfte erwartet für das laufende Jahr eine unveränderte oder schlechtere Branchenentwicklung Das geht aus der neuesten Umfrage der Deutschen Handelskammer in China hervor.

„Die schleppende Entwicklung des Marktes sowie die anhaltenden geopolitischen Spannungen haben Hoffnungen auf eine schnelle Verbesserung des Geschäftsumfelds relativiert“ erklärt Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China für Nordchina. Dementsprechend fällt auch die Gewinnentwicklung aus: Im vergangenen Jahr erwarteten 22 Prozent der Unternehmen für 2023 einen Gewinnrückgang von mehr als fünf Prozent. Inzwischen sind es 32 Prozent der Firmen.

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Unternehmen setzen auf Diversifizierung

Als Reaktion auf die geopolitischen Spannungen setzen die Unternehmen zudem verstärkt auf Diversifizierung außerhalb Chinas und Lokalisierung innerhalb des Landes. Die deutschen Unternehmen werden aber weiterhin in den chinesischen Markt investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und sein Potenzial zu nutzen, sagt Hildebrandt.

So planen 55 Prozent der befragten Firmen, ihre Investitionen in China in den kommenden zwei Jahren zu erhöhen. Laut AHK China sind das vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, aber weit weniger als vor der Pandemie.

Die Hauptgründe, nicht zu investieren, sind demnach die geringen Erwartungen an die Entwicklung des Marktes, die anhaltenden geopolitischen Spannungen aber auch Chinas Streben nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit.

Das fordern die deutschen Unternehmen von der chinesischen Führung

Chinas Politik müsse jetzt handeln, fordert die AHK. Es seien Maßnahmen zur Anregung des Konsumentenverhaltens und gezielte Unterstützung für Firmen erforderlich. Derzeit bestehende Hindernisse für Unternehmen müssten beseitigt werden. Dazu zählt unter anderem Rechtssicherheit, die sich 45 Prozent der befragten Unternehmen wünschen. 60 Prozent fordern eine verstärkte Zusammenarbeit bei den Themen Dekarbonisierung, intelligente Fertigung und Mobilität.

Auch bei der Visa-Vergabe gibt es Verbesserungspotenzial: 80 Prozent der befragten Unternehmen sind von der langen Vorlaufszeit bei der Bearbeitung von Geschäftsvisa zur Einreise chinesischer Mitarbeitenden nach Deutschland betroffen.

Vor den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen am 20. Juni wollen Spitzenvertreter der Deutschen Industrie- und Handelskammer nun in Peking über die Wirtschaftsbeziehungen mit China sprechen. Eine Delegation unter Führung von DIHK-Präsident Peter Adrian will mit Vertretern der Wirtschaft und Politik „konkrete Anliegen der deutschen Wirtschaft adressieren“, teilte der Wirtschaftsverband mit.

Die Beziehungen zwischen China und Deutschland sind vor allem durch die chinesische Rückendeckung für Russland im Ukraine-Krieg, seine Drohungen gegen das demokratische Taiwan sowie deutsche Überlegungen für eine Verringerung der Abhängigkeit vom China-Geschäft belastet.  

Schwache Weltkonjunktur: Chinas Exporte unerwartet stark eingebrochen

Industrie in China
(Bild: gopixa - stock.adobe.com)

Die schwache globale Nachfrage hat Chinas Exporte unerwartet stark einbrechen lassen. Die Ausfuhren sackten im Mai in US-Dollar berechnet um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab, wie die Zollverwaltung berichtete. Der Rückgang war besonders stark im Vergleich zum Vormonat, als noch ein Plus von 8,5 Prozent verzeichnet worden war. Das überraschend deutliche Nachlassen des Außenhandels weckt neue Sorgen über die erhoffte konjunkturelle Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft.

 

Allein die chinesischen Ausfuhren nach Russland, das wegen seines Krieges gegen die Ukraine international mit Wirtschaftssanktionen belegt ist, sind stark gestiegen. Die Exporte in das Nachbarland haben sich im Mai um 114,3 Prozent sogar mehr als verdoppelt. Die Einfuhren aus Russland stiegen um 10,1 Prozent. Seit der Invasion gibt China dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unbeirrt Rückendeckung und hat dessen Angriff bis heute auch nicht verurteilt.

 

Als Zeichen für einen weiter kraftlosen Binnenmarkt in China gingen die Importe im Mai schon den zweiten Monat in Folge zurück. Der Rückgang der Einfuhren um 4,5 Prozent fiel zwar geringer aus als von Experten erwartet, ist aber auffällig, weil die Vergleichsbasis vor einem Jahr niedrig war. Damals hatte der Corona-Lockdown in Shanghai den größten Hafen Chinas weitgehend zum Stillstand gebracht.

Quelle: DPA

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