Erst Corona, dann Materialengpässe und jetzt der Krieg: Die Lage in der Metall- und Elektroindustrie bleibt angespannt. Die Branche warnt erneut vor einem Gas-Embargo.
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In der Metall- und Elektroindustrie herrscht aufgrund der vielen aktuellen Herausforderungen eine große Verunsicherung.(Bild: moodboard - stock.adobe.com)
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Die hohen Energie- und Materialkosten sowie die wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund des Ukraine-Kriegs führen in der Metall- und Elektroindustrie zu großer Verunsicherung. Jedes fünfte Unternehmen der Branche sieht sich aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds existenziell gefährdet, wie aus der aktuellen Unternehmensbefragung des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
"Die Kostensteigerungen treffen die Unternehmen massiv", sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander. "Das sind natürlich die Effekte der Energiepreissteigerungen, der Materialpreissteigerungen und so weiter. Das frisst sich durch." 80 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich demnach "in substanziellem Umfang" von den hohen Kosten betroffen.
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Ein knappes Drittel der Firmen gab zudem an, in hohem Maße die Produktion gedrosselt zu haben oder dies im laufenden Jahr noch tun zu müssen. "Das hängt mit den gestörten Lieferketten zusammen und dem Stau vor den Welthäfen", sagte Zander. Nach wie vor etwa wirke sich der Halbleitermangel auf die Produktion der Autoindustrie aus. Es fehle an Rohstoffen und Vorprodukten.
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Metallindustrie befürchtet Produktionsausfälle bei Gas-Stopp
Erneut warnte Zander vor einem Embargo für russisches Gas. In einem solchen Fall wären massive Produktionsausfälle zu befürchten. Fast jedes vierte Unternehmen gehe bei einem Gas-Stopp von einem vollständigen Produktionsstillstand aus. "Das würde allein 300.000 Beschäftigte in den Betrieben betreffen, die an der Umfrage teilgenommen haben", sagte Zander.
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Betroffen davon sei potenziell auch die kritische Infrastruktur, für die mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen produziere. Es gehe um medizintechnische Produkte sowie um solche für den Energie- und Verkehrssektor oder die Verkehrsinfrastruktur. "Irgendwann werden Produktionsausfälle auch dort durchschlagen", sagte der Verbandschef.
Aufgrund der hohen Kosten stellen laut Umfrage mehr als 55 Prozent der Unternehmen anstehende Investitionen zurück oder verschieben diese. "Das ist schwierig, denn wenn man Investitionen unterlässt, fällt das Produktionswachstum später geringer aus", sagte Zander. "Alle Unternehmen stehen vor einem Strukturwandel. Der erfordert hohe Investitionen. Wenn das Geld dafür nicht mehr verdient werden kann, ist das langfristig für das ganze Land ein Nachteil."
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Viele Unternehmen ergreifen im angespannten wirtschaftlichen Umfeld die Initiative: Mehr als die Hälfte von ihnen versucht, die eigenen Lieferketten breiter aufzustellen. In geringerem Umfang (14 Prozent) verlagern sie zudem die Produktion zurück nach Deutschland oder in andere EU-Länder. Jede fünfte Firma gab an, Personal abzubauen.
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An der Branchenumfrage haben laut Gesamtmetall zwischen dem 16. und dem 31. Mai mehr als 1400 Unternehmen teilgenommen. Sie stehen für rund 42 Prozent aller Beschäftigten der Branche.