Eine ZF-Mitarbeiterin in Schweinfurt montiert Komponenten für einen Rotor, den rotierenden Teil eines Elektromotors. Der Rotor und der feststehende Stator sind die zwei wesentlichen Bestandteile eines Elektromotors.

ZF hat bei Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr das Niveau von vor Beginn der Pandemie übertroffen. (Bild: ZF)

Seit drei Wochen blickt die Welt auf die Ukraine. Der dortige Krieg hat – wie berichtet – auch Auswirkungen auf die deutschen Unternehmen. Da ist ZF keine Ausnahme.  
CEO Wolf-Henning Scheider erklärte auf der heutigen Bilanzpressekonferenz (17.3.), ZF sorge sich um die ukrainischen Beschäftigten vor Ort, aber auch an anderen Standorten. So werden zum Beispiel die Löhne weitergezahlt, es gebe eine Arbeitsplatzgarantie und Unterstützung bei der Suche nach Unterkünften. Dafür wurde ein eigener Krisenstab eingerichtet.

ZF hat in der Ukraine acht Mitarbeitende und ist mit diesen jeden Tag in Kontakt. Scheider erklärte, mit Zustimmung der Beschäftigten gebe es auch eine GPS-Verbindung, sodass das Unternehmen immer genau wisse, wo sie sich aufhalten und helfen kann. So sei die erste Familie in Deutschland angekommen und hat mit Hilfe des Unternehmens eine Unterkunft gefunden.

In Russland erwirtschaftet ZF rund zwei Prozent seines Umsatzes. Das sei „jetzt nicht die große Tragweite“, sagte Scheider. Er rechnet damit, dass ZF in diesem Jahr keinen Umsatz in Russland machen wird. Wie berichtet, hat ZF zu Beginn des Krieges alle Lieferungen nach Russland – auch zum Joint Venture ZF Kama – gestoppt.

Welche Firmen Ihre Geschäftsbeziehungen noch gestoppt haben, erfahren Sie hier:

ZF-Beschäftigte in Russland erhalten weiter Gehalt

ZF hat in Russland insgesamt 600 Mitarbeitende, die trotz Produktionsstopp weiter die Gehälter erhalten. Scheider erklärte, man sehe sich bei ZF als Familie – egal, in welchem Land die Beschäftigten arbeiten. Er schränkte aber ein: Die Gehälter können nur so lange gezahlt werden, wie die Finanzmittel vor Ort vorhanden sind. Denn aufgrund der Sanktionen können keine Überweisungen getätigt werden.

Wie es mit dem Joint Venture weitergeht, konnte Scheider noch nicht sagen. Ob das Joint Venture betriebsfähig ist, hängt auch davon ab, wie lange die Sanktionen bestehen bleiben.

Obwohl ZF derzeit kaum von kriegsbedingten Lieferengpässen betroffen ist, haben die Lieferengpässe bei den ZF-Kunden natürlich Auswirkungen, so Scheider. So werden weniger Produkte abgerufen.

Aber nicht nur der Ukraine-Krieg beschäftigt den Automobilzulieferer. Rund 10 Millionen Fahrzeuge konnte aufgrund der Lieferengpässe im vergangenen Jahr nicht gebaut werden, sagte Scheider. Als Zulieferer war davon natürlich auch ZF betroffen. Der CEO berichtet, Kunden haben ihr Produktion aufgrund von Materialknappheit oder Sanktionen ihre Produktion eingestellt oder werden sie bald einstellen. Dazu kommen signifikant gestiegene Einkaufspreise und höhere Kosten für Fracht und Lagerhaltung.

Dennoch konnte ZF seine Ziele im vergangenen Jahr erreichen und hat sogar sein Vor-Corona-Niveau übertroffen. Der Umsatz lag mit 38,3 Milliarden Euro rund 1,8 Milliarden Euro über dem Umsatz aus dem Jahr 2019. Der Netto-Gewinn betrug 783 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2019 lag das Ergebnis nach Steuern bei 400 Millionen Euro.  

Für 2022 rechnet ZF mit einem Umsatzwachstum auf mehr als 40 Milliarden Euro. Die Prognose sei aber aufgrund der aktuellen Geschehnisse „ganz explizit unter Vorbehalt“, so das Unternehmen.

Scheider geht davon aus, dass sich die Halbleiter-Versorgung voraussichtlich im zweiten Halbjahr verbessern wird. Es werde aber weiterhin Lieferengpässe geben. Denn es habe sich zwar die Lieferfähigkeit der Partner verbessert, aber: Wenn nur ein einziges Teil fehlt, können die Produkte nicht fertiggestellt werden. Im vergangenen Jahr haben laut Scheider mehrere Teile gefehlt. Inzwischen fehlen weniger Teile. Diese werden jedoch dringend benötigt. Man müsse zudem schauen, wie sich der Ukraine-Krieg auf die Lieferengpässe auswirkt und ob es zum Beispiel genügend Lkw-Fahrer gibt. Der CEO rechnet deshalb mit einem schwierigen Jahr.

In der Bilanzpressekonferenz hat der CEO zudem verkündet, seinen Vertrag bei ZF nicht zu verlängern. Den Grund dafür erfahren Sie hier.

Ukraine-Krieg: Alle wichtigen Informationen für die Industrie

Flaggen von der Ukraine und Russland
(Bild: jd-photodesign - stock.adobe.com)

Der Ukraine-Krieg hat die Welt verändert und hat auch Auswirkungen auf die deutsche Industrie und Wirtschaft. Hier finden Sie weitere Informationen:

 

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