Rund die Hälfte (49 Prozent) der europäischen Unternehmen haben inzwischen einen Plan, wie sie das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreichen wollen.

Rund die Hälfte (49 Prozent) der europäischen Unternehmen haben inzwischen einen Plan, wie sie das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreichen wollen. (Bild: smile - stock.adobe.com)

Klimaneutralität ist auch bei den Firmen angekommen: Rund die Hälfte (49 Prozent) der europäischen Unternehmen haben inzwischen einen Plan, wie sie das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreichen wollen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Carbon Disclosure Projects (CDP) hervor. Aber: Den meisten Plänen fehlt es der Organisation zufolge an Ehrgeiz und Transparenz in Schlüsselbereichen – zum Beispiel in der Finanzplanung und Unternehmensführung. Demnach können weniger als fünf Prozent der untersuchten Unternehmen nachweisen, wie sie die Klimaziele erreichen wollen.

Die Studie hat aber auch festgestellt, dass sich neun von zehn europäischen Unternehmen bemühen, ihre Emissionen zu reduzieren. PRODUKTION hat deshalb vier Unternehmen gefragt, wie sie die Erfolge einer CO2-neutralen Fabrik messen und welche Ziele sie sich gesetzt haben.

Alle befragten Unternehmen sind auch auf der Fachkonferenz CO2-neutrale Fabrik vertreten. Die Themenschwerpunkte der diesjährigen Veranstaltung sind unter anderem die Gleichstromfabrik, Umweltmanagement/Digitalisierung und die Frage: Energieziele vs. Energiekrise: Rückkehr zu Öl und Kohle? Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter folgendem Link: Hier klicken!

Diese Maßnahmen helfen, die Emissionen zu reduzieren

„Die wichtigste Kennzahl ist die absolute CO2-Emission, die durch das Unternehmen verursacht wird“, sagt Lucas Leinweber, CO2-Management Technical Operations bei Enit Energy IT Systems. Bei einer CO2-neutralen Fabrik sollte diese Kennzahl auf null reduziert werden.

Zusätzlich könne auch die Menge an eingesparten CO2-Emissionen durch die Verwendung von erneuerbaren Energien, die Energieeffizienzmaßnahmen oder die Umstellung auf CO2-arme Technologien gemessen werden.

„Wichtig hierbei ist natürlich, dass nicht nur die direkten Emissionen in Scope 1 und 2 auf Null gebracht werden, sondern auch die vor- und nachgelagerten Prozesse (Scope 3)“, erklärt Leinweber. Zudem könne auch über die CO2-Neutralität hinaus etwas für den Klimaschutz getan werden.

Das steckt hinter Scope 1, 2 und 3

  • Scope 1 sind die direkten Treibhausgasemissionen, also Emissionen, die unter der Kontrolle des Unternehmens stehen. Dazu zählen zum Beispiel die Produktionsanlagen und der Fuhrpark.
  • Scope 2 bezieht sich auf die indirekten Treibhausgasemissionen. Diese entstehen aus der Erzeugung der beschafften Energie. Die Emissionen entstehen also nicht direkt am Standort. Beispiele dafür sind elektrische Energie, Wärme und Dampf.
  • Mit Scope 3 sind alle weiteren indirekten Treibhausgasemissionen gemeint, die durch Aktivitäten von Unternehmen verursacht werden, aber nicht in Scope 1 oder Scope 2 fallen. Dazu zählen Emissionen, die in der vorgelagerten Lieferkette erfolgen, zum Beispiel der Transport von Rohstoffen. Aber auch Geschäftsreisen und die Entsorgung von Abfällen fallen unter Scope 3.

Zeiss setzt auf Ökostrom

Zeiss hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 in den eigenen Tätigkeiten klimaneutral zu sein und an den wichtigsten Standorten weltweit auf Ökostrom umzustellen. In den Fällen, in denen Emissionen nicht reduziert werden können, sollen sie dem Unternehmen zufolge – soweit möglich – kompensiert werden.

Neben dem Einkauf von Grünstrom investiert Zeiss außerdem seit Jahren in energieeffiziente Standorte und eigene Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien, wie zum Beispiel Photovoltaik.

Bei der Zeiss-Sparte Semiconductor Manufacturing Technology (SMT) werden aktuell CO2-Emissionen in Tonnen pro Wertschöpfung und Euro pro Jahr gemessen, erklärt das Unternehmen. „Die Ergebnisse dieser Analysen liefern uns Erkenntnisse darüber, wo wir weiter ansetzen müssen, um diese Emissionen weiter zu senken“, so Zeiss. Den Ansatz der Smart Factory will der Konzern nutzen, um die Datengrundlage und somit auch Verbesserungspotentiale zu erheben und Erfolge künftig noch besser messen zu können.

Ostermeier H2ydrogen Solutions hat sich ebenfalls den Strom als Ziel gesetzt: Dieser soll so weit wie möglich über eigene PV-Anlagen und damit CO2-frei erzeugt werden, sagt Geschäftsführer Dr. Markus Ostermeier.

Alles Wissenswerte zum Thema CO2-neutrale Industrie

Sie wollen alles wissen zum Thema CO2-neutrale Industrie? Dann sind Sie hier richtig. Alles über den aktuellen Stand bei der klimaneutralen Industrie, welche technischen Innovationen es gibt, wie der Maschinenbau reagiert und wie die Rechtslage ist erfahren Sie in dem Beitrag "Der große Überblick zur CO2-neutralen Industrie".

Um die klimaneutrale Industrie auch  real werden zu lassen, benötigt es regenerative Energien. Welche Erneuerbaren Energien es gibt und wie deren Nutzen in der Industrie am höchsten ist, lesen Sie hier.

Oder interessieren Sie sich mehr für das Thema Wasserstoff? Viele Infos dazu gibt es hier.

Life Cycle Assessments umfassen alle Schritte des Produkts

Edag Engineering misst den Erfolg einer CO2-neutralen Fabrik zunächst für seine Kunden, sagt Dr. Ing. Stefan Caba, Leiter des Innovationsfelds Nachhaltige Fahrzeugentwicklung. Dazu gebe es Life Cycle Assessments, die alle Bauteile, Prozess- und Logistikschritte des Produkts umfassen.

„Unser Ziel ist klar, dass wir schon lange vor der politischen Vorgabe in der Lage sein wollen, CO2-neutrale – oder besser -negative – Produkte zu entwickeln“, sagt Caba. Edag selbst konnte seinen eigenen CO2-Ausstoß im vergangenen Jahr durch unterschiedliche Maßnahmen um 52 Prozent reduzieren. „Ziel ist natürlich auch hier, die restlichen 48 Prozent möglichst schnell zu schaffen“, so Caba.

Podcast: Prof. Sauer über klimaneutrale Fabriken

Mehr zur Podcast-Folge erfahren Sie hier: "Prof. Alexander Sauer über Energieeffizienz in der Produktion"

Fachkonferenz: Die CO2-neutrale Fabrik

Fachkonferenz: Die CO2-neutrale Fabrik
(Bild: mi conect)

Experten aus Wissenschaft, Forschung und Industrie tauschen sich jedes Jahr auf der Fachkonferenz CO2-neutrale Fabrik zu den aktuellen Themen rund um klimaneutrale Industrie aus.

 

Prof. Alexander Sauer hat 2023 einen Vortrag zum Thema "Defossilierung der Produktion" gehalten. Im Podcast Industry Insights hat er die wichtigsten Punkte zusammengefast. Hier klicken, um zur Folge zu kommen!

 

Weitere Beiträge, die sich mit den Themen der Konferenz beschäftigen, finden Sie in unserem Fokusthema CO2-neutrale Industrie. Hier geht's entlang!

 

Die nächste Fachkonferenz findet am 15. und 16. Mai 2024 in Würzburg statt. Hier kommen Sie zur Anmeldung: Fachkonferenz CO2-neutrale Fabrik

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